p1c_XV.001 Schwärmerey entschuldigt. Allein ein weit ehrwürdigeres p1c_XV.002 Ansehn bekömmt der sogenannte Mystizismus, wenn er an p1c_XV.003 die Spitze der Philosophie gestellt wird.
p1c_XV.004 An der Spitze der Philosophie als reiner Vernunftwissenschaft p1c_XV.005 muß etwas absolut bestimmendes stehn. Dies p1c_XV.006 kann keine Erkenntniß seyn. Erkennen heißt urtheilenp1c_XV.007 nach Gründen. Der nothwendige Grund der copulap1c_XV.008 von Subjekt und Prädicat liegt allemal außerhalb des p1c_XV.009 Urtheils. Also ist kein Urtheil selbst, das absolut nothwendige. p1c_XV.010 Die mathematischen Axiomen haben ihre Nothwendigkeit p1c_XV.011 nicht in sich selbst, unmittelbar, sondern in der p1c_XV.012 Evidenz, mit welcher Punkt und Linie als anschauliche p1c_XV.013 Begriffe in Raum und Zeit construirt werden. Eben so, p1c_XV.014 wenn man ein Moralgesetz an die Spitze des Systems der p1c_XV.015 Wahrheit setzte, wär in diesem Satze keinesweges das p1c_XV.016 absolutnothwendige enthalten. Denn die Verbindlichkeitp1c_XV.017 des Gesetzes liegt immer noch außerhalb. Diese p1c_XV.018 Verbindlichkeit ist gar keine Erkenntniß. Sie p1c_XV.019 beruht weder auf einem materiellen Satze, der Einsicht p1c_XV.020 von etwas objektiv absolut Guten, zu dem man nothwendig p1c_XV.021 verbunden wär, (alle bestimmten Objekte, z. B. p1c_XV.022 Glückseligkeit, sind zufällig) noch auf einem formellenp1c_XV.023 Satze (dem Satze des Widerspruchs). Denn dieser ließe
p1c_XV.001 Schwärmerey entschuldigt. Allein ein weit ehrwürdigeres p1c_XV.002 Ansehn bekömmt der sogenannte Mystizismus, wenn er an p1c_XV.003 die Spitze der Philosophie gestellt wird.
p1c_XV.004 An der Spitze der Philosophie als reiner Vernunftwissenschaft p1c_XV.005 muß etwas absolut bestimmendes stehn. Dies p1c_XV.006 kann keine Erkenntniß seyn. Erkennen heißt urtheilenp1c_XV.007 nach Gründen. Der nothwendige Grund der copulap1c_XV.008 von Subjekt und Prädicat liegt allemal außerhalb des p1c_XV.009 Urtheils. Also ist kein Urtheil selbst, das absolut nothwendige. p1c_XV.010 Die mathematischen Axiomen haben ihre Nothwendigkeit p1c_XV.011 nicht in sich selbst, unmittelbar, sondern in der p1c_XV.012 Evidenz, mit welcher Punkt und Linie als anschauliche p1c_XV.013 Begriffe in Raum und Zeit construirt werden. Eben so, p1c_XV.014 wenn man ein Moralgesetz an die Spitze des Systems der p1c_XV.015 Wahrheit setzte, wär in diesem Satze keinesweges das p1c_XV.016 absolutnothwendige enthalten. Denn die Verbindlichkeitp1c_XV.017 des Gesetzes liegt immer noch außerhalb. Diese p1c_XV.018 Verbindlichkeit ist gar keine Erkenntniß. Sie p1c_XV.019 beruht weder auf einem materiellen Satze, der Einsicht p1c_XV.020 von etwas objektiv absolut Guten, zu dem man nothwendig p1c_XV.021 verbunden wär, (alle bestimmten Objekte, z. B. p1c_XV.022 Glückseligkeit, sind zufällig) noch auf einem formellenp1c_XV.023 Satze (dem Satze des Widerspruchs). Denn dieser ließe
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[RXV/0019]
p1c_XV.001
Schwärmerey entschuldigt. Allein ein weit ehrwürdigeres p1c_XV.002
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die Spitze der Philosophie gestellt wird.
p1c_XV.004
An der Spitze der Philosophie als reiner Vernunftwissenschaft p1c_XV.005
muß etwas absolut bestimmendes stehn. Dies p1c_XV.006
kann keine Erkenntniß seyn. Erkennen heißt urtheilen p1c_XV.007
nach Gründen. Der nothwendige Grund der copula p1c_XV.008
von Subjekt und Prädicat liegt allemal außerhalb des p1c_XV.009
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nicht in sich selbst, unmittelbar, sondern in der p1c_XV.012
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verbunden wär, (alle bestimmten Objekte, z. B. p1c_XV.022
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Satze (dem Satze des Widerspruchs). Denn dieser ließe
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. RXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/19>, abgerufen am 03.12.2024.
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