p1c_140.001 , und in so fern ist in ihr die Gränze, wo das p1c_140.002 höhere und niedere Schöne, Religion und Sinnlichkeit zusammentrifft. p1c_140.003 Man kann hieraus erklären, warum Philosophen p1c_140.004 das Wesen der Schönheit in der Geschlechterneigung p1c_140.005 gesucht haben, man kann hieraus erklären, warum es den p1c_140.006 Dichtern nie mehr gelingt, als in der Liebe, dem Uebermaaß p1c_140.007 der Leidenschaft einen gewissen heiligen Ansirich zu p1c_140.008 geben, dem der Denker nichts entgegen zu setzen hat. Toute p1c_140.009 loi est abus, tout precepte est erreur, ist das kühne p1c_140.010 Symbol der Liebenden. Nicht blos in den Augenblicken p1c_140.011 der völligen Befriedigung, deren Zauber Rousseau in seiner p1c_140.012 neuen Heloise so verführerisch schildert, auch wenn sich der p1c_140.013 sehnende Liebende ganz im Anschauen seines geliebten Gegenstandes p1c_140.014 verliert, ist dieses Himmlischerhabene zu finden. p1c_140.015 Hier, wie überhaupt in Darstellung der reinsten Liebe, übertrifft p1c_140.016 kein Dichter den Petrark. (Sonnet 127.) In qual p1c_140.017 parte del ciel, in quale idea era l'esempio, onde p1c_140.018 natura tolse quel bel viso leggiadro, in ch' ella volse p1c_140.019 mostrar quaggiu quanto lassu potea (hier ist die Vereinigung p1c_140.020 der unendlichen Form und Materie, das Wesen p1c_140.021 der Schönheit philosophisch bestimmt und zugleich poetisch p1c_140.022 ausgedrückt). - Stiamo, amor a veder la gloria nostra p1c_140.023 cose sopra natura altere e nove. Vedi ben, quanta p1c_140.024 in lei dolcezza piove, vedi 'l lume, che 'l cielo in p1c_140.025 terra mostra. Vedi quant' arte dora, e 'mperla, e p1c_140.026 'nnostra l' abito eletto e mai non visto altrove, che p1c_140.027 dolcemente i piedi e gli occhi move, per questa di p1c_140.028 bei colli ombrosa chiostra. L' erbetta verde, e i
p1c_140.001 , und in so fern ist in ihr die Gränze, wo das p1c_140.002 höhere und niedere Schöne, Religion und Sinnlichkeit zusammentrifft. p1c_140.003 Man kann hieraus erklären, warum Philosophen p1c_140.004 das Wesen der Schönheit in der Geschlechterneigung p1c_140.005 gesucht haben, man kann hieraus erklären, warum es den p1c_140.006 Dichtern nie mehr gelingt, als in der Liebe, dem Uebermaaß p1c_140.007 der Leidenschaft einen gewissen heiligen Ansirich zu p1c_140.008 geben, dem der Denker nichts entgegen zu setzen hat. Toute p1c_140.009 loi est abus, tout précepte est erreur, ist das kühne p1c_140.010 Symbol der Liebenden. Nicht blos in den Augenblicken p1c_140.011 der völligen Befriedigung, deren Zauber Rousseau in seiner p1c_140.012 neuen Heloise so verführerisch schildert, auch wenn sich der p1c_140.013 sehnende Liebende ganz im Anschauen seines geliebten Gegenstandes p1c_140.014 verliert, ist dieses Himmlischerhabene zu finden. p1c_140.015 Hier, wie überhaupt in Darstellung der reinsten Liebe, übertrifft p1c_140.016 kein Dichter den Petrark. (Sonnet 127.) In qual p1c_140.017 parte del ciel, in quale idea era l'esempio, onde p1c_140.018 natura tolse quel bel viso leggiadro, in ch' ella volse p1c_140.019 mostrar quaggiù quanto lassù potea (hier ist die Vereinigung p1c_140.020 der unendlichen Form und Materie, das Wesen p1c_140.021 der Schönheit philosophisch bestimmt und zugleich poetisch p1c_140.022 ausgedrückt). ─ Stiamo, amor a veder la gloria nostra p1c_140.023 cose sopra natura altere e nove. Vedi ben, quanta p1c_140.024 in lei dolcezza piove, vedi 'l lume, che 'l cielo in p1c_140.025 terra mostra. Vedi quant' arte dora, e 'mperla, e p1c_140.026 'nnostra l' abito eletto e mai non visto altrove, che p1c_140.027 dolcemente i piedi e gli occhi move, per questa di p1c_140.028 bei colli ombrosa chiostra. L' erbetta verde, e i
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/198>, abgerufen am 27.11.2024.
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