p1c_104.001 tirar mi suol un desiderio intenso. Indi i miei danni p1c_104.002 a misurar con gli occhi commincio, e 'n tanto lagrimando p1c_104.003 sfogo di dolorosa nebbia il cor condenso, allor p1c_104.004 ch' i miro e penso, quanta aria dal bel viso mi p1c_104.005 diparte, che sempre m'e si presso e si lontano. Poscia p1c_104.006 fra me pian piano: che fai tu lasso? forse in p1c_104.007 quella parte or di tua lontananza si sospira. Ed in p1c_104.008 questo pensier l'alma respira. Hier ist das Schmachten p1c_104.009 nach dem Schönen auf den höchsten Grad gestiegen. Petrarks p1c_104.010 Leidenschaft ist eben so heftig, wie die des Orlando p1c_104.011 und Othello, aber sie ist frey von allem Jrdischen und Gemeinen. p1c_104.012 Hier ist keine Hemmung, keine Schranke, nichts p1c_104.013 Städtisches, Convenzionelles, Menschliches, lauter Göttlichkeit p1c_104.014 und schöne Natur. Es ist das reine himmlische p1c_104.015 Licht, in welchem Seele der Seele begegnet. Zuweilen p1c_104.016 wird er eben so apnous, wie die Sappho, er sitzt in hoher p1c_104.017 Vergessenheit der Liebe an einem Gebirg auf einem Stein, p1c_104.018 selbst ein kalter todter Stein, gestaltet wie ein Mensch, der p1c_104.019 denkt oder weint oder schreibt. Aber das himmlische Leben p1c_104.020 der Liebe kehrt zurück, treibt ihn auf den erhabensten Gipfel, p1c_104.021 den die Schatten der übrigen Berge umher nicht treffen können, p1c_104.022 dort mißt er mit den Augen die Größe seines Unglücks, p1c_104.023 sein Schmerz bricht in Thränen aus, er übersieht die Gegenden, p1c_104.024 welche ihn trennen von dem göttlichen Jdeale seiner p1c_104.025 Sehnsucht. Jtzt hat der Kummer die letzte Höhe erreicht, p1c_104.026 und fängt an ihn zu erheben, seine Seele athmet auf in p1c_104.027 neuer Hoffnung, und das Heftige hat sich im Erhabenenp1c_104.028 gelöst. Zuweilen mag aber auch wohl Petrark
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/162>, abgerufen am 23.11.2024.
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