Zwilling a Pede) und sein Herr mit dem geist¬ reichsten Spotte und gemüthlichsten Scherze be¬ schreitet. Die prunkende Armseligkeit und Tyran¬ nei der Aufklärung, besonders von Seiten der Er¬ ziehung, gibt sich hier selbst zum Besten; und ei¬ nen herrlichen Abstich dagegen gewährt die nur still und sanft durchleuchtende klare, ruhige Mil¬ de eines einfachen, gesunden Gemüths. Es sind aber überhaupt gar vielfache Betrachtungen, zu welchen dies ächt humoristische Werk veranlaßt. Wer hier eine etwa nachzuerzählende, fleißig ge¬ fugte und sorgfältig geglättete, mit lustigen Ein¬ fällen durchspickte Geschichte suchte, möchte durch¬ aus seine Rechnung nicht finden: denn nicht lei¬ ser und loser hängen die Fäden hier zusammen, wie in dem Gegenstande selbst alles zusammen¬ hängt: ja alles wird gewissermaßen sein eigenes Widerspiel, Widerspiel seiner selbst. Keckes Ab¬ springen, eine Freiheit, die eben im Einzelnen, allen logischen Zusammenhang verschmähend, alles, was sich ihr bietet, mit höherer, combinatorischer und doch spielender Kraft zwingt, Einem Ziele nach¬ zugehen, ein schälkisches Verschweigen des innern Friedens und der Eintracht, welches diese disjecta
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Zwilling a Pede) und ſein Herr mit dem geiſt¬ reichſten Spotte und gemuͤthlichſten Scherze be¬ ſchreitet. Die prunkende Armſeligkeit und Tyran¬ nei der Aufklaͤrung, beſonders von Seiten der Er¬ ziehung, gibt ſich hier ſelbſt zum Beſten; und ei¬ nen herrlichen Abſtich dagegen gewaͤhrt die nur ſtill und ſanft durchleuchtende klare, ruhige Mil¬ de eines einfachen, geſunden Gemuͤths. Es ſind aber uͤberhaupt gar vielfache Betrachtungen, zu welchen dies aͤcht humoriſtiſche Werk veranlaßt. Wer hier eine etwa nachzuerzaͤhlende, fleißig ge¬ fugte und ſorgfaͤltig geglaͤttete, mit luſtigen Ein¬ faͤllen durchſpickte Geſchichte ſuchte, moͤchte durch¬ aus ſeine Rechnung nicht finden: denn nicht lei¬ ſer und loſer haͤngen die Faͤden hier zuſammen, wie in dem Gegenſtande ſelbſt alles zuſammen¬ haͤngt: ja alles wird gewiſſermaßen ſein eigenes Widerſpiel, Widerſpiel ſeiner ſelbſt. Keckes Ab¬ ſpringen, eine Freiheit, die eben im Einzelnen, allen logiſchen Zuſammenhang verſchmaͤhend, alles, was ſich ihr bietet, mit hoͤherer, combinatoriſcher und doch ſpielender Kraft zwingt, Einem Ziele nach¬ zugehen, ein ſchaͤlkiſches Verſchweigen des innern Friedens und der Eintracht, welches dieſe disjecta
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Zwilling a Pede) und ſein Herr mit dem geiſt¬
reichſten Spotte und gemuͤthlichſten Scherze be¬
ſchreitet. Die prunkende Armſeligkeit und Tyran¬
nei der Aufklaͤrung, beſonders von Seiten der Er¬
ziehung, gibt ſich hier ſelbſt zum Beſten; und ei¬
nen herrlichen Abſtich dagegen gewaͤhrt die nur
ſtill und ſanft durchleuchtende klare, ruhige Mil¬
de eines einfachen, geſunden Gemuͤths. Es ſind
aber uͤberhaupt gar vielfache Betrachtungen, zu
welchen dies aͤcht humoriſtiſche Werk veranlaßt.
Wer hier eine etwa nachzuerzaͤhlende, fleißig ge¬
fugte und ſorgfaͤltig geglaͤttete, mit luſtigen Ein¬
faͤllen durchſpickte Geſchichte ſuchte, moͤchte durch¬
aus ſeine Rechnung nicht finden: denn nicht lei¬
ſer und loſer haͤngen die Faͤden hier zuſammen,
wie in dem Gegenſtande ſelbſt alles zuſammen¬
haͤngt: ja alles wird gewiſſermaßen ſein eigenes
Widerſpiel, Widerſpiel ſeiner ſelbſt. Keckes Ab¬
ſpringen, eine Freiheit, die eben im Einzelnen,
allen logiſchen Zuſammenhang verſchmaͤhend, alles,
was ſich ihr bietet, mit hoͤherer, combinatoriſcher
und doch ſpielender Kraft zwingt, Einem Ziele nach¬
zugehen, ein ſchaͤlkiſches Verſchweigen des innern
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Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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