Siehst Du mich nicht krampfhaft zusammenschau¬ dern, und vor Dir ein Geheimniß haben?" Sie fiel schluchzend mir zu Füßen, und wiederholte mit Eidschwur ihre Bitte. --
Ich erklärte mich gegen den hereintretenden Forstmeister, meine Absicht sei, am ersten des nächstkünftigen Monats um die Hand seiner Toch¬ ter anzuhalten -- ich setzte diese Zeit fest, weil sich bis dahin Manches ereignen dürfte, was Ein¬ fluß auf mein Schicksal haben könnte. Unwandel¬ bar sei nur meine Liebe zu seiner Tochter. --
Der gute Mann erschrack ordentlich, als er solche Worte aus dem Munde des Grafen Pe¬ ter vernahm. Er fiel mir um den Hals, und ward wieder ganz verschämt, sich vergessen zu ha¬ ben. Nun fiel es ihm ein, zu zweifeln, zu er¬ wägen und zu forschen; er sprach von Mitgift, von Sicherheit, von Zukunft für sein liebes Kind. Ich dankte ihm, mich daran zu mahnen. Ich sagte ihm, ich wünsche in dieser Gegend, wo ich geliebt zu seyn schien, mich anzusiedeln, und ein sorgen¬ freies Leben zu führen. Ich bat ihn, die schönsten
Siehſt Du mich nicht krampfhaft zuſammenſchau¬ dern, und vor Dir ein Geheimniß haben?„ Sie fiel ſchluchzend mir zu Fuͤßen, und wiederholte mit Eidſchwur ihre Bitte. —
Ich erklaͤrte mich gegen den hereintretenden Forſtmeiſter, meine Abſicht ſei, am erſten des naͤchſtkuͤnftigen Monats um die Hand ſeiner Toch¬ ter anzuhalten — ich ſetzte dieſe Zeit feſt, weil ſich bis dahin Manches ereignen duͤrfte, was Ein¬ fluß auf mein Schickſal haben koͤnnte. Unwandel¬ bar ſei nur meine Liebe zu ſeiner Tochter. —
Der gute Mann erſchrack ordentlich, als er ſolche Worte aus dem Munde des Grafen Pe¬ ter vernahm. Er fiel mir um den Hals, und ward wieder ganz verſchaͤmt, ſich vergeſſen zu ha¬ ben. Nun fiel es ihm ein, zu zweifeln, zu er¬ waͤgen und zu forſchen; er ſprach von Mitgift, von Sicherheit, von Zukunft fuͤr ſein liebes Kind. Ich dankte ihm, mich daran zu mahnen. Ich ſagte ihm, ich wuͤnſche in dieſer Gegend, wo ich geliebt zu ſeyn ſchien, mich anzuſiedeln, und ein ſorgen¬ freies Leben zu fuͤhren. Ich bat ihn, die ſchoͤnſten
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Siehſt Du mich nicht krampfhaft zuſammenſchau¬
dern, und vor Dir ein Geheimniß haben?„ Sie
fiel ſchluchzend mir zu Fuͤßen, und wiederholte mit
Eidſchwur ihre Bitte. —
Ich erklaͤrte mich gegen den hereintretenden
Forſtmeiſter, meine Abſicht ſei, am erſten des
naͤchſtkuͤnftigen Monats um die Hand ſeiner Toch¬
ter anzuhalten — ich ſetzte dieſe Zeit feſt, weil
ſich bis dahin Manches ereignen duͤrfte, was Ein¬
fluß auf mein Schickſal haben koͤnnte. Unwandel¬
bar ſei nur meine Liebe zu ſeiner Tochter. —
Der gute Mann erſchrack ordentlich, als er
ſolche Worte aus dem Munde des Grafen Pe¬
ter vernahm. Er fiel mir um den Hals, und
ward wieder ganz verſchaͤmt, ſich vergeſſen zu ha¬
ben. Nun fiel es ihm ein, zu zweifeln, zu er¬
waͤgen und zu forſchen; er ſprach von Mitgift, von
Sicherheit, von Zukunft fuͤr ſein liebes Kind. Ich
dankte ihm, mich daran zu mahnen. Ich ſagte
ihm, ich wuͤnſche in dieſer Gegend, wo ich geliebt
zu ſeyn ſchien, mich anzuſiedeln, und ein ſorgen¬
freies Leben zu fuͤhren. Ich bat ihn, die ſchoͤnſten
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Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]
Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten Exemplars aus der SBB-PK sind sechs Kupfer von George Cruikshank aus der 2. Aufl. (1827).
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/72>, abgerufen am 16.02.2025.
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