verliere, aber ich weiß auch, daß ich dieses edlen Herzens nicht werth bin! -- Und nun, wenn Sie mich lieben, wenn Sie mein Freund bleiben wollen, nie, niemals hiervon ein Wort mehr, oder es drückt mir das Herz ab! --"
"Sonderbarer Mensch," sagte Staunitz und sah ihm in's feuchte Auge, "sonderbarer Mensch, Sie wollen, daß ich hierüber schweige? Nein, das kann ich wegen Ihres eigenen Wohles nicht; ich freue mich Ihrer Liebe zu Tina, denn sie kann nie die Meine werden!"
"Wie!" rief Blauenstein ganz überrascht, und auf sein gepreßtes Herz schien sich das ganze Riesengebirge zuwälzen. "Sie kann nie die Ihre werden? Also hätte mich meine Ahnung nicht getäuscht, und jener verläumderische Narr hätte am Ende doch recht gehabt?"
"Welcher Narr kann Ihnen etwas von Tina und mir gesagt haben?" erwiederte Staunitz ruhig. "Aber kehren Sie sich an kein Geschwätz, Tina ist frei, wenden Sie sich an ihr Herz, und Ihre Wünsche sind der Erfüllung nahe. Weiter mag und kann ich Ihnen für heute nichts mit¬ theilen; morgen mehr, ich fühle mich ergriffen
verliere, aber ich weiß auch, daß ich dieſes edlen Herzens nicht werth bin! — Und nun, wenn Sie mich lieben, wenn Sie mein Freund bleiben wollen, nie, niemals hiervon ein Wort mehr, oder es druͤckt mir das Herz ab! —“
„Sonderbarer Menſch,“ ſagte Staunitz und ſah ihm in's feuchte Auge, „ſonderbarer Menſch, Sie wollen, daß ich hieruͤber ſchweige? Nein, das kann ich wegen Ihres eigenen Wohles nicht; ich freue mich Ihrer Liebe zu Tina, denn ſie kann nie die Meine werden!“
„Wie!“ rief Blauenſtein ganz uͤberraſcht, und auf ſein gepreßtes Herz ſchien ſich das ganze Rieſengebirge zuwaͤlzen. „Sie kann nie die Ihre werden? Alſo haͤtte mich meine Ahnung nicht getaͤuſcht, und jener verlaͤumderiſche Narr haͤtte am Ende doch recht gehabt?“
„Welcher Narr kann Ihnen etwas von Tina und mir geſagt haben?“ erwiederte Staunitz ruhig. „Aber kehren Sie ſich an kein Geſchwaͤtz, Tina iſt frei, wenden Sie ſich an ihr Herz, und Ihre Wuͤnſche ſind der Erfuͤllung nahe. Weiter mag und kann ich Ihnen fuͤr heute nichts mit¬ theilen; morgen mehr, ich fuͤhle mich ergriffen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0182"n="176"/>
verliere, aber ich weiß auch, daß ich dieſes edlen<lb/>
Herzens nicht werth bin! — Und nun, wenn Sie<lb/>
mich lieben, wenn Sie mein Freund bleiben<lb/>
wollen, nie, niemals hiervon ein Wort mehr,<lb/>
oder es druͤckt mir das Herz ab! —“</p><lb/><p>„Sonderbarer Menſch,“ſagte Staunitz und<lb/>ſah ihm in's feuchte Auge, „ſonderbarer Menſch,<lb/>
Sie wollen, daß ich hieruͤber ſchweige? Nein,<lb/>
das kann ich wegen Ihres eigenen Wohles nicht;<lb/>
ich freue mich Ihrer Liebe zu Tina, denn ſie kann<lb/>
nie die Meine werden!“</p><lb/><p>„Wie!“ rief Blauenſtein ganz uͤberraſcht, und<lb/>
auf ſein gepreßtes Herz ſchien ſich das ganze<lb/>
Rieſengebirge zuwaͤlzen. „Sie kann nie die<lb/>
Ihre werden? Alſo haͤtte mich meine Ahnung<lb/>
nicht getaͤuſcht, und jener verlaͤumderiſche Narr<lb/>
haͤtte am Ende doch recht gehabt?“</p><lb/><p>„Welcher Narr kann Ihnen etwas von Tina<lb/>
und mir geſagt haben?“ erwiederte Staunitz<lb/>
ruhig. „Aber kehren Sie ſich an kein Geſchwaͤtz,<lb/>
Tina iſt frei, wenden Sie ſich an ihr Herz, und<lb/>
Ihre Wuͤnſche ſind der Erfuͤllung nahe. Weiter<lb/>
mag und kann ich Ihnen fuͤr heute nichts mit¬<lb/>
theilen; morgen mehr, ich fuͤhle mich ergriffen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[176/0182]
verliere, aber ich weiß auch, daß ich dieſes edlen
Herzens nicht werth bin! — Und nun, wenn Sie
mich lieben, wenn Sie mein Freund bleiben
wollen, nie, niemals hiervon ein Wort mehr,
oder es druͤckt mir das Herz ab! —“
„Sonderbarer Menſch,“ ſagte Staunitz und
ſah ihm in's feuchte Auge, „ſonderbarer Menſch,
Sie wollen, daß ich hieruͤber ſchweige? Nein,
das kann ich wegen Ihres eigenen Wohles nicht;
ich freue mich Ihrer Liebe zu Tina, denn ſie kann
nie die Meine werden!“
„Wie!“ rief Blauenſtein ganz uͤberraſcht, und
auf ſein gepreßtes Herz ſchien ſich das ganze
Rieſengebirge zuwaͤlzen. „Sie kann nie die
Ihre werden? Alſo haͤtte mich meine Ahnung
nicht getaͤuſcht, und jener verlaͤumderiſche Narr
haͤtte am Ende doch recht gehabt?“
„Welcher Narr kann Ihnen etwas von Tina
und mir geſagt haben?“ erwiederte Staunitz
ruhig. „Aber kehren Sie ſich an kein Geſchwaͤtz,
Tina iſt frei, wenden Sie ſich an ihr Herz, und
Ihre Wuͤnſche ſind der Erfuͤllung nahe. Weiter
mag und kann ich Ihnen fuͤr heute nichts mit¬
theilen; morgen mehr, ich fuͤhle mich ergriffen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/182>, abgerufen am 20.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.