"Allerdings hat er mir gesagt," entgegnete Blauenstein, "daß er Albertinens Hand ent¬ sagt habe."
"Entsagt?" rief Heinrich lachend, "Nun ja, eine charmante Art der Entsagung, der ich mir jeden Falls auch nicht zum Kummer werden ließe! -- Aber den Grund hat er noch verschwiegen, nicht wahr?"
"Ich gestehe," erwiederte Blauenstein in eini¬ ger Verlegenheit, "ich gestehe, daß ich den Grund noch nicht erfuhr, daß -- -- daß mir vor ihm bangte. Denn was kann Staunitz abhalten, diesem edlen Mädchen seine Hand zu reichen?"
"Pots Schweden und die Propheten," platzte Heinrich hervor, "was bilden Sie sich ein? Nein, mein liebes Blauensteinchen, sein Sie außer Sorgen, dieser Grund ist sehr triftig und wirft auf unser Tinchen kein schlechtes Licht. Denn, hören Sie und staunen Sie, Vetter Staunitz, noch kaum nach unserm Defürhalten Tinchens Verlobter, ist seit einem Jahre höchst glücklich verheirathet!"
"Verhei -- rathet?" fragte Blauenstein, und
12 *
„Allerdings hat er mir geſagt,“ entgegnete Blauenſtein, „daß er Albertinens Hand ent¬ ſagt habe.“
„Entſagt?“ rief Heinrich lachend, „Nun ja, eine charmante Art der Entſagung, der ich mir jeden Falls auch nicht zum Kummer werden ließe! — Aber den Grund hat er noch verſchwiegen, nicht wahr?“
„Ich geſtehe,“ erwiederte Blauenſtein in eini¬ ger Verlegenheit, „ich geſtehe, daß ich den Grund noch nicht erfuhr, daß — — daß mir vor ihm bangte. Denn was kann Staunitz abhalten, dieſem edlen Maͤdchen ſeine Hand zu reichen?“
„Pots Schweden und die Propheten,“ platzte Heinrich hervor, „was bilden Sie ſich ein? Nein, mein liebes Blauenſteinchen, ſein Sie außer Sorgen, dieſer Grund iſt ſehr triftig und wirft auf unſer Tinchen kein ſchlechtes Licht. Denn, hoͤren Sie und ſtaunen Sie, Vetter Staunitz, noch kaum nach unſerm Defuͤrhalten Tinchens Verlobter, iſt ſeit einem Jahre hoͤchſt gluͤcklich verheirathet!“
„Verhei — rathet?“ fragte Blauenſtein, und
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„Allerdings hat er mir geſagt,“ entgegnete
Blauenſtein, „daß er Albertinens Hand ent¬
ſagt habe.“
„Entſagt?“ rief Heinrich lachend, „Nun ja,
eine charmante Art der Entſagung, der ich mir
jeden Falls auch nicht zum Kummer werden ließe!
— Aber den Grund hat er noch verſchwiegen,
nicht wahr?“
„Ich geſtehe,“ erwiederte Blauenſtein in eini¬
ger Verlegenheit, „ich geſtehe, daß ich den Grund
noch nicht erfuhr, daß — — daß mir vor ihm
bangte. Denn was kann Staunitz abhalten,
dieſem edlen Maͤdchen ſeine Hand zu reichen?“
„Pots Schweden und die Propheten,“ platzte
Heinrich hervor, „was bilden Sie ſich ein? Nein,
mein liebes Blauenſteinchen, ſein Sie außer
Sorgen, dieſer Grund iſt ſehr triftig und wirft
auf unſer Tinchen kein ſchlechtes Licht. Denn,
hoͤren Sie und ſtaunen Sie, Vetter Staunitz,
noch kaum nach unſerm Defuͤrhalten Tinchens
Verlobter, iſt ſeit einem Jahre hoͤchſt gluͤcklich
verheirathet!“
„Verhei — rathet?“ fragte Blauenſtein, und
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/185>, abgerufen am 20.02.2025.
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