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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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117.

Bey allen bisher erwähnten Schwingungsarten ist eine Quadratscheibe als frey
schwingend anzufehen, es sind aber auch andere Schwingungsarten möglich, die von den
vorigen eben so verschieden sind, wie die Schwingungen eines Stabes, der an einem oder
zwey Enden befestigt ist, von den Schwingungen eines ganz freyen Stabes. Es würde die
Untersuchung aller solchen Bewegungsarten bey welchen die Scheibe an einer oder mehreren
Stellen befestigt ist, hier zu weitläuftig seyn, ich erwähne also nur zwey, die mir am öfterften
vorgekommen sind, weil sie sonst von Manchen nicht richtig möchten beurtheilt werden. Fig. 97.
erhält man, wenn die Scheibe an der einen Ecke bey m an einen festen Gegenstand angestemmt,
an irgend einer Stelle der krummen Knetenlinie, etwa bey n gehalten, und an der Ecke,
welche der angestemmten entgegengesetzt ist, bey p gestrichen wird; es ist diese Bewegung
ungefähr eben das an einer Quadratscheibe, was die erste Schwingungsart eines an dem einen
Ende angestemmten Stabes, Fig. 22. in ihrer Art ist. Der Ton ist um eine kleine Septinte
tiefer, als bey 1|1 Fig. 63. Es gehört hieher auch Fig. 98, welche man erhält, wean die
Scheibe an denselben Stellen, wie bey Fig. 97, angestemmt und gestrichen, aber näher nach
dem gestrichenen Ende zu an irgend einer Stelle der äußersten Knotenlinie gehalten wird.
Der Ton ist um eine Octave höher als 1|1, Fig. 63.

118.

Was vorher §. 106. im Allgemeinen über den Zusammenhang der Klangsiguren gesagt
werden ist, läßt sich derzüglich gut an Quadratscheiben zeigen. Durch gehötige Zusammen-
stellung von 4 gleich großen und mit einerley Klangfigur versehenen Scheiben entsteht meistens
eine Figur, die sich auch an einer größern Scheibe auf einmahl darstellen läßt, und durch
fortgesetzte Zusammenstellung entsichen unter andern folgende Muster:

1) Gitter, oder Linien, die sich rechtwinklich schneiden, welche eben so, wie bey den fol-
genden Mustern entweder mit den Seiten der Scheiben parallel, oder auch in der
diagonalen Richtung gehen können. Hieher gehören Fig. 63, 64, 65, 66 a, 67 c,
68 a, 71 a, 73 a, 75, 80 a, 81 a,
82 u. s. w. Wenn die einfachten Figuren dieser
Art zusammengesetzt werden, so giebt
117.

Bey allen bisher erwaͤhnten Schwingungsarten iſt eine Quadratſcheibe als frey
ſchwingend anzufehen, es ſind aber auch andere Schwingungsarten moͤglich, die von den
vorigen eben ſo verſchieden ſind, wie die Schwingungen eines Stabes, der an einem oder
zwey Enden befeſtigt iſt, von den Schwingungen eines ganz freyen Stabes. Es wuͤrde die
Unterſuchung aller ſolchen Bewegungsarten bey welchen die Scheibe an einer oder mehreren
Stellen befeſtigt iſt, hier zu weitlaͤuftig ſeyn, ich erwaͤhne alſo nur zwey, die mir am oͤfterften
vorgekommen ſind, weil ſie ſonſt von Manchen nicht richtig moͤchten beurtheilt werden. Fig. 97.
erhaͤlt man, wenn die Scheibe an der einen Ecke bey m an einen feſten Gegenſtand angeſtemmt,
an irgend einer Stelle der krummen Knetenlinie, etwa bey n gehalten, und an der Ecke,
welche der angeſtemmten entgegengeſetzt iſt, bey p geſtrichen wird; es iſt dieſe Bewegung
ungefaͤhr eben das an einer Quadratſcheibe, was die erſte Schwingungsart eines an dem einen
Ende angeſtemmten Stabes, Fig. 22. in ihrer Art iſt. Der Ton iſt um eine kleine Septinte
tiefer, als bey 1|1 Fig. 63. Es gehoͤrt hieher auch Fig. 98, welche man erhaͤlt, wean die
Scheibe an denſelben Stellen, wie bey Fig. 97, angeſtemmt und geſtrichen, aber naͤher nach
dem geſtrichenen Ende zu an irgend einer Stelle der aͤußerſten Knotenlinie gehalten wird.
Der Ton iſt um eine Octave hoͤher als 1|1, Fig. 63.

118.

Was vorher §. 106. im Allgemeinen uͤber den Zuſammenhang der Klangſiguren geſagt
werden iſt, laͤßt ſich derzuͤglich gut an Quadratſcheiben zeigen. Durch gehoͤtige Zuſammen-
ſtellung von 4 gleich großen und mit einerley Klangfigur verſehenen Scheiben entſteht meiſtens
eine Figur, die ſich auch an einer groͤßern Scheibe auf einmahl darſtellen laͤßt, und durch
fortgeſetzte Zuſammenſtellung entſichen unter andern folgende Muſter:

1) Gitter, oder Linien, die ſich rechtwinklich ſchneiden, welche eben ſo, wie bey den fol-
genden Muſtern entweder mit den Seiten der Scheiben parallel, oder auch in der
diagonalen Richtung gehen koͤnnen. Hieher gehoͤren Fig. 63, 64, 65, 66 a, 67 c,
68 a, 71 a, 73 a, 75, 80 a, 81 a,
82 u. ſ. w. Wenn die einfachten Figuren dieſer
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[141/0175] 117. Bey allen bisher erwaͤhnten Schwingungsarten iſt eine Quadratſcheibe als frey ſchwingend anzufehen, es ſind aber auch andere Schwingungsarten moͤglich, die von den vorigen eben ſo verſchieden ſind, wie die Schwingungen eines Stabes, der an einem oder zwey Enden befeſtigt iſt, von den Schwingungen eines ganz freyen Stabes. Es wuͤrde die Unterſuchung aller ſolchen Bewegungsarten bey welchen die Scheibe an einer oder mehreren Stellen befeſtigt iſt, hier zu weitlaͤuftig ſeyn, ich erwaͤhne alſo nur zwey, die mir am oͤfterften vorgekommen ſind, weil ſie ſonſt von Manchen nicht richtig moͤchten beurtheilt werden. Fig. 97. erhaͤlt man, wenn die Scheibe an der einen Ecke bey m an einen feſten Gegenſtand angeſtemmt, an irgend einer Stelle der krummen Knetenlinie, etwa bey n gehalten, und an der Ecke, welche der angeſtemmten entgegengeſetzt iſt, bey p geſtrichen wird; es iſt dieſe Bewegung ungefaͤhr eben das an einer Quadratſcheibe, was die erſte Schwingungsart eines an dem einen Ende angeſtemmten Stabes, Fig. 22. in ihrer Art iſt. Der Ton iſt um eine kleine Septinte tiefer, als bey 1|1 Fig. 63. Es gehoͤrt hieher auch Fig. 98, welche man erhaͤlt, wean die Scheibe an denſelben Stellen, wie bey Fig. 97, angeſtemmt und geſtrichen, aber naͤher nach dem geſtrichenen Ende zu an irgend einer Stelle der aͤußerſten Knotenlinie gehalten wird. Der Ton iſt um eine Octave hoͤher als 1|1, Fig. 63. 118. Was vorher §. 106. im Allgemeinen uͤber den Zuſammenhang der Klangſiguren geſagt werden iſt, laͤßt ſich derzuͤglich gut an Quadratſcheiben zeigen. Durch gehoͤtige Zuſammen- ſtellung von 4 gleich großen und mit einerley Klangfigur verſehenen Scheiben entſteht meiſtens eine Figur, die ſich auch an einer groͤßern Scheibe auf einmahl darſtellen laͤßt, und durch fortgeſetzte Zuſammenſtellung entſichen unter andern folgende Muſter: 1) Gitter, oder Linien, die ſich rechtwinklich ſchneiden, welche eben ſo, wie bey den fol- genden Muſtern entweder mit den Seiten der Scheiben parallel, oder auch in der diagonalen Richtung gehen koͤnnen. Hieher gehoͤren Fig. 63, 64, 65, 66 a, 67 c, 68 a, 71 a, 73 a, 75, 80 a, 81 a, 82 u. ſ. w. Wenn die einfachten Figuren dieſer Art zuſammengeſetzt werden, ſo giebt

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/175>, abgerufen am 04.12.2024.