mehr nahe, so entsteht noch ein neuer sehr großer Nachtheil aus dem Zeitverlust den das Hin- und Herfragen mit sich bringt, denn die größte Vollmacht eines Heerführers kann den weiten Raum seines Wirkungskreises nicht ausfüllen.
4. Die Veränderung der politischen Verbindungen. Sind diese Veränderungen welche der Sieg hervorruft von der Art, daß sie dem Sieger nachtheilig sein werden, so werden sie wahrscheinlich mit seinen Fortschritten im gera- den Verhältniß stehen, eben so wie das der Fall ist wenn sie ihm günstig sind. Hier kommt Alles auf die bestehenden politischen Verbindungen, Interessen, Gewohnheiten, Rich- tungen, auf Fürsten, Minister, Günstlinge und Maitressen u. s. w. an. Allgemein kann man nur sagen, daß, wenn ein großer Staat besiegt wird, der kleinere Bundesgenossen hat, diese bald das Reißaus zu nehmen pflegen und daß dann der Sieger in dieser Beziehung mit jedem Schlage stärker wird; ist aber der besiegte Staat kleiner, so wer- den sich viel eher Beschützer aufwerfen wenn er in seinem Daseyn bedroht wird, und Andere, die geholfen haben ihn zu erschüttern, werden umkehren, wenn sie glauben daß es zu viel wird.
5. Der größere Widerstand welcher beim Feinde hervorgerufen wird. Einmal fallen dem Feinde die Waf- fen aus den Händen vor Schreck und Betäubung, ein andermal ergreift ihn ein enthusiastischer Paroxismus, Alles eilt zu den Waffen und der Widerstand ist nach der er- sten Niederlage viel größer als vor derselben. Der Cha- rakter des Volks und der Regierung, die Natur des Lan- des, die politischen Verbindungen desselben sind die Data aus denen das Wahrscheinliche errathen werden muß.
Wie unendlich verschieden machen diese beiden letzten
mehr nahe, ſo entſteht noch ein neuer ſehr großer Nachtheil aus dem Zeitverluſt den das Hin- und Herfragen mit ſich bringt, denn die groͤßte Vollmacht eines Heerfuͤhrers kann den weiten Raum ſeines Wirkungskreiſes nicht ausfuͤllen.
4. Die Veraͤnderung der politiſchen Verbindungen. Sind dieſe Veraͤnderungen welche der Sieg hervorruft von der Art, daß ſie dem Sieger nachtheilig ſein werden, ſo werden ſie wahrſcheinlich mit ſeinen Fortſchritten im gera- den Verhaͤltniß ſtehen, eben ſo wie das der Fall iſt wenn ſie ihm guͤnſtig ſind. Hier kommt Alles auf die beſtehenden politiſchen Verbindungen, Intereſſen, Gewohnheiten, Rich- tungen, auf Fuͤrſten, Miniſter, Guͤnſtlinge und Maitreſſen u. ſ. w. an. Allgemein kann man nur ſagen, daß, wenn ein großer Staat beſiegt wird, der kleinere Bundesgenoſſen hat, dieſe bald das Reißaus zu nehmen pflegen und daß dann der Sieger in dieſer Beziehung mit jedem Schlage ſtaͤrker wird; iſt aber der beſiegte Staat kleiner, ſo wer- den ſich viel eher Beſchuͤtzer aufwerfen wenn er in ſeinem Daſeyn bedroht wird, und Andere, die geholfen haben ihn zu erſchuͤttern, werden umkehren, wenn ſie glauben daß es zu viel wird.
5. Der groͤßere Widerſtand welcher beim Feinde hervorgerufen wird. Einmal fallen dem Feinde die Waf- fen aus den Haͤnden vor Schreck und Betaͤubung, ein andermal ergreift ihn ein enthuſiaſtiſcher Paroxismus, Alles eilt zu den Waffen und der Widerſtand iſt nach der er- ſten Niederlage viel groͤßer als vor derſelben. Der Cha- rakter des Volks und der Regierung, die Natur des Lan- des, die politiſchen Verbindungen deſſelben ſind die Data aus denen das Wahrſcheinliche errathen werden muß.
Wie unendlich verſchieden machen dieſe beiden letzten
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mehr nahe, ſo entſteht noch ein neuer ſehr großer Nachtheil
aus dem Zeitverluſt den das Hin- und Herfragen mit ſich
bringt, denn die groͤßte Vollmacht eines Heerfuͤhrers kann
den weiten Raum ſeines Wirkungskreiſes nicht ausfuͤllen.
4. Die Veraͤnderung der politiſchen Verbindungen.
Sind dieſe Veraͤnderungen welche der Sieg hervorruft von
der Art, daß ſie dem Sieger nachtheilig ſein werden, ſo
werden ſie wahrſcheinlich mit ſeinen Fortſchritten im gera-
den Verhaͤltniß ſtehen, eben ſo wie das der Fall iſt wenn
ſie ihm guͤnſtig ſind. Hier kommt Alles auf die beſtehenden
politiſchen Verbindungen, Intereſſen, Gewohnheiten, Rich-
tungen, auf Fuͤrſten, Miniſter, Guͤnſtlinge und Maitreſſen
u. ſ. w. an. Allgemein kann man nur ſagen, daß, wenn
ein großer Staat beſiegt wird, der kleinere Bundesgenoſſen
hat, dieſe bald das Reißaus zu nehmen pflegen und daß
dann der Sieger in dieſer Beziehung mit jedem Schlage
ſtaͤrker wird; iſt aber der beſiegte Staat kleiner, ſo wer-
den ſich viel eher Beſchuͤtzer aufwerfen wenn er in ſeinem
Daſeyn bedroht wird, und Andere, die geholfen haben ihn
zu erſchuͤttern, werden umkehren, wenn ſie glauben daß es
zu viel wird.
5. Der groͤßere Widerſtand welcher beim Feinde
hervorgerufen wird. Einmal fallen dem Feinde die Waf-
fen aus den Haͤnden vor Schreck und Betaͤubung, ein
andermal ergreift ihn ein enthuſiaſtiſcher Paroxismus, Alles
eilt zu den Waffen und der Widerſtand iſt nach der er-
ſten Niederlage viel groͤßer als vor derſelben. Der Cha-
rakter des Volks und der Regierung, die Natur des Lan-
des, die politiſchen Verbindungen deſſelben ſind die Data
aus denen das Wahrſcheinliche errathen werden muß.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/92>, abgerufen am 23.11.2024.
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