Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

p1c_228.001
als real entgegensetzt, für bewußtlos, aber nach Kräften, p1c_228.002
die vom absoluten Bewußtseyn dependent sind, wirkend halten p1c_228.003
müssen. Mit Hinweglassung der Jdee des Selbstbewußtseyns, p1c_228.004
welche der Psychologie eigen ist, wird die p1c_228.005
Reflexion nach Maaßgabe der drey Vernunftideen Caussalität, p1c_228.006
Substantialität, Totalität, und den ihnen analogen p1c_228.007
Seelenkräften, Wille, Phantasie, Verstand, aus zwey p1c_228.008
organisirenden Kräften (Reitz und Empfänglichkeit, Jrritabilität, p1c_228.009
Sensibilität, den (höhern und niedern) Organismus p1c_228.010
der lebenden sich selbst gesetzlich erhaltenden und p1c_228.011
reproducirenden Natur construiren, (welches für den Verstand p1c_228.012
die innere Wechselwirkung der Kräfte im Objekte p1c_228.013
oder die Relation darstellt) - aus Expansion p1c_228.014
und Contraktion die Schwere oder die cohärirende Materie, p1c_228.015
(welches die Qualität der Objekte giebt) hieraus Länge, p1c_228.016
Tiefe und Breite, Linie, Zahl (welches die Quantität p1c_228.017
der Objekte geben wird) idealisch construiren. So wird p1c_228.018
eine rationale Physiologie, rationale Mechanik, rationale p1c_228.019
Mathematik entstehen und das System des idealen Wissens, p1c_228.020
der Ontologie, der Materialphilosophie vollendet seyn. Sind p1c_228.021
nun mit den vier Hauptrücksichten der Gegenstände p1c_228.022
idealisch construirte Objekte wissenschaftlich erkennbar, p1c_228.023
d. h. a priori zusammenhängend in allen Theilvorstellungen p1c_228.024
gegeben, so bietet die Ontologie materielle Prinzipien p1c_228.025
für alle empirischen Theorien dar. Diese Prinzipien p1c_228.026
der reinen Wissenschaft auf die Erfahrung p1c_228.027
angewandt, werden aber im Felde der Erfahrung blos Hypothesen p1c_228.028
bleiben, weil die letzte Nothwendigkeit,

p1c_228.001
als real entgegensetzt, für bewußtlos, aber nach Kräften, p1c_228.002
die vom absoluten Bewußtseyn dependent sind, wirkend halten p1c_228.003
müssen. Mit Hinweglassung der Jdee des Selbstbewußtseyns, p1c_228.004
welche der Psychologie eigen ist, wird die p1c_228.005
Reflexion nach Maaßgabe der drey Vernunftideen Caussalität, p1c_228.006
Substantialität, Totalität, und den ihnen analogen p1c_228.007
Seelenkräften, Wille, Phantasie, Verstand, aus zwey p1c_228.008
organisirenden Kräften (Reitz und Empfänglichkeit, Jrritabilität, p1c_228.009
Sensibilität, den (höhern und niedern) Organismus p1c_228.010
der lebenden sich selbst gesetzlich erhaltenden und p1c_228.011
reproducirenden Natur construiren, (welches für den Verstand p1c_228.012
die innere Wechselwirkung der Kräfte im Objekte p1c_228.013
oder die Relation darstellt) ─ aus Expansion p1c_228.014
und Contraktion die Schwere oder die cohärirende Materie, p1c_228.015
(welches die Qualität der Objekte giebt) hieraus Länge, p1c_228.016
Tiefe und Breite, Linie, Zahl (welches die Quantität p1c_228.017
der Objekte geben wird) idealisch construiren. So wird p1c_228.018
eine rationale Physiologie, rationale Mechanik, rationale p1c_228.019
Mathematik entstehen und das System des idealen Wissens, p1c_228.020
der Ontologie, der Materialphilosophie vollendet seyn. Sind p1c_228.021
nun mit den vier Hauptrücksichten der Gegenstände p1c_228.022
idealisch construirte Objekte wissenschaftlich erkennbar, p1c_228.023
d. h. a priori zusammenhängend in allen Theilvorstellungen p1c_228.024
gegeben, so bietet die Ontologie materielle Prinzipien p1c_228.025
für alle empirischen Theorien dar. Diese Prinzipien p1c_228.026
der reinen Wissenschaft auf die Erfahrung p1c_228.027
angewandt, werden aber im Felde der Erfahrung blos Hypothesen p1c_228.028
bleiben, weil die letzte Nothwendigkeit,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0286" n="228"/><lb n="p1c_228.001"/>
als <hi rendition="#g">real</hi> entgegensetzt, für bewußtlos, aber nach Kräften, <lb n="p1c_228.002"/>
die vom absoluten Bewußtseyn dependent sind, wirkend halten <lb n="p1c_228.003"/>
müssen. Mit Hinweglassung der Jdee des Selbstbewußtseyns, <lb n="p1c_228.004"/>
welche der <hi rendition="#g">Psychologie</hi> eigen ist, wird die <lb n="p1c_228.005"/>
Reflexion nach Maaßgabe der drey Vernunftideen Caussalität, <lb n="p1c_228.006"/>
Substantialität, Totalität, und den ihnen analogen <lb n="p1c_228.007"/>
Seelenkräften, Wille, Phantasie, Verstand, aus zwey <lb n="p1c_228.008"/> <hi rendition="#g">organisirenden</hi> Kräften (Reitz und Empfänglichkeit, Jrritabilität, <lb n="p1c_228.009"/>
Sensibilität, den (höhern und niedern) Organismus <lb n="p1c_228.010"/>
der lebenden sich <hi rendition="#g">selbst</hi> gesetzlich erhaltenden und <lb n="p1c_228.011"/>
reproducirenden Natur construiren, (welches für den Verstand <lb n="p1c_228.012"/>
die <hi rendition="#g">innere Wechselwirkung</hi> der Kräfte im <hi rendition="#g">Objekte</hi> <lb n="p1c_228.013"/>
oder die <hi rendition="#g">Relation</hi> darstellt) &#x2500; aus Expansion <lb n="p1c_228.014"/>
und Contraktion die Schwere oder die cohärirende Materie, <lb n="p1c_228.015"/>
(welches die <hi rendition="#g">Qualität</hi> der Objekte giebt) hieraus Länge, <lb n="p1c_228.016"/>
Tiefe und Breite, Linie, Zahl (welches die <hi rendition="#g">Quantität</hi> <lb n="p1c_228.017"/>
der Objekte geben wird) idealisch construiren. So wird <lb n="p1c_228.018"/>
eine rationale Physiologie, rationale Mechanik, rationale <lb n="p1c_228.019"/>
Mathematik entstehen und das System des idealen Wissens, <lb n="p1c_228.020"/>
der Ontologie, der Materialphilosophie vollendet seyn. Sind <lb n="p1c_228.021"/>
nun mit den <hi rendition="#g">vier Hauptrücksichten</hi> der Gegenstände <lb n="p1c_228.022"/> <hi rendition="#g">idealisch</hi> construirte Objekte wissenschaftlich erkennbar, <lb n="p1c_228.023"/>
d. h. <hi rendition="#aq">a priori</hi> zusammenhängend in allen Theilvorstellungen <lb n="p1c_228.024"/>
gegeben, so bietet die <hi rendition="#g">Ontologie materielle Prinzipien</hi> <lb n="p1c_228.025"/>
für alle empirischen Theorien dar. Diese <hi rendition="#g">Prinzipien</hi> <lb n="p1c_228.026"/>
der <hi rendition="#g">reinen Wissenschaft</hi> auf die Erfahrung <lb n="p1c_228.027"/>
angewandt, werden aber im Felde der Erfahrung blos <hi rendition="#g">Hypothesen</hi> <lb n="p1c_228.028"/>
bleiben, weil die <hi rendition="#g">letzte Nothwendigkeit,</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0286] p1c_228.001 als real entgegensetzt, für bewußtlos, aber nach Kräften, p1c_228.002 die vom absoluten Bewußtseyn dependent sind, wirkend halten p1c_228.003 müssen. Mit Hinweglassung der Jdee des Selbstbewußtseyns, p1c_228.004 welche der Psychologie eigen ist, wird die p1c_228.005 Reflexion nach Maaßgabe der drey Vernunftideen Caussalität, p1c_228.006 Substantialität, Totalität, und den ihnen analogen p1c_228.007 Seelenkräften, Wille, Phantasie, Verstand, aus zwey p1c_228.008 organisirenden Kräften (Reitz und Empfänglichkeit, Jrritabilität, p1c_228.009 Sensibilität, den (höhern und niedern) Organismus p1c_228.010 der lebenden sich selbst gesetzlich erhaltenden und p1c_228.011 reproducirenden Natur construiren, (welches für den Verstand p1c_228.012 die innere Wechselwirkung der Kräfte im Objekte p1c_228.013 oder die Relation darstellt) ─ aus Expansion p1c_228.014 und Contraktion die Schwere oder die cohärirende Materie, p1c_228.015 (welches die Qualität der Objekte giebt) hieraus Länge, p1c_228.016 Tiefe und Breite, Linie, Zahl (welches die Quantität p1c_228.017 der Objekte geben wird) idealisch construiren. So wird p1c_228.018 eine rationale Physiologie, rationale Mechanik, rationale p1c_228.019 Mathematik entstehen und das System des idealen Wissens, p1c_228.020 der Ontologie, der Materialphilosophie vollendet seyn. Sind p1c_228.021 nun mit den vier Hauptrücksichten der Gegenstände p1c_228.022 idealisch construirte Objekte wissenschaftlich erkennbar, p1c_228.023 d. h. a priori zusammenhängend in allen Theilvorstellungen p1c_228.024 gegeben, so bietet die Ontologie materielle Prinzipien p1c_228.025 für alle empirischen Theorien dar. Diese Prinzipien p1c_228.026 der reinen Wissenschaft auf die Erfahrung p1c_228.027 angewandt, werden aber im Felde der Erfahrung blos Hypothesen p1c_228.028 bleiben, weil die letzte Nothwendigkeit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/286
Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/286>, abgerufen am 20.05.2024.