Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Kenntniß der Wirbelthiere. Geo. Rob. Gray (gest. 1872, Bruder von John Edw.), sowie inhandlicherer Form der um die Ausbreitung ornithologischer Kenntnisse wie Förderung der Systematik verdiente Heinr. Gust. Ludw. Reichen- bach (geb. 1793) dar. Um die Ausbildung des Systems bemühten sich ferner besonders Bonaparte, H. Schlegel, J. Cabanis, Hugh Edwin Strickland (1811-1853), J. Cassin (geb. 1812) und F. Spencer Baird (geb. 1823), welcher erfolgreich die zahl- reichen Materialien für eine nordamerikanische Ornis bearbeitet hat. Sehr thätig in faunistischen Uebersichten, ornithologischen Jahresberich- ten und Schilderung neuer Arten war Gust. Hartlaub (geb. 1815). Die Eier wurden gleichfalls bei Beurtheilung der einzelnen Formen berücksichtigt und fanden an Thienemann, Des Murs, C. Jen- nings und Will. C. Hewitson systematische Beschreiber. Die Ana- tomie der Vögel bearbeitete Fr. Tiedemann in vorzüglicher Weise, während Treviranus, J. Fr. Brandt (in zu wenig berücksichtig- ten Arbeiten), Nitzsch, C. J. Sundevall, und J. Müller ein- zelne Punkte in ausgezeichneter Behandlung erledigten. Für die Kenntniß fossiler Reste ist seit Cuvier's Arbeiten keine Thatsache so epochemachend gewesen wie die Reconstruction des neuseeländischen Riesenvogels aus einem Oberschenkelschafte durch Owen, ein Fund, welcher durch die später erfolgte Entdeckung noch lebender flügelloser Vögel auf jener Insel ebenso an Interesse gewann, wie die Entdeckung der Aepyornis-Reste auf Madagascar manches Licht auf orientalische Mythen wirft. -- Für die Auffassung des Säugethiertypus war die am Ende vorigen Jahrhunderts erfolgte Entdeckung der beiden Formen Echidna und Ornithorhynchus von der größten Bedeutung. Sie mußte die Auffassung von den Grenzen der Classen, vom systematischen Werthe der bisherigen Ordnungen, ebenso wie von dem Werthe der verschiedenen Merkmalsgruppen wesentlich umgestalten. Es hatten zwar Storr und Batsch die Beutelthiere zu einer Gruppe vereinigt. Das Bekanntwerden neuer Formen hatte aber zunächst die Zweckmäßigkeit dieser Anordnung zweifelhaft erscheinen lassen. So sagen wohl Cu- vier und Geoffroy in ihrer für die Geschichte der neueren Säugethier- systematik wichtigen Arbeit (1795), die primären und bezeichnenden Kenntniß der Wirbelthiere. Geo. Rob. Gray (geſt. 1872, Bruder von John Edw.), ſowie inhandlicherer Form der um die Ausbreitung ornithologiſcher Kenntniſſe wie Förderung der Syſtematik verdiente Heinr. Guſt. Ludw. Reichen- bach (geb. 1793) dar. Um die Ausbildung des Syſtems bemühten ſich ferner beſonders Bonaparte, H. Schlegel, J. Cabanis, Hugh Edwin Strickland (1811-1853), J. Caſſin (geb. 1812) und F. Spencer Baird (geb. 1823), welcher erfolgreich die zahl- reichen Materialien für eine nordamerikaniſche Ornis bearbeitet hat. Sehr thätig in fauniſtiſchen Ueberſichten, ornithologiſchen Jahresberich- ten und Schilderung neuer Arten war Guſt. Hartlaub (geb. 1815). Die Eier wurden gleichfalls bei Beurtheilung der einzelnen Formen berückſichtigt und fanden an Thienemann, Des Murs, C. Jen- nings und Will. C. Hewitſon ſyſtematiſche Beſchreiber. Die Ana- tomie der Vögel bearbeitete Fr. Tiedemann in vorzüglicher Weiſe, während Treviranus, J. Fr. Brandt (in zu wenig berückſichtig- ten Arbeiten), Nitzſch, C. J. Sundevall, und J. Müller ein- zelne Punkte in ausgezeichneter Behandlung erledigten. Für die Kenntniß foſſiler Reſte iſt ſeit Cuvier's Arbeiten keine Thatſache ſo epochemachend geweſen wie die Reconſtruction des neuſeeländiſchen Rieſenvogels aus einem Oberſchenkelſchafte durch Owen, ein Fund, welcher durch die ſpäter erfolgte Entdeckung noch lebender flügelloſer Vögel auf jener Inſel ebenſo an Intereſſe gewann, wie die Entdeckung der Aepyornis-Reſte auf Madagascar manches Licht auf orientaliſche Mythen wirft. — Für die Auffaſſung des Säugethiertypus war die am Ende vorigen Jahrhunderts erfolgte Entdeckung der beiden Formen Echidna und Ornithorhynchus von der größten Bedeutung. Sie mußte die Auffaſſung von den Grenzen der Claſſen, vom ſyſtematiſchen Werthe der bisherigen Ordnungen, ebenſo wie von dem Werthe der verſchiedenen Merkmalsgruppen weſentlich umgeſtalten. Es hatten zwar Storr und Batſch die Beutelthiere zu einer Gruppe vereinigt. Das Bekanntwerden neuer Formen hatte aber zunächſt die Zweckmäßigkeit dieſer Anordnung zweifelhaft erſcheinen laſſen. 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Geo. Rob. Gray (geſt. 1872, Bruder von John Edw.), ſowie in
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wie Förderung der Syſtematik verdiente Heinr. Guſt. Ludw. Reichen-
bach (geb. 1793) dar. Um die Ausbildung des Syſtems bemühten
ſich ferner beſonders Bonaparte, H. Schlegel, J. Cabanis,
Hugh Edwin Strickland (1811-1853), J. Caſſin (geb. 1812)
und F. Spencer Baird (geb. 1823), welcher erfolgreich die zahl-
reichen Materialien für eine nordamerikaniſche Ornis bearbeitet hat.
Sehr thätig in fauniſtiſchen Ueberſichten, ornithologiſchen Jahresberich-
ten und Schilderung neuer Arten war Guſt. Hartlaub (geb. 1815).
Die Eier wurden gleichfalls bei Beurtheilung der einzelnen Formen
berückſichtigt und fanden an Thienemann, Des Murs, C. Jen-
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Rieſenvogels aus einem Oberſchenkelſchafte durch Owen, ein Fund,
welcher durch die ſpäter erfolgte Entdeckung noch lebender flügelloſer
Vögel auf jener Inſel ebenſo an Intereſſe gewann, wie die Entdeckung
der Aepyornis-Reſte auf Madagascar manches Licht auf orientaliſche
Mythen wirft. — Für die Auffaſſung des Säugethiertypus war die
am Ende vorigen Jahrhunderts erfolgte Entdeckung der beiden Formen
Echidna und Ornithorhynchus von der größten Bedeutung. Sie
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Werthe der bisherigen Ordnungen, ebenſo wie von dem Werthe der
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Storr und Batſch die Beutelthiere zu einer Gruppe vereinigt. Das
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ſyſtematik wichtigen Arbeit (1795), die primären und bezeichnenden
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