Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.die Brust, und gestand mir Alles, wie sie Ihren Mariens Herz war in der That merklich er¬ Erlassen Sie mir für heute die Auseinander¬ die Bruſt, und geſtand mir Alles, wie ſie Ihren Mariens Herz war in der That merklich er¬ Erlaſſen Sie mir fuͤr heute die Auseinander¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0255" n="249"/> die Bruſt, und geſtand mir Alles, wie ſie Ihren<lb/> Vater kennen gelernt, wie innig ſie ihn geliebt<lb/> habe, daß der alte Freiherr dies Band gewaltſam<lb/> getrennt, vielleicht wie ſie meinte, wie ich aber mit<lb/> Zuverlaͤſſigkeit annehmen konnte, aus elender Geld¬<lb/> ſucht, aus Furcht, ſein Haus moͤge ohne meine Un¬<lb/> terſtuͤtzungen in Elend verſinken. Die Religions¬<lb/> verſchiedenheit Mariens und ihres Geliebten war<lb/> nur Nebenſache geweſen! —</p><lb/> <p>Mariens Herz war in der That merklich er¬<lb/> leichtert durch ihre Mittheilung; ſie ſchwebte wie<lb/> ein holder Engel des Himmels um mich her,<lb/> und machte mich durch meine beiden Kinder zum<lb/> gluͤcklichſten Vater. Aber ein heimliches Gift<lb/> nagte an der zarten Bluͤthe ihres edlen Lebens,<lb/> und ehe noch die kleine Tina ihr achtes Jahr<lb/> erreichte, war meine Marie — todt! — — Sie<lb/> war nicht fuͤr dieſe Welt, das elende Treiben<lb/> dieſer jaͤmmerlichen Menſchen ſtimmte nicht zu der<lb/> klaren Reinheit ihres himmliſchen Herzens. —</p><lb/> <p>Erlaſſen Sie mir fuͤr heute die Auseinander¬<lb/> ſetzung mancher kleinen Nebenumſtaͤnde, die Sie<lb/> vielleicht ſchon von ſelbſt errathen. Ich hoffe, ich<lb/> ſtehe in Ihren Augen als kein Schuldiger da;<lb/> ich war ſchwach, und des Engels nicht werth,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [249/0255]
die Bruſt, und geſtand mir Alles, wie ſie Ihren
Vater kennen gelernt, wie innig ſie ihn geliebt
habe, daß der alte Freiherr dies Band gewaltſam
getrennt, vielleicht wie ſie meinte, wie ich aber mit
Zuverlaͤſſigkeit annehmen konnte, aus elender Geld¬
ſucht, aus Furcht, ſein Haus moͤge ohne meine Un¬
terſtuͤtzungen in Elend verſinken. Die Religions¬
verſchiedenheit Mariens und ihres Geliebten war
nur Nebenſache geweſen! —
Mariens Herz war in der That merklich er¬
leichtert durch ihre Mittheilung; ſie ſchwebte wie
ein holder Engel des Himmels um mich her,
und machte mich durch meine beiden Kinder zum
gluͤcklichſten Vater. Aber ein heimliches Gift
nagte an der zarten Bluͤthe ihres edlen Lebens,
und ehe noch die kleine Tina ihr achtes Jahr
erreichte, war meine Marie — todt! — — Sie
war nicht fuͤr dieſe Welt, das elende Treiben
dieſer jaͤmmerlichen Menſchen ſtimmte nicht zu der
klaren Reinheit ihres himmliſchen Herzens. —
Erlaſſen Sie mir fuͤr heute die Auseinander¬
ſetzung mancher kleinen Nebenumſtaͤnde, die Sie
vielleicht ſchon von ſelbſt errathen. Ich hoffe, ich
ſtehe in Ihren Augen als kein Schuldiger da;
ich war ſchwach, und des Engels nicht werth,
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