50 Schüssen gerade so viel der Feinde wie von den feind- lichen 500 Schüssen der Unsrigen getroffen.
Wenn gleich dies Resultat in der Wirklichkeit nicht genau zutreffen wird und im Allgemeinen ein kleiner Vor- theil für die Überlegenheit der Zahl bleiben mag, so ist doch gewiß daß es im Wesentlichen zutrifft: daß nämlich die einseitige Wirkung, d. i. der Erfolg im Feuergefecht, weit entfernt mit der Überlegenheit der Zahl genau Schritt zu halten, kaum davon affizirt wird.
Dies Resultat ist von einer durchgreifenden Wichtig- keit, denn es macht die Basis derjenigen Ökonomie der Kräfte im vorbereitenden Zerstörungsakte aus, welche als eins der sichersten Mittel zum Siege betrachtet werden kann.
89b. Man glaube nicht daß dieses Resultat zu einem Absurdum führen könnte, und daß z. B. 2 Mann (die kleinste Zahl welche einen längern Raum einnehmen kann, der hier als Scheibe gedacht ist) dann eben so Viel leisten müßten als 2000, vorausgesetzt daß die 2 Mann so weit auseinander ständen wie die 2000. Wenn jene 2000 im- mer gerade vor sich hinschössen, so würde es allerdings der Fall sein. Wenn aber die Zahl des Schwächern so ge- ring ist daß der Stärkere sein Feuer konzentrirt auf die einzelnen Leute richtet, so muß natürlich eine große Ver- schiedenheit der Wirkung eintreten; denn nun findet die gemachte Voraussetzung bloßer Scheibenschüsse nicht mehr statt. Ebenso würde eine zu schwache Feuerlinie den Geg- ner gar nicht vermögen das Feuergefecht anzunehmen, son- dern gleich von ihm vertrieben werden. Man sieht also daß man die obige Folgerung nicht zu weit treiben darf, aber sie bleibt darum doch unendlich wichtig. Hundertmal hat man gesehen daß eine Feuerlinie einer doppelt so star- ken feindlichen das Gleichgewicht gehalten hat, und es ist
50 Schuͤſſen gerade ſo viel der Feinde wie von den feind- lichen 500 Schuͤſſen der Unſrigen getroffen.
Wenn gleich dies Reſultat in der Wirklichkeit nicht genau zutreffen wird und im Allgemeinen ein kleiner Vor- theil fuͤr die Überlegenheit der Zahl bleiben mag, ſo iſt doch gewiß daß es im Weſentlichen zutrifft: daß naͤmlich die einſeitige Wirkung, d. i. der Erfolg im Feuergefecht, weit entfernt mit der Überlegenheit der Zahl genau Schritt zu halten, kaum davon affizirt wird.
Dies Reſultat iſt von einer durchgreifenden Wichtig- keit, denn es macht die Baſis derjenigen Ökonomie der Kraͤfte im vorbereitenden Zerſtoͤrungsakte aus, welche als eins der ſicherſten Mittel zum Siege betrachtet werden kann.
89b. Man glaube nicht daß dieſes Reſultat zu einem Abſurdum fuͤhren koͤnnte, und daß z. B. 2 Mann (die kleinſte Zahl welche einen laͤngern Raum einnehmen kann, der hier als Scheibe gedacht iſt) dann eben ſo Viel leiſten muͤßten als 2000, vorausgeſetzt daß die 2 Mann ſo weit auseinander ſtaͤnden wie die 2000. Wenn jene 2000 im- mer gerade vor ſich hinſchoͤſſen, ſo wuͤrde es allerdings der Fall ſein. Wenn aber die Zahl des Schwaͤchern ſo ge- ring iſt daß der Staͤrkere ſein Feuer konzentrirt auf die einzelnen Leute richtet, ſo muß natuͤrlich eine große Ver- ſchiedenheit der Wirkung eintreten; denn nun findet die gemachte Vorausſetzung bloßer Scheibenſchuͤſſe nicht mehr ſtatt. Ebenſo wuͤrde eine zu ſchwache Feuerlinie den Geg- ner gar nicht vermoͤgen das Feuergefecht anzunehmen, ſon- dern gleich von ihm vertrieben werden. Man ſieht alſo daß man die obige Folgerung nicht zu weit treiben darf, aber ſie bleibt darum doch unendlich wichtig. Hundertmal hat man geſehen daß eine Feuerlinie einer doppelt ſo ſtar- ken feindlichen das Gleichgewicht gehalten hat, und es iſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0310"n="296"/>
50 Schuͤſſen gerade ſo viel der Feinde wie von den feind-<lb/>
lichen 500 Schuͤſſen der Unſrigen getroffen.</p><lb/><p>Wenn gleich dies Reſultat in der Wirklichkeit nicht<lb/>
genau zutreffen wird und im Allgemeinen ein kleiner Vor-<lb/>
theil fuͤr die Überlegenheit der Zahl bleiben mag, ſo iſt<lb/>
doch gewiß daß es im Weſentlichen zutrifft: daß naͤmlich<lb/>
die einſeitige Wirkung, d. i. der Erfolg im Feuergefecht,<lb/>
weit entfernt mit der Überlegenheit der Zahl genau Schritt<lb/>
zu halten, kaum davon affizirt wird.</p><lb/><p>Dies Reſultat iſt von einer durchgreifenden Wichtig-<lb/>
keit, denn es macht die Baſis derjenigen Ökonomie der<lb/>
Kraͤfte im vorbereitenden Zerſtoͤrungsakte aus, welche als<lb/>
eins der ſicherſten Mittel zum Siege betrachtet werden kann.</p><lb/><p>89<hirendition="#sup"><hirendition="#aq">b.</hi></hi> Man glaube nicht daß dieſes Reſultat zu einem<lb/>
Abſurdum fuͤhren koͤnnte, und daß z. B. 2 Mann (die<lb/>
kleinſte Zahl welche einen laͤngern Raum einnehmen kann,<lb/>
der hier als Scheibe gedacht iſt) dann eben ſo Viel leiſten<lb/>
muͤßten als 2000, vorausgeſetzt daß die 2 Mann ſo weit<lb/>
auseinander ſtaͤnden wie die 2000. Wenn jene 2000 im-<lb/>
mer gerade vor ſich hinſchoͤſſen, ſo wuͤrde es allerdings der<lb/>
Fall ſein. Wenn aber die Zahl des Schwaͤchern ſo ge-<lb/>
ring iſt daß der Staͤrkere ſein Feuer konzentrirt auf die<lb/>
einzelnen Leute richtet, ſo muß natuͤrlich eine große Ver-<lb/>ſchiedenheit der Wirkung eintreten; denn nun findet die<lb/>
gemachte Vorausſetzung bloßer Scheibenſchuͤſſe nicht mehr<lb/>ſtatt. Ebenſo wuͤrde eine zu ſchwache Feuerlinie den Geg-<lb/>
ner gar nicht vermoͤgen das Feuergefecht anzunehmen, ſon-<lb/>
dern gleich von ihm vertrieben werden. Man ſieht alſo<lb/>
daß man die obige Folgerung nicht zu weit treiben darf,<lb/>
aber ſie bleibt darum doch unendlich wichtig. Hundertmal<lb/>
hat man geſehen daß eine Feuerlinie einer doppelt ſo ſtar-<lb/>
ken feindlichen das Gleichgewicht gehalten hat, und es iſt<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[296/0310]
50 Schuͤſſen gerade ſo viel der Feinde wie von den feind-
lichen 500 Schuͤſſen der Unſrigen getroffen.
Wenn gleich dies Reſultat in der Wirklichkeit nicht
genau zutreffen wird und im Allgemeinen ein kleiner Vor-
theil fuͤr die Überlegenheit der Zahl bleiben mag, ſo iſt
doch gewiß daß es im Weſentlichen zutrifft: daß naͤmlich
die einſeitige Wirkung, d. i. der Erfolg im Feuergefecht,
weit entfernt mit der Überlegenheit der Zahl genau Schritt
zu halten, kaum davon affizirt wird.
Dies Reſultat iſt von einer durchgreifenden Wichtig-
keit, denn es macht die Baſis derjenigen Ökonomie der
Kraͤfte im vorbereitenden Zerſtoͤrungsakte aus, welche als
eins der ſicherſten Mittel zum Siege betrachtet werden kann.
89b. Man glaube nicht daß dieſes Reſultat zu einem
Abſurdum fuͤhren koͤnnte, und daß z. B. 2 Mann (die
kleinſte Zahl welche einen laͤngern Raum einnehmen kann,
der hier als Scheibe gedacht iſt) dann eben ſo Viel leiſten
muͤßten als 2000, vorausgeſetzt daß die 2 Mann ſo weit
auseinander ſtaͤnden wie die 2000. Wenn jene 2000 im-
mer gerade vor ſich hinſchoͤſſen, ſo wuͤrde es allerdings der
Fall ſein. Wenn aber die Zahl des Schwaͤchern ſo ge-
ring iſt daß der Staͤrkere ſein Feuer konzentrirt auf die
einzelnen Leute richtet, ſo muß natuͤrlich eine große Ver-
ſchiedenheit der Wirkung eintreten; denn nun findet die
gemachte Vorausſetzung bloßer Scheibenſchuͤſſe nicht mehr
ſtatt. Ebenſo wuͤrde eine zu ſchwache Feuerlinie den Geg-
ner gar nicht vermoͤgen das Feuergefecht anzunehmen, ſon-
dern gleich von ihm vertrieben werden. Man ſieht alſo
daß man die obige Folgerung nicht zu weit treiben darf,
aber ſie bleibt darum doch unendlich wichtig. Hundertmal
hat man geſehen daß eine Feuerlinie einer doppelt ſo ſtar-
ken feindlichen das Gleichgewicht gehalten hat, und es iſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/310>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.