Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. München 1899.Das Völkerchaos. dem Niemand weiss, was es eigentlich soll in dieser Zeit der Rechts-gleichheit!" Nichtsdestoweniger schliesst der gelehrte Mann seinen Vortrag mit dem Wunsche nach "in sich selbst ruhenden, schönen Persön- lichkeiten!" Als ob die gesamte Geschichte nicht da wäre, um uns zu zeigen, wie Persönlichkeit und Rasse auf das Engste zusammenhängen, wie die Art der Persönlichkeit durch die Art ihrer Rasse bestimmt wird, und die Macht der Persönlichkeit an gewisse Bedingungen ihres Blutes geknüpft ist! Und als ob die wissenschaftliche Tier- und Pflanzenzüchtung uns nicht ein ungeheuer reiches und zuverlässiges Material böte, an dem wir sowohl die Bedingungen wie auch die Bedeutung von "Rasse" kennen lernen. Entstehen die sogenannten (und mit Recht so genannten) "edlen" Tierrassen, die Zugpferde vom Limousin, die amerikanischen Traber, die irischen Renner, die absolut zuverlässigen Jagdhunde durch Zufall und Promiscuität? Entstehen sie, indem man den Tieren Rechtsgleichheit gewährt, ihnen dasselbe Futter vorwirft und über sie die nämliche Rute schwingt? Nein, sie ent- stehen durch geschlechtliche Zuchtwahl und durch strenge Reinhaltung der Rasse. Und zwar bieten uns die Pferde, namentlich aber die Hunde, jede Gelegenheit zu der Beobachtung, dass die geistigen Gaben Hand in Hand mit den physischen gehen; speziell gilt dies von den mora- lischen Anlagen: ein Bastardhund ist nicht selten sehr klug, jedoch niemals zuverlässig, sittlich ist er stets ein Lump. Andauernde Promis- cuität unter zwei hervorragenden Tierrassen führt ausnahmslos zur Vernichtung der hervorragenden Merkmale von beiden!1) Warum sollte die Menschheit eine Ausnahme bilden? Ein Kirchen- vater mochte das wohl wähnen; steht es aber einem hochangesehenen Naturforscher gut an, das Gewicht seines grossen Einflusses in die Wagschale mittelalterlichen Aberglaubens und Unwissens zu werfen? Wahrlich, man möchte unseren philosophisch so verwahrlosten natur- wissenschaftlichen Autoritäten einen logischen Kursus beim Thomas von Aquin wünschen; er könnte ihnen nur heilsam sein! In Wahr- heit sind die Menschenrassen, trotz des breiten, gemeinsamen Unter- grundes, von einander in Bezug auf Charakter, auf Anlagen, und vor Allem in Bezug auf den Grad der einzelnen Befähigungen so verschieden wie Windhund, Bulldogge, Pudel und Neufundländer. Die Ungleich- 1) Siehe namentlich Darwin: Animals and Plants under Domestication, Kap. XV
und XIX. "Free crossing obliterates characters." Über "die abergläubische Sorgfalt, mit welcher die Araber ihre Pferderasse rein erhalten", findet man interessante Angaben in Gibbon's Roman Empire, Kap. 50. Das Völkerchaos. dem Niemand weiss, was es eigentlich soll in dieser Zeit der Rechts-gleichheit!« Nichtsdestoweniger schliesst der gelehrte Mann seinen Vortrag mit dem Wunsche nach »in sich selbst ruhenden, schönen Persön- lichkeiten!« Als ob die gesamte Geschichte nicht da wäre, um uns zu zeigen, wie Persönlichkeit und Rasse auf das Engste zusammenhängen, wie die Art der Persönlichkeit durch die Art ihrer Rasse bestimmt wird, und die Macht der Persönlichkeit an gewisse Bedingungen ihres Blutes geknüpft ist! Und als ob die wissenschaftliche Tier- und Pflanzenzüchtung uns nicht ein ungeheuer reiches und zuverlässiges Material böte, an dem wir sowohl die Bedingungen wie auch die Bedeutung von »Rasse« kennen lernen. Entstehen die sogenannten (und mit Recht so genannten) »edlen« Tierrassen, die Zugpferde vom Limousin, die amerikanischen Traber, die irischen Renner, die absolut zuverlässigen Jagdhunde durch Zufall und Promiscuität? Entstehen sie, indem man den Tieren Rechtsgleichheit gewährt, ihnen dasselbe Futter vorwirft und über sie die nämliche Rute schwingt? Nein, sie ent- stehen durch geschlechtliche Zuchtwahl und durch strenge Reinhaltung der Rasse. Und zwar bieten uns die Pferde, namentlich aber die Hunde, jede Gelegenheit zu der Beobachtung, dass die geistigen Gaben Hand in Hand mit den physischen gehen; speziell gilt dies von den mora- lischen Anlagen: ein Bastardhund ist nicht selten sehr klug, jedoch niemals zuverlässig, sittlich ist er stets ein Lump. Andauernde Promis- cuität unter zwei hervorragenden Tierrassen führt ausnahmslos zur Vernichtung der hervorragenden Merkmale von beiden!1) Warum sollte die Menschheit eine Ausnahme bilden? Ein Kirchen- vater mochte das wohl wähnen; steht es aber einem hochangesehenen Naturforscher gut an, das Gewicht seines grossen Einflusses in die Wagschale mittelalterlichen Aberglaubens und Unwissens zu werfen? Wahrlich, man möchte unseren philosophisch so verwahrlosten natur- wissenschaftlichen Autoritäten einen logischen Kursus beim Thomas von Aquin wünschen; er könnte ihnen nur heilsam sein! In Wahr- heit sind die Menschenrassen, trotz des breiten, gemeinsamen Unter- grundes, von einander in Bezug auf Charakter, auf Anlagen, und vor Allem in Bezug auf den Grad der einzelnen Befähigungen so verschieden wie Windhund, Bulldogge, Pudel und Neufundländer. Die Ungleich- 1) Siehe namentlich Darwin: Animals and Plants under Domestication, Kap. XV
und XIX. »Free crossing obliterates characters.« Über »die abergläubische Sorgfalt, mit welcher die Araber ihre Pferderasse rein erhalten«, findet man interessante Angaben in Gibbon’s Roman Empire, Kap. 50. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0288" n="265"/><fw place="top" type="header">Das Völkerchaos.</fw><lb/> dem Niemand weiss, was es eigentlich soll in dieser Zeit der Rechts-<lb/> gleichheit!« Nichtsdestoweniger schliesst der gelehrte Mann seinen<lb/> Vortrag mit dem Wunsche nach »in sich selbst ruhenden, schönen Persön-<lb/> lichkeiten!« Als ob die gesamte Geschichte nicht da wäre, um uns<lb/> zu zeigen, wie Persönlichkeit und Rasse auf das Engste zusammenhängen,<lb/> wie die Art der Persönlichkeit durch die Art ihrer Rasse bestimmt<lb/> wird, und die Macht der Persönlichkeit an gewisse Bedingungen ihres<lb/> Blutes geknüpft ist! Und als ob die wissenschaftliche Tier- und<lb/> Pflanzenzüchtung uns nicht ein ungeheuer reiches und zuverlässiges<lb/> Material böte, an dem wir sowohl die Bedingungen wie auch die<lb/> Bedeutung von »Rasse« kennen lernen. Entstehen die sogenannten<lb/> (und mit Recht so genannten) »edlen« Tierrassen, die Zugpferde vom<lb/> Limousin, die amerikanischen Traber, die irischen Renner, die absolut<lb/> zuverlässigen Jagdhunde durch Zufall und Promiscuität? Entstehen<lb/> sie, indem man den Tieren Rechtsgleichheit gewährt, ihnen dasselbe Futter<lb/> vorwirft und über sie die nämliche Rute schwingt? Nein, sie ent-<lb/> stehen durch geschlechtliche Zuchtwahl und durch strenge Reinhaltung<lb/> der Rasse. Und zwar bieten uns die Pferde, namentlich aber die Hunde,<lb/> jede Gelegenheit zu der Beobachtung, dass die geistigen Gaben Hand<lb/> in Hand mit den physischen gehen; speziell gilt dies von den <hi rendition="#g">mora-<lb/> lischen</hi> Anlagen: ein Bastardhund ist nicht selten sehr klug, jedoch<lb/> niemals zuverlässig, sittlich ist er stets ein Lump. Andauernde Promis-<lb/> cuität unter zwei hervorragenden Tierrassen führt ausnahmslos <hi rendition="#g">zur<lb/> Vernichtung der hervorragenden Merkmale von beiden!</hi><note place="foot" n="1)">Siehe namentlich Darwin: <hi rendition="#i">Animals and Plants under Domestication,</hi> Kap. XV<lb/> und XIX. »<hi rendition="#i">Free crossing obliterates characters.</hi>« Über »die abergläubische Sorgfalt,<lb/> mit welcher die Araber ihre Pferderasse rein erhalten«, findet man interessante<lb/> Angaben in Gibbon’s <hi rendition="#i">Roman Empire,</hi> Kap. 50.</note><lb/> Warum sollte die Menschheit eine Ausnahme bilden? Ein Kirchen-<lb/> vater mochte das wohl wähnen; steht es aber einem hochangesehenen<lb/> Naturforscher gut an, das Gewicht seines grossen Einflusses in die<lb/> Wagschale mittelalterlichen Aberglaubens und Unwissens zu werfen?<lb/> Wahrlich, man möchte unseren philosophisch so verwahrlosten natur-<lb/> wissenschaftlichen Autoritäten einen logischen Kursus beim Thomas<lb/> von Aquin wünschen; er könnte ihnen nur heilsam sein! In Wahr-<lb/> heit sind die Menschenrassen, trotz des breiten, gemeinsamen Unter-<lb/> grundes, von einander in Bezug auf Charakter, auf Anlagen, und vor<lb/> Allem in Bezug auf den Grad der einzelnen Befähigungen so verschieden<lb/> wie Windhund, Bulldogge, Pudel und Neufundländer. Die Ungleich-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0288]
Das Völkerchaos.
dem Niemand weiss, was es eigentlich soll in dieser Zeit der Rechts-
gleichheit!« Nichtsdestoweniger schliesst der gelehrte Mann seinen
Vortrag mit dem Wunsche nach »in sich selbst ruhenden, schönen Persön-
lichkeiten!« Als ob die gesamte Geschichte nicht da wäre, um uns
zu zeigen, wie Persönlichkeit und Rasse auf das Engste zusammenhängen,
wie die Art der Persönlichkeit durch die Art ihrer Rasse bestimmt
wird, und die Macht der Persönlichkeit an gewisse Bedingungen ihres
Blutes geknüpft ist! Und als ob die wissenschaftliche Tier- und
Pflanzenzüchtung uns nicht ein ungeheuer reiches und zuverlässiges
Material böte, an dem wir sowohl die Bedingungen wie auch die
Bedeutung von »Rasse« kennen lernen. Entstehen die sogenannten
(und mit Recht so genannten) »edlen« Tierrassen, die Zugpferde vom
Limousin, die amerikanischen Traber, die irischen Renner, die absolut
zuverlässigen Jagdhunde durch Zufall und Promiscuität? Entstehen
sie, indem man den Tieren Rechtsgleichheit gewährt, ihnen dasselbe Futter
vorwirft und über sie die nämliche Rute schwingt? Nein, sie ent-
stehen durch geschlechtliche Zuchtwahl und durch strenge Reinhaltung
der Rasse. Und zwar bieten uns die Pferde, namentlich aber die Hunde,
jede Gelegenheit zu der Beobachtung, dass die geistigen Gaben Hand
in Hand mit den physischen gehen; speziell gilt dies von den mora-
lischen Anlagen: ein Bastardhund ist nicht selten sehr klug, jedoch
niemals zuverlässig, sittlich ist er stets ein Lump. Andauernde Promis-
cuität unter zwei hervorragenden Tierrassen führt ausnahmslos zur
Vernichtung der hervorragenden Merkmale von beiden! 1)
Warum sollte die Menschheit eine Ausnahme bilden? Ein Kirchen-
vater mochte das wohl wähnen; steht es aber einem hochangesehenen
Naturforscher gut an, das Gewicht seines grossen Einflusses in die
Wagschale mittelalterlichen Aberglaubens und Unwissens zu werfen?
Wahrlich, man möchte unseren philosophisch so verwahrlosten natur-
wissenschaftlichen Autoritäten einen logischen Kursus beim Thomas
von Aquin wünschen; er könnte ihnen nur heilsam sein! In Wahr-
heit sind die Menschenrassen, trotz des breiten, gemeinsamen Unter-
grundes, von einander in Bezug auf Charakter, auf Anlagen, und vor
Allem in Bezug auf den Grad der einzelnen Befähigungen so verschieden
wie Windhund, Bulldogge, Pudel und Neufundländer. Die Ungleich-
1) Siehe namentlich Darwin: Animals and Plants under Domestication, Kap. XV
und XIX. »Free crossing obliterates characters.« Über »die abergläubische Sorgfalt,
mit welcher die Araber ihre Pferderasse rein erhalten«, findet man interessante
Angaben in Gibbon’s Roman Empire, Kap. 50.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |