Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Pomologische
Knöpfchen am Stiel, wie an Kirschen, Pflaumen etc. zu
sehen, die Stelle des Fruchtkuchen.

Fruchtruthen -- sind zarte, 1/2 bis 1 Fuß lange Zweige,
die mit lauter Fruchtaugen besetzt sind. Man kann sie
durch die Kunst erzwingen, wenn bisweilen manche Sor-
ten, besonders auf Quitten, zur ersten Tragbarkeit lang-
sam kommen, oder man frühzeitig Probefrucht haben will.
Man darf nur vor Johannis einige der untern zarten
Zweige an der Spitze halb abknicken, und das kleine ein-
geknickte Theil hängen lassen, und nicht abschneiden, so
hält sich der Saft, der kein Leitreis an der Spitze bilden
kann, in den Augen dahinter auf und bildet sie zu lauter
Fruchtaugen. Zu seiner Zeit werden sie auf 2, 3 Zoll zu-
rückgeschnitten und zu künstlichen Fruchtspießen gemacht.

Fruchtspieße, Fruchthölzlein, Tragholz, Rin-
gelwüchse -- heißen die kurze, 1, 2, 3 Zoll lange
Aestchen, die nicht über einen Finger lang wachsen, und
mit Fruchtaugen besetzet sind, die man auf 2 bis 5 Jahre
berechnen kann, wenn sie blühen werden. Sie sehen we-
gen den vielen Ringelwüchsen, woraus sie bestehen, ganz
knorzig aus, und sind an Fruchtbarkeit unerschöpflich.

G.

Gewürz -- wird von einer Obstfrucht gesagt, sie habe
Gewürz, wenn sie einen gewissen, pikanten oder stechen-
den Reiz oder Kützel auf der Zunge machr, wie das Ge-
würz. Sie muß nicht eben gerade eine Aehnlichkeit mit
denen uns bekannten Gewürzen, Nelken, Zimmet etc. ha-
ben, wenn es nur einen auffallenden pikanten Geschmack
hat. Ist dieser Reiz zugleich mit einem Geruch verbun-
den, der sich dem Sinn, der in der Nase liegt, mittheilet,
so heißt er auch Parfüm. S. Parfüm.

Pomologiſche
Knöpfchen am Stiel, wie an Kirſchen, Pflaumen ꝛc. zu
ſehen, die Stelle des Fruchtkuchen.

Fruchtruthen — ſind zarte, ½ bis 1 Fuß lange Zweige,
die mit lauter Fruchtaugen beſetzt ſind. Man kann ſie
durch die Kunſt erzwingen, wenn bisweilen manche Sor-
ten, beſonders auf Quitten, zur erſten Tragbarkeit lang-
ſam kommen, oder man frühzeitig Probefrucht haben will.
Man darf nur vor Johannis einige der untern zarten
Zweige an der Spitze halb abknicken, und das kleine ein-
geknickte Theil hängen laſſen, und nicht abſchneiden, ſo
hält ſich der Saft, der kein Leitreis an der Spitze bilden
kann, in den Augen dahinter auf und bildet ſie zu lauter
Fruchtaugen. Zu ſeiner Zeit werden ſie auf 2, 3 Zoll zu-
rückgeſchnitten und zu künſtlichen Fruchtſpießen gemacht.

Fruchtſpieße, Fruchthölzlein, Tragholz, Rin-
gelwüchſe — heißen die kurze, 1, 2, 3 Zoll lange
Aeſtchen, die nicht über einen Finger lang wachſen, und
mit Fruchtaugen beſetzet ſind, die man auf 2 bis 5 Jahre
berechnen kann, wenn ſie blühen werden. Sie ſehen we-
gen den vielen Ringelwüchſen, woraus ſie beſtehen, ganz
knorzig aus, und ſind an Fruchtbarkeit unerſchöpflich.

G.

Gewürz — wird von einer Obſtfrucht geſagt, ſie habe
Gewürz, wenn ſie einen gewiſſen, pikanten oder ſtechen-
den Reiz oder Kützel auf der Zunge machr, wie das Ge-
würz. Sie muß nicht eben gerade eine Aehnlichkeit mit
denen uns bekannten Gewürzen, Nelken, Zimmet ꝛc. ha-
ben, wenn es nur einen auffallenden pikanten Geſchmack
hat. Iſt dieſer Reiz zugleich mit einem Geruch verbun-
den, der ſich dem Sinn, der in der Naſe liegt, mittheilet,
ſo heißt er auch Parfüm. S. Parfüm.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="XXXVI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Pomologi&#x017F;che</hi></fw><lb/>
Knöpfchen am Stiel, wie an Kir&#x017F;chen, Pflaumen &#xA75B;c. zu<lb/>
&#x017F;ehen, die Stelle des Fruchtkuchen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Fruchtruthen</hi> &#x2014; &#x017F;ind zarte, ½ bis 1 Fuß lange Zweige,<lb/>
die mit lauter Fruchtaugen be&#x017F;etzt &#x017F;ind. Man kann &#x017F;ie<lb/>
durch die Kun&#x017F;t erzwingen, wenn bisweilen manche Sor-<lb/>
ten, be&#x017F;onders auf Quitten, zur er&#x017F;ten Tragbarkeit lang-<lb/>
&#x017F;am kommen, oder man frühzeitig Probefrucht haben will.<lb/>
Man darf nur vor Johannis einige der untern zarten<lb/>
Zweige an der Spitze halb abknicken, und das kleine ein-<lb/>
geknickte Theil hängen la&#x017F;&#x017F;en, und nicht ab&#x017F;chneiden, &#x017F;o<lb/>
hält &#x017F;ich der Saft, der kein Leitreis an der Spitze bilden<lb/>
kann, in den Augen dahinter auf und bildet &#x017F;ie zu lauter<lb/>
Fruchtaugen. Zu &#x017F;einer Zeit werden &#x017F;ie auf 2, 3 Zoll zu-<lb/>
rückge&#x017F;chnitten und zu kün&#x017F;tlichen Frucht&#x017F;pießen gemacht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Frucht&#x017F;pieße</hi>, <hi rendition="#g">Fruchthölzlein</hi>, <hi rendition="#g">Tragholz</hi>, <hi rendition="#g">Rin</hi>-<lb/><hi rendition="#g">gelwüch&#x017F;e</hi> &#x2014; heißen die kurze, 1, 2, 3 Zoll lange<lb/>
Ae&#x017F;tchen, die nicht über einen Finger lang wach&#x017F;en, und<lb/>
mit Fruchtaugen be&#x017F;etzet &#x017F;ind, die man auf 2 bis 5 Jahre<lb/>
berechnen kann, wenn &#x017F;ie blühen werden. Sie &#x017F;ehen we-<lb/>
gen den vielen Ringelwüch&#x017F;en, woraus &#x017F;ie be&#x017F;tehen, ganz<lb/>
knorzig aus, und &#x017F;ind an Fruchtbarkeit uner&#x017F;chöpflich.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>G.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Gewürz</hi> &#x2014; wird von einer Ob&#x017F;tfrucht ge&#x017F;agt, &#x017F;ie habe<lb/>
Gewürz, wenn &#x017F;ie einen gewi&#x017F;&#x017F;en, pikanten oder &#x017F;techen-<lb/>
den Reiz oder Kützel <choice><sic>anf</sic><corr>auf</corr></choice> der Zunge machr, wie das Ge-<lb/>
würz. Sie muß nicht eben gerade eine Aehnlichkeit mit<lb/>
denen uns bekannten Gewürzen, Nelken, Zimmet &#xA75B;c. ha-<lb/>
ben, wenn es nur einen auffallenden pikanten Ge&#x017F;chmack<lb/>
hat. I&#x017F;t die&#x017F;er Reiz zugleich mit einem Geruch verbun-<lb/>
den, der &#x017F;ich dem Sinn, der in der Na&#x017F;e liegt, mittheilet,<lb/>
&#x017F;o heißt er auch <hi rendition="#g">Parfüm</hi>. <ref>S. <hi rendition="#g">Parfüm</hi></ref>.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XXXVI/0036] Pomologiſche Knöpfchen am Stiel, wie an Kirſchen, Pflaumen ꝛc. zu ſehen, die Stelle des Fruchtkuchen. Fruchtruthen — ſind zarte, ½ bis 1 Fuß lange Zweige, die mit lauter Fruchtaugen beſetzt ſind. Man kann ſie durch die Kunſt erzwingen, wenn bisweilen manche Sor- ten, beſonders auf Quitten, zur erſten Tragbarkeit lang- ſam kommen, oder man frühzeitig Probefrucht haben will. Man darf nur vor Johannis einige der untern zarten Zweige an der Spitze halb abknicken, und das kleine ein- geknickte Theil hängen laſſen, und nicht abſchneiden, ſo hält ſich der Saft, der kein Leitreis an der Spitze bilden kann, in den Augen dahinter auf und bildet ſie zu lauter Fruchtaugen. Zu ſeiner Zeit werden ſie auf 2, 3 Zoll zu- rückgeſchnitten und zu künſtlichen Fruchtſpießen gemacht. Fruchtſpieße, Fruchthölzlein, Tragholz, Rin- gelwüchſe — heißen die kurze, 1, 2, 3 Zoll lange Aeſtchen, die nicht über einen Finger lang wachſen, und mit Fruchtaugen beſetzet ſind, die man auf 2 bis 5 Jahre berechnen kann, wenn ſie blühen werden. Sie ſehen we- gen den vielen Ringelwüchſen, woraus ſie beſtehen, ganz knorzig aus, und ſind an Fruchtbarkeit unerſchöpflich. G. Gewürz — wird von einer Obſtfrucht geſagt, ſie habe Gewürz, wenn ſie einen gewiſſen, pikanten oder ſtechen- den Reiz oder Kützel auf der Zunge machr, wie das Ge- würz. Sie muß nicht eben gerade eine Aehnlichkeit mit denen uns bekannten Gewürzen, Nelken, Zimmet ꝛc. ha- ben, wenn es nur einen auffallenden pikanten Geſchmack hat. Iſt dieſer Reiz zugleich mit einem Geruch verbun- den, der ſich dem Sinn, der in der Naſe liegt, mittheilet, ſo heißt er auch Parfüm. S. Parfüm.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/36
Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XXXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/36>, abgerufen am 24.11.2024.