Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Capitel,
manches inpracticable finden kan, welches nach
beyden vorigen Betrachtungen keinen Anstoß ha-
ben würde. Jn unsern Gebäuden muß viel von
Sandsteinen gemacht werden, welches, von Mar-
mor gebauet weit prächtiger und dauerhaffter
seyn würde.

§. 22.
Wenn der Anschlag und die Ausführung in der
Erzehlung einerley lauten.

Woferne der Anschlag in der Ausführung
keine Hindernisse findet, so wird die Geschichte der
Ausführung mit dem Anschlage völlig überein
kommen, bis etwa auf einige Umstände, die sich
bis zur Ausführung geändert haben, und also an-
ders haben eingerichtet werden müssen. Aber
das was sich währender Zeit in den Sachen und
Personen ändert, auf die man anfangs Rechnung
gemacht, ist vor ein Hinderniß zu rechnen. Wir
reden aber ietzo von solchen Ausführungen, wo-
bey sich keine Hinderniß findet. Auch hierbey
ist nun zwar an dem, daß der menschliche Ver-
stand die kleinsten Umstände nicht übersehen kan,
welche daher erst bey der Ausführung von Zeit
zu Zeit müssen supplirt werden woraus
eine vollständigere Erzehlung der Sache zu fol-
gen scheinet, als man in dem Anschlage findet.
Alle dergleichen Umstände, die man vorher nicht
übersehen kan, werden auch bey der Erzehlung der
geschehenen Dinge wiederum ausgelassen (§. 3.
C. 6.). Und also bleibt die Regel an sich rich-

tig:

Achtes Capitel,
manches inpracticable finden kan, welches nach
beyden vorigen Betrachtungen keinen Anſtoß ha-
ben wuͤrde. Jn unſern Gebaͤuden muß viel von
Sandſteinen gemacht werden, welches, von Mar-
mor gebauet weit praͤchtiger und dauerhaffter
ſeyn wuͤrde.

§. 22.
Wenn der Anſchlag und die Ausfuͤhrung in der
Erzehlung einerley lauten.

Woferne der Anſchlag in der Ausfuͤhrung
keine Hinderniſſe findet, ſo wird die Geſchichte der
Ausfuͤhrung mit dem Anſchlage voͤllig uͤberein
kommen, bis etwa auf einige Umſtaͤnde, die ſich
bis zur Ausfuͤhrung geaͤndert haben, und alſo an-
ders haben eingerichtet werden muͤſſen. Aber
das was ſich waͤhrender Zeit in den Sachen und
Perſonen aͤndert, auf die man anfangs Rechnung
gemacht, iſt vor ein Hinderniß zu rechnen. Wir
reden aber ietzo von ſolchen Ausfuͤhrungen, wo-
bey ſich keine Hinderniß findet. Auch hierbey
iſt nun zwar an dem, daß der menſchliche Ver-
ſtand die kleinſten Umſtaͤnde nicht uͤberſehen kan,
welche daher erſt bey der Ausfuͤhrung von Zeit
zu Zeit muͤſſen ſupplirt werden woraus
eine vollſtaͤndigere Erzehlung der Sache zu fol-
gen ſcheinet, als man in dem Anſchlage findet.
Alle dergleichen Umſtaͤnde, die man vorher nicht
uͤberſehen kan, werden auch bey der Erzehlung der
geſchehenen Dinge wiederum ausgelaſſen (§. 3.
C. 6.). Und alſo bleibt die Regel an ſich rich-

tig:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0268" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Capitel,</hi></fw><lb/>
manches inpracticable finden kan, welches nach<lb/>
beyden vorigen Betrachtungen keinen An&#x017F;toß ha-<lb/>
ben wu&#x0364;rde. Jn un&#x017F;ern Geba&#x0364;uden muß viel von<lb/>
Sand&#x017F;teinen gemacht werden, welches, von Mar-<lb/>
mor gebauet weit pra&#x0364;chtiger und dauerhaffter<lb/>
&#x017F;eyn wu&#x0364;rde.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 22.<lb/>
Wenn der An&#x017F;chlag und die Ausfu&#x0364;hrung in der<lb/>
Erzehlung einerley lauten.</head><lb/>
          <p>Woferne der An&#x017F;chlag in der Ausfu&#x0364;hrung<lb/>
keine Hinderni&#x017F;&#x017F;e findet, &#x017F;o wird die Ge&#x017F;chichte der<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung mit dem An&#x017F;chlage <hi rendition="#fr">vo&#x0364;llig u&#x0364;berein</hi><lb/>
kommen, bis etwa auf einige Um&#x017F;ta&#x0364;nde, die &#x017F;ich<lb/>
bis zur Ausfu&#x0364;hrung gea&#x0364;ndert haben, und al&#x017F;o an-<lb/>
ders haben eingerichtet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Aber<lb/>
das was &#x017F;ich wa&#x0364;hrender Zeit in den Sachen und<lb/>
Per&#x017F;onen a&#x0364;ndert, auf die man anfangs Rechnung<lb/>
gemacht, i&#x017F;t vor ein <hi rendition="#fr">Hinderniß</hi> zu rechnen. Wir<lb/>
reden aber ietzo von &#x017F;olchen Ausfu&#x0364;hrungen, wo-<lb/>
bey &#x017F;ich keine Hinderniß findet. Auch hierbey<lb/>
i&#x017F;t nun zwar an dem, daß der men&#x017F;chliche Ver-<lb/>
&#x017F;tand die klein&#x017F;ten Um&#x017F;ta&#x0364;nde nicht u&#x0364;ber&#x017F;ehen kan,<lb/>
welche daher er&#x017F;t bey der Ausfu&#x0364;hrung von Zeit<lb/>
zu Zeit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;upplirt werden woraus<lb/>
eine <hi rendition="#fr">voll&#x017F;ta&#x0364;ndigere</hi> Erzehlung der Sache zu fol-<lb/>
gen &#x017F;cheinet, als man in dem An&#x017F;chlage findet.<lb/>
Alle dergleichen Um&#x017F;ta&#x0364;nde, die man vorher nicht<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen kan, werden auch bey der Erzehlung der<lb/>
ge&#x017F;chehenen Dinge wiederum ausgela&#x017F;&#x017F;en (§. 3.<lb/>
C. 6.). Und al&#x017F;o bleibt die Regel an &#x017F;ich rich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tig:</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0268] Achtes Capitel, manches inpracticable finden kan, welches nach beyden vorigen Betrachtungen keinen Anſtoß ha- ben wuͤrde. Jn unſern Gebaͤuden muß viel von Sandſteinen gemacht werden, welches, von Mar- mor gebauet weit praͤchtiger und dauerhaffter ſeyn wuͤrde. §. 22. Wenn der Anſchlag und die Ausfuͤhrung in der Erzehlung einerley lauten. Woferne der Anſchlag in der Ausfuͤhrung keine Hinderniſſe findet, ſo wird die Geſchichte der Ausfuͤhrung mit dem Anſchlage voͤllig uͤberein kommen, bis etwa auf einige Umſtaͤnde, die ſich bis zur Ausfuͤhrung geaͤndert haben, und alſo an- ders haben eingerichtet werden muͤſſen. Aber das was ſich waͤhrender Zeit in den Sachen und Perſonen aͤndert, auf die man anfangs Rechnung gemacht, iſt vor ein Hinderniß zu rechnen. Wir reden aber ietzo von ſolchen Ausfuͤhrungen, wo- bey ſich keine Hinderniß findet. Auch hierbey iſt nun zwar an dem, daß der menſchliche Ver- ſtand die kleinſten Umſtaͤnde nicht uͤberſehen kan, welche daher erſt bey der Ausfuͤhrung von Zeit zu Zeit muͤſſen ſupplirt werden woraus eine vollſtaͤndigere Erzehlung der Sache zu fol- gen ſcheinet, als man in dem Anſchlage findet. Alle dergleichen Umſtaͤnde, die man vorher nicht uͤberſehen kan, werden auch bey der Erzehlung der geſchehenen Dinge wiederum ausgelaſſen (§. 3. C. 6.). Und alſo bleibt die Regel an ſich rich- tig:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/268
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/268>, abgerufen am 21.11.2024.