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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Weshalb diese sonderbaren Zweifel? unterbrach
ich sie rasch und etwas ruhiger. Meine Zukunft
ist sicher, wenigstens kenne ich für jetzt keine
Sorge, als die, dieses ungestüme Herz zu befrie¬
digen. Ich gehe zurück auf meine Güter, ich
will meine Untergebenen zu glücklichen Menschen
machen. Und wie würden sie gesegnet werden,
wenn ich an der Hand eines Engels heimkehrte,
der mich zum seligsten der Sterblichen macht!
-- Also schlage ein, mein heilig geliebtes Mädchen,
sei mein, sprich, ob Du mich lieben kannst!

Sie reichte mir ihre Hand; ein zartes Errö¬
then übergoß ihr liebliches Gesicht mit jungfräu¬
licher Scham, und sie vermogte keinen Laut über
die süßen Lippen zu bringen. Da zog ich sie
mit stürmischer Freude an mein Herz, sie war
mein, und eine lange, selige Umarmung, schloß
den Bund der keuschesten Liebe! -- -- Wir ver¬
mogten nun auf einmal aus der süßen Tändelei
nicht herauszukommen, und begriffen in der
That nicht, wie wir noch vor wenigen Stunden
so mißmuthig, so verstimmt hatten sein können.
Die Liebe kennt nur süße Sorgen, wir enteilten
daher der Gegenwart mit dem Gedanken an die
nächste Zukunft, wie wir die Verwandten in
Blumenau überraschen, auf welcher meiner

Weshalb dieſe ſonderbaren Zweifel? unterbrach
ich ſie raſch und etwas ruhiger. Meine Zukunft
iſt ſicher, wenigſtens kenne ich fuͤr jetzt keine
Sorge, als die, dieſes ungeſtuͤme Herz zu befrie¬
digen. Ich gehe zuruͤck auf meine Guͤter, ich
will meine Untergebenen zu gluͤcklichen Menſchen
machen. Und wie wuͤrden ſie geſegnet werden,
wenn ich an der Hand eines Engels heimkehrte,
der mich zum ſeligſten der Sterblichen macht!
— Alſo ſchlage ein, mein heilig geliebtes Maͤdchen,
ſei mein, ſprich, ob Du mich lieben kannſt!

Sie reichte mir ihre Hand; ein zartes Erroͤ¬
then uͤbergoß ihr liebliches Geſicht mit jungfraͤu¬
licher Scham, und ſie vermogte keinen Laut uͤber
die ſuͤßen Lippen zu bringen. Da zog ich ſie
mit ſtuͤrmiſcher Freude an mein Herz, ſie war
mein, und eine lange, ſelige Umarmung, ſchloß
den Bund der keuſcheſten Liebe! — — Wir ver¬
mogten nun auf einmal aus der ſuͤßen Taͤndelei
nicht herauszukommen, und begriffen in der
That nicht, wie wir noch vor wenigen Stunden
ſo mißmuthig, ſo verſtimmt hatten ſein koͤnnen.
Die Liebe kennt nur ſuͤße Sorgen, wir enteilten
daher der Gegenwart mit dem Gedanken an die
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[224/0230] Weshalb dieſe ſonderbaren Zweifel? unterbrach ich ſie raſch und etwas ruhiger. Meine Zukunft iſt ſicher, wenigſtens kenne ich fuͤr jetzt keine Sorge, als die, dieſes ungeſtuͤme Herz zu befrie¬ digen. Ich gehe zuruͤck auf meine Guͤter, ich will meine Untergebenen zu gluͤcklichen Menſchen machen. Und wie wuͤrden ſie geſegnet werden, wenn ich an der Hand eines Engels heimkehrte, der mich zum ſeligſten der Sterblichen macht! — Alſo ſchlage ein, mein heilig geliebtes Maͤdchen, ſei mein, ſprich, ob Du mich lieben kannſt! Sie reichte mir ihre Hand; ein zartes Erroͤ¬ then uͤbergoß ihr liebliches Geſicht mit jungfraͤu¬ licher Scham, und ſie vermogte keinen Laut uͤber die ſuͤßen Lippen zu bringen. Da zog ich ſie mit ſtuͤrmiſcher Freude an mein Herz, ſie war mein, und eine lange, ſelige Umarmung, ſchloß den Bund der keuſcheſten Liebe! — — Wir ver¬ mogten nun auf einmal aus der ſuͤßen Taͤndelei nicht herauszukommen, und begriffen in der That nicht, wie wir noch vor wenigen Stunden ſo mißmuthig, ſo verſtimmt hatten ſein koͤnnen. Die Liebe kennt nur ſuͤße Sorgen, wir enteilten daher der Gegenwart mit dem Gedanken an die naͤchſte Zukunft, wie wir die Verwandten in Blumenau uͤberraſchen, auf welcher meiner

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/230>, abgerufen am 25.11.2024.