Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.Die Gesetze der Longitudinalschwingungen eines Stabes habe ich in einer Schrift: III. Drehende Schwingungen. 97. Außer den vorher erwähnten Schwingungsarten sind noch andere möglich, bey 98. Die Arten, wie der Stab, er sey ganz frey, oder an dem einen Ende befe- Die Geſetze der Longitudinalſchwingungen eines Stabes habe ich in einer Schrift: III. Drehende Schwingungen. 97. Außer den vorher erwaͤhnten Schwingungsarten ſind noch andere moͤglich, bey 98. Die Arten, wie der Stab, er ſey ganz frey, oder an dem einen Ende befe- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0144" n="110"/> <p>Die Geſetze der Longitudinalſchwingungen eines Stabes habe ich in einer Schrift:<lb/> Ueber die Longitudinalſchwingungen der Saiten und Staͤbe, (Erfurt 1796. 4.) welche ſich auch<lb/> in den Schriften der dortigen Churmaynziſchen Academie der Wiſſenſchaften befindet, zuerſt<lb/> bekannt gemacht.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#g">Drehende Schwingungen.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head>97.</head><lb/> <p>Außer den vorher erwaͤhnten Schwingungsarten ſind noch andere moͤglich, bey<lb/> welchen der Stab oder die Theile, in welche er ſich eintheilt, ſich abwechſelnd rechts und links<lb/> in einer ſchraubenfoͤrmigen Richtung ſo bewegen, als ob ſie ſich um ihre Axe drehen wollten.<lb/> Es laſſen ſich dieſe Schwingungsarten, welche ich ſpaͤter als die vorigen, entdeckt, und in<lb/> dem zweyten Theile der neuen Schriften der Berliner Geſellſchaft Naturforſchender Freunde<lb/> 1799. bekannt gemacht habe, am beſten an cylindriſchen Staͤben, die eine recht glatte Ober-<lb/> flaͤche haben, durch ein faſt eben ſolches Reiben, wie bey den Longitudinalſchwingungen, her-<lb/> vorbringen, nur mit dem Unterſchiede, daß es nicht nach der Richtung der Laͤnge, ſondern<lb/> links oder rechts <hi rendition="#g">in einer drehenden Richtung</hi> geſchehen muß, wobey man den Stab<lb/> an einer Stelle, wo ein Schwingungsknoten iſt, mit zwey Fingern halten kann. Bisweilen<lb/> habe ich auch an parallelepipediſchen oder vierſeitig priſmatiſchen Staͤben ſolche Schwingungen<lb/> durch Streichen mit dem Violinbogen in einer diagonalen Richtung hervorgebracht.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>98.</head><lb/> <p>Die Arten, wie der Stab, er ſey <hi rendition="#g">ganz frey,</hi> oder <hi rendition="#g">an dem einen Ende befe-<lb/> ſtigt, und an dem andern frey,</hi> oder <hi rendition="#g">an beyden Enden befeſtigt,</hi> ſich abtheilen<lb/> kann, und die in allen dieſen Faͤllen Statt findenden Reihen von Toͤnen, wie auch die uͤbrigen<lb/> Geſetze, nach welchen ſich die Hoͤhe und Tiefe der Toͤne richtet, ſind ganz eben dieſelben, wie<lb/> bey den Longitudinalſchwingungen, nur ſind beyde darin verſchieden, daß, ſoweit ich es bey<lb/> allen Verſuchen habe bemerken koͤnnen, der Ton bey einer jeden Art von drehenden Schwin-<lb/> gungen <hi rendition="#g">um eine Quinte tiefer</hi> iſt, als bey gleichartigen Longitudinalſchwingungen, daher<lb/> man um die Toͤne bey dergleichen Schwingungen zu beſtimmen, den §. 95. gegebenen Ausdruck<lb/><hi rendition="#aq"><formula notation="TeX">\frac{n}{L}</formula> √ <formula notation="TeX">\frac{C}{G}</formula></hi> mit ⅔ multipliciren muß.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0144]
Die Geſetze der Longitudinalſchwingungen eines Stabes habe ich in einer Schrift:
Ueber die Longitudinalſchwingungen der Saiten und Staͤbe, (Erfurt 1796. 4.) welche ſich auch
in den Schriften der dortigen Churmaynziſchen Academie der Wiſſenſchaften befindet, zuerſt
bekannt gemacht.
III. Drehende Schwingungen.
97.
Außer den vorher erwaͤhnten Schwingungsarten ſind noch andere moͤglich, bey
welchen der Stab oder die Theile, in welche er ſich eintheilt, ſich abwechſelnd rechts und links
in einer ſchraubenfoͤrmigen Richtung ſo bewegen, als ob ſie ſich um ihre Axe drehen wollten.
Es laſſen ſich dieſe Schwingungsarten, welche ich ſpaͤter als die vorigen, entdeckt, und in
dem zweyten Theile der neuen Schriften der Berliner Geſellſchaft Naturforſchender Freunde
1799. bekannt gemacht habe, am beſten an cylindriſchen Staͤben, die eine recht glatte Ober-
flaͤche haben, durch ein faſt eben ſolches Reiben, wie bey den Longitudinalſchwingungen, her-
vorbringen, nur mit dem Unterſchiede, daß es nicht nach der Richtung der Laͤnge, ſondern
links oder rechts in einer drehenden Richtung geſchehen muß, wobey man den Stab
an einer Stelle, wo ein Schwingungsknoten iſt, mit zwey Fingern halten kann. Bisweilen
habe ich auch an parallelepipediſchen oder vierſeitig priſmatiſchen Staͤben ſolche Schwingungen
durch Streichen mit dem Violinbogen in einer diagonalen Richtung hervorgebracht.
98.
Die Arten, wie der Stab, er ſey ganz frey, oder an dem einen Ende befe-
ſtigt, und an dem andern frey, oder an beyden Enden befeſtigt, ſich abtheilen
kann, und die in allen dieſen Faͤllen Statt findenden Reihen von Toͤnen, wie auch die uͤbrigen
Geſetze, nach welchen ſich die Hoͤhe und Tiefe der Toͤne richtet, ſind ganz eben dieſelben, wie
bey den Longitudinalſchwingungen, nur ſind beyde darin verſchieden, daß, ſoweit ich es bey
allen Verſuchen habe bemerken koͤnnen, der Ton bey einer jeden Art von drehenden Schwin-
gungen um eine Quinte tiefer iſt, als bey gleichartigen Longitudinalſchwingungen, daher
man um die Toͤne bey dergleichen Schwingungen zu beſtimmen, den §. 95. gegebenen Ausdruck
[FORMEL] √ [FORMEL] mit ⅔ multipliciren muß.
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