p1c_268.001 ehemals in den Ausgaben des Cid: Malgre des feux si p1c_268.002 beaux, qui rompent ma colere, welches die Akademie p1c_268.003 tadelte. Jndessen ging sie wohl zu weit, wenn sie den p1c_268.004 andern Vers aus dem Cid angriff: Ses rides sur son p1c_268.005 front ont grave ses exploits, welches eine Art Hypallage, p1c_268.006 kräftig und verständlich ist. Abgerechnet, daß der p1c_268.007 Cardinal Richelieu und sein Ansehn im Spiel war, so war p1c_268.008 die französische Kritik hier zu prosaisch, wie gewöhnlich, folglich p1c_268.009 ungerecht. So sind auch Klopstock und Schiller von p1c_268.010 zu prosaischen Kritikern oft nach der Logik getadelt worden, p1c_268.011 wo sie nach der Poetik Lob verdient hätten. - Gehäufte p1c_268.012 Tropen übrigens, wenn sie nicht, wie der Fall im Plato, p1c_268.013 den Longin (tmema lb) anführt, als eine durchgeführte p1c_268.014 Allegorie angesehen werden können, ermüden die Einbildungskraft p1c_268.015 durch ihr Detail und schaden der Hauptempfindung. p1c_268.016 Der blumige Styl, dictio florida, wird für p1c_268.017 wenig Dichtungsarten passen, wiewohl sich die Regeln des p1c_268.018 Styls freylich für jede besondere Gattung besonders modificiren. p1c_268.019 Selbst Sophocles ist nicht selten zu blumigp1c_268.020 oder bilderreich. Wenn man aus der freyen großen Natur p1c_268.021 des Homer in die von Sophocles geschilderten Staatsverhältnisse p1c_268.022 eintritt, so thut es einem oft weh, jene Naturgemälde p1c_268.023 auf die kleinlichen Händel der Menschen künstlich p1c_268.024 angewandt zu sehen. Bey dem Altvater der Barden ist p1c_268.025 alles Leben, alles Person, alles hat ein Selbst. Wird p1c_268.026 z. B. auch die Versammlung mit den Wogen des Meeres p1c_268.027 verglichen, so ist es eine Vergleichung, das Vergleichungswort p1c_268.028 steht dabey, und man sieht nun in der Schilderung
p1c_268.001 ehemals in den Ausgaben des Cid: Malgré des feux si p1c_268.002 beaux, qui rompent ma colère, welches die Akademie p1c_268.003 tadelte. Jndessen ging sie wohl zu weit, wenn sie den p1c_268.004 andern Vers aus dem Cid angriff: Ses rides sur son p1c_268.005 front ont gravé ses exploits, welches eine Art Hypallage, p1c_268.006 kräftig und verständlich ist. Abgerechnet, daß der p1c_268.007 Cardinal Richelieu und sein Ansehn im Spiel war, so war p1c_268.008 die französische Kritik hier zu prosaisch, wie gewöhnlich, folglich p1c_268.009 ungerecht. So sind auch Klopstock und Schiller von p1c_268.010 zu prosaischen Kritikern oft nach der Logik getadelt worden, p1c_268.011 wo sie nach der Poetik Lob verdient hätten. ─ Gehäufte p1c_268.012 Tropen übrigens, wenn sie nicht, wie der Fall im Plato, p1c_268.013 den Longin (τμημα λβ) anführt, als eine durchgeführte p1c_268.014 Allegorie angesehen werden können, ermüden die Einbildungskraft p1c_268.015 durch ihr Detail und schaden der Hauptempfindung. p1c_268.016 Der blumige Styl, dictio florida, wird für p1c_268.017 wenig Dichtungsarten passen, wiewohl sich die Regeln des p1c_268.018 Styls freylich für jede besondere Gattung besonders modificiren. p1c_268.019 Selbst Sophocles ist nicht selten zu blumigp1c_268.020 oder bilderreich. Wenn man aus der freyen großen Natur p1c_268.021 des Homer in die von Sophocles geschilderten Staatsverhältnisse p1c_268.022 eintritt, so thut es einem oft weh, jene Naturgemälde p1c_268.023 auf die kleinlichen Händel der Menschen künstlich p1c_268.024 angewandt zu sehen. Bey dem Altvater der Barden ist p1c_268.025 alles Leben, alles Person, alles hat ein Selbst. Wird p1c_268.026 z. B. auch die Versammlung mit den Wogen des Meeres p1c_268.027 verglichen, so ist es eine Vergleichung, das Vergleichungswort p1c_268.028 steht dabey, und man sieht nun in der Schilderung
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/326>, abgerufen am 26.11.2024.
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