Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Begebenheiten der Cörper.
4. 6. 10. und so weiter Seiten beylegen. Ei-
gentlich aber hat ein Cörper unendlich viele
Seiten. Denn eine Seite ist das Theil der Ober-
fläche, welches man auf einmahl übersiehet (§. 16.):
So offte ich also ein ander Stück nehmen kan,
welches sich auf einmahl übersehen lässet, so offte
finde ich auch eine neue Seite. Wie sich nun
um dem Cörper herum unzehlig viele Gesichts-
punckte, und zwar nur in einerley Entfernung
dencken lassen, aus welchem jedem ein anderes
Stück der Oberfläche übersehen wird, so lassen
sich auch unzehlige Seiten daran gedencken. Bey
unbeweglichen Cörpern, wie bey Städten, Ber-
gen, u. s. w. macht und setzet man hauptsächlich
4. Seiten, gegen Morgen, Abend, Mittag und
Mitternacht.

§. 33.
Arten der cörperlichen Begebenheiten.

Die Veränderungen der Cörper sind uns so
wohl aus der Erfahrung, als durch Metaphysi-
sche Betrachtungen über die zusammen gesetz-
ten
Dinge bekannt. Sie verändern nehmlich ih-
re Figur und Gestalt: sie entstehen oder wer-
den sichtbar, und vergehen, oder werden wieder
unsichtbar: sie verändern endlich ihren Ort, oder
bewegen sich. Bey dieser letztern Veränderung
giebt es bey leblosen Cörpern wenig Abwechse-
lung,
und diese bestehet bloß in einer Verände-
rung der Richtung oder des Weges, und der
Geschwindigkeit: Bey lebendigen Cörpern aber,
als den Thieren, besonders den Menschen, giebt

es

von den Begebenheiten der Coͤrper.
4. 6. 10. und ſo weiter Seiten beylegen. Ei-
gentlich aber hat ein Coͤrper unendlich viele
Seiten. Denn eine Seite iſt das Theil der Ober-
flaͤche, welches man auf einmahl uͤberſiehet (§. 16.):
So offte ich alſo ein ander Stuͤck nehmen kan,
welches ſich auf einmahl uͤberſehen laͤſſet, ſo offte
finde ich auch eine neue Seite. Wie ſich nun
um dem Coͤrper herum unzehlig viele Geſichts-
punckte, und zwar nur in einerley Entfernung
dencken laſſen, aus welchem jedem ein anderes
Stuͤck der Oberflaͤche uͤberſehen wird, ſo laſſen
ſich auch unzehlige Seiten daran gedencken. Bey
unbeweglichen Coͤrpern, wie bey Staͤdten, Ber-
gen, u. ſ. w. macht und ſetzet man hauptſaͤchlich
4. Seiten, gegen Morgen, Abend, Mittag und
Mitternacht.

§. 33.
Arten der coͤrperlichen Begebenheiten.

Die Veraͤnderungen der Coͤrper ſind uns ſo
wohl aus der Erfahrung, als durch Metaphyſi-
ſche Betrachtungen uͤber die zuſammen geſetz-
ten
Dinge bekannt. Sie veraͤndern nehmlich ih-
re Figur und Geſtalt: ſie entſtehen oder wer-
den ſichtbar, und vergehen, oder werden wieder
unſichtbar: ſie veraͤndern endlich ihren Ort, oder
bewegen ſich. Bey dieſer letztern Veraͤnderung
giebt es bey lebloſen Coͤrpern wenig Abwechſe-
lung,
und dieſe beſtehet bloß in einer Veraͤnde-
rung der Richtung oder des Weges, und der
Geſchwindigkeit: Bey lebendigen Coͤrpern aber,
als den Thieren, beſonders den Menſchen, giebt

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0083" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Begebenheiten der Co&#x0364;rper.</hi></fw><lb/>
4. 6. 10. und &#x017F;o weiter Seiten beylegen. Ei-<lb/>
gentlich aber hat ein Co&#x0364;rper <hi rendition="#fr">unendlich viele</hi><lb/>
Seiten. Denn eine Seite i&#x017F;t das Theil der Ober-<lb/>
fla&#x0364;che, welches man auf einmahl u&#x0364;ber&#x017F;iehet (§. 16.):<lb/>
So offte ich al&#x017F;o ein ander Stu&#x0364;ck nehmen kan,<lb/>
welches &#x017F;ich auf einmahl u&#x0364;ber&#x017F;ehen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o offte<lb/>
finde ich auch eine <hi rendition="#fr">neue Seite.</hi> Wie &#x017F;ich nun<lb/>
um dem Co&#x0364;rper herum unzehlig viele Ge&#x017F;ichts-<lb/>
punckte, und zwar nur in einerley Entfernung<lb/>
dencken la&#x017F;&#x017F;en, aus welchem jedem ein anderes<lb/>
Stu&#x0364;ck der Oberfla&#x0364;che u&#x0364;ber&#x017F;ehen wird, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ich auch unzehlige Seiten daran gedencken. Bey<lb/>
unbeweglichen Co&#x0364;rpern, wie bey Sta&#x0364;dten, Ber-<lb/>
gen, u. &#x017F;. w. macht und &#x017F;etzet man haupt&#x017F;a&#x0364;chlich<lb/>
4. Seiten, gegen Morgen, Abend, Mittag und<lb/>
Mitternacht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 33.<lb/>
Arten der co&#x0364;rperlichen Begebenheiten.</head><lb/>
          <p>Die Vera&#x0364;nderungen der Co&#x0364;rper &#x017F;ind uns &#x017F;o<lb/>
wohl aus der Erfahrung, als durch Metaphy&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;che Betrachtungen u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etz-<lb/>
ten</hi> Dinge bekannt. Sie vera&#x0364;ndern nehmlich ih-<lb/>
re <hi rendition="#fr">Figur</hi> und <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;talt:</hi> &#x017F;ie <hi rendition="#fr">ent&#x017F;tehen</hi> oder wer-<lb/>
den &#x017F;ichtbar, und <hi rendition="#fr">vergehen,</hi> oder werden wieder<lb/>
un&#x017F;ichtbar: &#x017F;ie vera&#x0364;ndern endlich ihren Ort, oder<lb/><hi rendition="#fr">bewegen</hi> &#x017F;ich. Bey die&#x017F;er letztern Vera&#x0364;nderung<lb/>
giebt es bey leblo&#x017F;en Co&#x0364;rpern wenig <hi rendition="#fr">Abwech&#x017F;e-<lb/>
lung,</hi> und die&#x017F;e be&#x017F;tehet bloß in einer Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung der <hi rendition="#fr">Richtung</hi> oder des <hi rendition="#fr">Weges,</hi> und der<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit: Bey lebendigen Co&#x0364;rpern aber,<lb/>
als den Thieren, be&#x017F;onders den Men&#x017F;chen, giebt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0083] von den Begebenheiten der Coͤrper. 4. 6. 10. und ſo weiter Seiten beylegen. Ei- gentlich aber hat ein Coͤrper unendlich viele Seiten. Denn eine Seite iſt das Theil der Ober- flaͤche, welches man auf einmahl uͤberſiehet (§. 16.): So offte ich alſo ein ander Stuͤck nehmen kan, welches ſich auf einmahl uͤberſehen laͤſſet, ſo offte finde ich auch eine neue Seite. Wie ſich nun um dem Coͤrper herum unzehlig viele Geſichts- punckte, und zwar nur in einerley Entfernung dencken laſſen, aus welchem jedem ein anderes Stuͤck der Oberflaͤche uͤberſehen wird, ſo laſſen ſich auch unzehlige Seiten daran gedencken. Bey unbeweglichen Coͤrpern, wie bey Staͤdten, Ber- gen, u. ſ. w. macht und ſetzet man hauptſaͤchlich 4. Seiten, gegen Morgen, Abend, Mittag und Mitternacht. §. 33. Arten der coͤrperlichen Begebenheiten. Die Veraͤnderungen der Coͤrper ſind uns ſo wohl aus der Erfahrung, als durch Metaphyſi- ſche Betrachtungen uͤber die zuſammen geſetz- ten Dinge bekannt. Sie veraͤndern nehmlich ih- re Figur und Geſtalt: ſie entſtehen oder wer- den ſichtbar, und vergehen, oder werden wieder unſichtbar: ſie veraͤndern endlich ihren Ort, oder bewegen ſich. Bey dieſer letztern Veraͤnderung giebt es bey lebloſen Coͤrpern wenig Abwechſe- lung, und dieſe beſtehet bloß in einer Veraͤnde- rung der Richtung oder des Weges, und der Geſchwindigkeit: Bey lebendigen Coͤrpern aber, als den Thieren, beſonders den Menſchen, giebt es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/83
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/83>, abgerufen am 23.11.2024.