haben soll. Mein Schwager ist vor einer halben Stunde nach Friedlingen gefahren, er bittet des¬ halb um Entschuldigung, aber ich hoffe, das wird nichts weiter schaden; wenn er zurück kommt, und leicht kann der Abend herankommen, also, was ich sagen wollte, die Freude hat mich ganz verwirrt gemacht, wenn er zurückkommt, rühre ich ihm die Heirathsgeschichte mit dem Staunitz wie ein Pülverchen ein, er darf nicht mucken, und wenn ich mir mit ihm nach Tische einen Haarbeutel getrunken habe, dann kommt unser Blauensteinchen, und bittet um sein Jawort! Daß er es nicht verweigert, darauf wette ich meinen alten Kopf, und dann soll es ein Leben werden wie im Himmel!"
Nach diesen Worten umarmte er den rein verklärten Blauenstein mit solch einem Feuer, daß dieser schier vermeinte, er solle aus seiner Haut fahren, was doch unter den jetzigen Umständen ein wenig zu früh gewesen wäre. Sie gingen auf die duftige Weinlaube zu, aus der jetzt Emil mit Staunitz heraustrat, und beide junge Männer umarmten ebenfalls glückwünschend und fröhlich weinend den erglühten Blauenstein, der sich in sein errungenes Glück gar nicht zu finden wußte. "Aber zum Teufel," begann Heinrich, und sah
haben ſoll. Mein Schwager iſt vor einer halben Stunde nach Friedlingen gefahren, er bittet des¬ halb um Entſchuldigung, aber ich hoffe, das wird nichts weiter ſchaden; wenn er zuruͤck kommt, und leicht kann der Abend herankommen, alſo, was ich ſagen wollte, die Freude hat mich ganz verwirrt gemacht, wenn er zuruͤckkommt, ruͤhre ich ihm die Heirathsgeſchichte mit dem Staunitz wie ein Puͤlverchen ein, er darf nicht mucken, und wenn ich mir mit ihm nach Tiſche einen Haarbeutel getrunken habe, dann kommt unſer Blauenſteinchen, und bittet um ſein Jawort! Daß er es nicht verweigert, darauf wette ich meinen alten Kopf, und dann ſoll es ein Leben werden wie im Himmel!“
Nach dieſen Worten umarmte er den rein verklaͤrten Blauenſtein mit ſolch einem Feuer, daß dieſer ſchier vermeinte, er ſolle aus ſeiner Haut fahren, was doch unter den jetzigen Umſtaͤnden ein wenig zu fruͤh geweſen waͤre. Sie gingen auf die duftige Weinlaube zu, aus der jetzt Emil mit Staunitz heraustrat, und beide junge Maͤnner umarmten ebenfalls gluͤckwuͤnſchend und froͤhlich weinend den ergluͤhten Blauenſtein, der ſich in ſein errungenes Gluͤck gar nicht zu finden wußte. „Aber zum Teufel,“ begann Heinrich, und ſah
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haben ſoll. Mein Schwager iſt vor einer halben
Stunde nach Friedlingen gefahren, er bittet des¬
halb um Entſchuldigung, aber ich hoffe, das wird
nichts weiter ſchaden; wenn er zuruͤck kommt,
und leicht kann der Abend herankommen, alſo,
was ich ſagen wollte, die Freude hat mich ganz
verwirrt gemacht, wenn er zuruͤckkommt, ruͤhre
ich ihm die Heirathsgeſchichte mit dem Staunitz
wie ein Puͤlverchen ein, er darf nicht mucken,
und wenn ich mir mit ihm nach Tiſche einen
Haarbeutel getrunken habe, dann kommt unſer
Blauenſteinchen, und bittet um ſein Jawort!
Daß er es nicht verweigert, darauf wette ich
meinen alten Kopf, und dann ſoll es ein Leben
werden wie im Himmel!“
Nach dieſen Worten umarmte er den rein
verklaͤrten Blauenſtein mit ſolch einem Feuer, daß
dieſer ſchier vermeinte, er ſolle aus ſeiner Haut
fahren, was doch unter den jetzigen Umſtaͤnden
ein wenig zu fruͤh geweſen waͤre. Sie gingen
auf die duftige Weinlaube zu, aus der jetzt Emil
mit Staunitz heraustrat, und beide junge Maͤnner
umarmten ebenfalls gluͤckwuͤnſchend und froͤhlich
weinend den ergluͤhten Blauenſtein, der ſich in
ſein errungenes Gluͤck gar nicht zu finden wußte.
„Aber zum Teufel,“ begann Heinrich, und ſah
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/193>, abgerufen am 20.02.2025.
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