Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

p1c_229.001
auf der sie beruhen, für die Reflexion objektiv nicht dargestellt p1c_229.002
werden kann, die Erfahrungstheorieen aber nur objektiv p1c_229.003
erkennbare Phänomena berücksichtigen. Jndessen p1c_229.004
haben jene Prinzipien der idealen reinen Wissenschaft p1c_229.005
einen regulativen Gebrauch, und es ist bewundernswürdig, p1c_229.006
daß die Erfahrungstheorieen sich empirisch eben so p1c_229.007
auf vier Rubriken bringen lassen, (S. 22.) wozu die p1c_229.008
reine Wissenschaft vier construirte Objekte giebt. Wie p1c_229.009
wir analytisch S. 19. von den empirischen Kenntnissen p1c_229.010
bis zu einer postulirten letzten Nothwendigkeit aufsteigen, p1c_229.011
so sind wir hier synthetisch von dem letzten Grundsatze p1c_229.012
der Nothwendigkeit auf das Empirische herabgekommen, p1c_229.013
und da sich hier und dort dergleichen Resultate ergaben, p1c_229.014
so erweist der Erfolg, wie durch eine Probe, daß richtig p1c_229.015
gerechnet war. - Daß die Anwendung der Mathematik p1c_229.016
auf die Erfahrung am wenigsten Fehler giebt, entsteht p1c_229.017
daraus, daß die Phänomena hier am meisten abstrakt p1c_229.018
und ideal betrachtet werden, indem nur ihre Größe in Raum p1c_229.019
und der Zeit berücksichtiget wird, welches sich schon der blos p1c_229.020
idealen Construction mehr nähert. Jndessen muß die Mathematik, p1c_229.021
wenn sie auf Astronomie und Physik angewandt p1c_229.022
wird, ihre Schwächen ebenfalls gestehen, und ihre gerühmte p1c_229.023
Evidenz, wie Neuwton sehr gut einsah, ist ohne eine Ontologie p1c_229.024
auch ganz ohne Haltung, welches sich besonders in p1c_229.025
den Definitionen von krummer und gerader Linie, in Bestimmung p1c_229.026
der Dimensionen des Raumes, und in dem Parallelensatze p1c_229.027
zeigt.

p1c_229.001
auf der sie beruhen, für die Reflexion objektiv nicht dargestellt p1c_229.002
werden kann, die Erfahrungstheorieen aber nur objektiv p1c_229.003
erkennbare Phänomena berücksichtigen. Jndessen p1c_229.004
haben jene Prinzipien der idealen reinen Wissenschaft p1c_229.005
einen regulativen Gebrauch, und es ist bewundernswürdig, p1c_229.006
daß die Erfahrungstheorieen sich empirisch eben so p1c_229.007
auf vier Rubriken bringen lassen, (S. 22.) wozu die p1c_229.008
reine Wissenschaft vier construirte Objekte giebt. Wie p1c_229.009
wir analytisch S. 19. von den empirischen Kenntnissen p1c_229.010
bis zu einer postulirten letzten Nothwendigkeit aufsteigen, p1c_229.011
so sind wir hier synthetisch von dem letzten Grundsatze p1c_229.012
der Nothwendigkeit auf das Empirische herabgekommen, p1c_229.013
und da sich hier und dort dergleichen Resultate ergaben, p1c_229.014
so erweist der Erfolg, wie durch eine Probe, daß richtig p1c_229.015
gerechnet war. ─ Daß die Anwendung der Mathematik p1c_229.016
auf die Erfahrung am wenigsten Fehler giebt, entsteht p1c_229.017
daraus, daß die Phänomena hier am meisten abstrakt p1c_229.018
und ideal betrachtet werden, indem nur ihre Größe in Raum p1c_229.019
und der Zeit berücksichtiget wird, welches sich schon der blos p1c_229.020
idealen Construction mehr nähert. Jndessen muß die Mathematik, p1c_229.021
wenn sie auf Astronomie und Physik angewandt p1c_229.022
wird, ihre Schwächen ebenfalls gestehen, und ihre gerühmte p1c_229.023
Evidenz, wie Neuwton sehr gut einsah, ist ohne eine Ontologie p1c_229.024
auch ganz ohne Haltung, welches sich besonders in p1c_229.025
den Definitionen von krummer und gerader Linie, in Bestimmung p1c_229.026
der Dimensionen des Raumes, und in dem Parallelensatze p1c_229.027
zeigt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0287" n="229"/><lb n="p1c_229.001"/>
auf der sie beruhen, für die Reflexion objektiv nicht dargestellt <lb n="p1c_229.002"/>
werden kann, die Erfahrungstheorieen aber nur <hi rendition="#g">objektiv</hi> <lb n="p1c_229.003"/>
erkennbare Phänomena berücksichtigen. Jndessen <lb n="p1c_229.004"/>
haben jene <hi rendition="#g">Prinzipien</hi> der idealen reinen Wissenschaft <lb n="p1c_229.005"/>
einen <hi rendition="#g">regulativen</hi> Gebrauch, und es ist bewundernswürdig, <lb n="p1c_229.006"/>
daß die Erfahrungstheorieen sich empirisch eben so <lb n="p1c_229.007"/>
auf <hi rendition="#g">vier Rubriken</hi> bringen lassen, (S. 22.) wozu die <lb n="p1c_229.008"/>
reine Wissenschaft <hi rendition="#g">vier</hi> construirte Objekte giebt. Wie <lb n="p1c_229.009"/>
wir <hi rendition="#g">analytisch</hi> S. 19. von den empirischen Kenntnissen <lb n="p1c_229.010"/>
bis zu einer <hi rendition="#g">postulirten</hi> letzten Nothwendigkeit aufsteigen, <lb n="p1c_229.011"/>
so sind wir hier <hi rendition="#g">synthetisch</hi> von dem letzten <hi rendition="#g">Grundsatze</hi> <lb n="p1c_229.012"/>
der Nothwendigkeit auf das Empirische herabgekommen, <lb n="p1c_229.013"/>
und da sich hier und dort dergleichen Resultate ergaben, <lb n="p1c_229.014"/>
so erweist der Erfolg, wie durch eine Probe, daß richtig <lb n="p1c_229.015"/>
gerechnet war. &#x2500; Daß die Anwendung der <hi rendition="#g">Mathematik</hi> <lb n="p1c_229.016"/>
auf die Erfahrung am wenigsten Fehler giebt, entsteht <lb n="p1c_229.017"/>
daraus, daß die Phänomena hier am meisten abstrakt <lb n="p1c_229.018"/>
und ideal betrachtet werden, indem nur ihre Größe in Raum <lb n="p1c_229.019"/>
und der Zeit berücksichtiget wird, welches sich schon der blos <lb n="p1c_229.020"/>
idealen Construction mehr nähert. Jndessen muß die Mathematik, <lb n="p1c_229.021"/>
wenn sie auf Astronomie und Physik angewandt <lb n="p1c_229.022"/>
wird, ihre Schwächen ebenfalls gestehen, und ihre gerühmte <lb n="p1c_229.023"/>
Evidenz, wie Neuwton sehr gut einsah, ist ohne eine Ontologie <lb n="p1c_229.024"/>
auch ganz ohne Haltung, welches sich besonders in <lb n="p1c_229.025"/>
den Definitionen von krummer und gerader Linie, in Bestimmung <lb n="p1c_229.026"/>
der Dimensionen des Raumes, und in dem Parallelensatze <lb n="p1c_229.027"/>
zeigt.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0287] p1c_229.001 auf der sie beruhen, für die Reflexion objektiv nicht dargestellt p1c_229.002 werden kann, die Erfahrungstheorieen aber nur objektiv p1c_229.003 erkennbare Phänomena berücksichtigen. Jndessen p1c_229.004 haben jene Prinzipien der idealen reinen Wissenschaft p1c_229.005 einen regulativen Gebrauch, und es ist bewundernswürdig, p1c_229.006 daß die Erfahrungstheorieen sich empirisch eben so p1c_229.007 auf vier Rubriken bringen lassen, (S. 22.) wozu die p1c_229.008 reine Wissenschaft vier construirte Objekte giebt. Wie p1c_229.009 wir analytisch S. 19. von den empirischen Kenntnissen p1c_229.010 bis zu einer postulirten letzten Nothwendigkeit aufsteigen, p1c_229.011 so sind wir hier synthetisch von dem letzten Grundsatze p1c_229.012 der Nothwendigkeit auf das Empirische herabgekommen, p1c_229.013 und da sich hier und dort dergleichen Resultate ergaben, p1c_229.014 so erweist der Erfolg, wie durch eine Probe, daß richtig p1c_229.015 gerechnet war. ─ Daß die Anwendung der Mathematik p1c_229.016 auf die Erfahrung am wenigsten Fehler giebt, entsteht p1c_229.017 daraus, daß die Phänomena hier am meisten abstrakt p1c_229.018 und ideal betrachtet werden, indem nur ihre Größe in Raum p1c_229.019 und der Zeit berücksichtiget wird, welches sich schon der blos p1c_229.020 idealen Construction mehr nähert. Jndessen muß die Mathematik, p1c_229.021 wenn sie auf Astronomie und Physik angewandt p1c_229.022 wird, ihre Schwächen ebenfalls gestehen, und ihre gerühmte p1c_229.023 Evidenz, wie Neuwton sehr gut einsah, ist ohne eine Ontologie p1c_229.024 auch ganz ohne Haltung, welches sich besonders in p1c_229.025 den Definitionen von krummer und gerader Linie, in Bestimmung p1c_229.026 der Dimensionen des Raumes, und in dem Parallelensatze p1c_229.027 zeigt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/287
Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/287>, abgerufen am 20.05.2024.