p1c_281.001 misso lumine fluctus nondum pura dies. Claud. de p1c_281.002 rapt. Proserp. Lib. II. - Conticuere omnes beym p1c_281.003 Virgil ist gut, weil der Nachsatz kurz ist, auch der Sinn p1c_281.004 die Stärke der Wortstellung rechtfertigt. "Und den Todtengesang p1c_281.005 heult dumpf noch fort auf dem großen, immer offnem p1c_281.006 Grabe der Sturm." - e) Zur Lebhaftigkeit der poetischen p1c_281.007 Sprache gehört auch, daß sie sich von allen Bindungspartikeln, p1c_281.008 die der ordnende Verstand erfindet, los macht. Dies p1c_281.009 ist das genus asundeton soluta oratio. Sie findet Statt p1c_281.010 beym großen und heftigen tectum augustum ingens centum p1c_281.011 sublime columnis - ferte citi flammas, date p1c_281.012 tela, impellite remos. - Kann die Mutter vergessen p1c_281.013 ihres Säuglings, daß sie sich nicht über den Sohn ihres Leibes p1c_281.014 erbarme? Vergäße sie sein; ich will dein nicht vergessen. p1c_281.015 Klopstock. Oft thut aber das Gegentheil die ruhige p1c_281.016 Verbindung in einer Erzählung durch und mehr Wirkung, p1c_281.017 z. B. in der oben angeführten grausenden Erzählung des p1c_281.018 Dante vom Ugolino. f) Auch dadurch wird die Rede lebendiger, p1c_281.019 daß die Sätze mit einer gewissen Unordnung in p1c_281.020 einander geschoben werden. Hierher gehört das uperbaton p1c_281.021 Aeneid. XII. 161. seq. Interea reges - (Nun p1c_281.022 kommen in sieben Zwischenversen ihre Namen und Beschreibung) p1c_281.023 - procedunt castris. - Auch die parenthesis, p1c_281.024 wenn sich der Redende unterbricht, damit er etwas nicht p1c_281.025 vergesse: et lorsque quelquefois de ma rivale heureuse p1c_281.026 je me representois l'image douloureuse, votre p1c_281.027 mort (pardonnez aux fureurs des amans) ne me paroissoit p1c_281.028 plus le plus grand des tourmens. Racin.
p1c_281.001 misso lumine fluctus nondum pura dies. Claud. de p1c_281.002 rapt. Proserp. Lib. II. ─ Conticuere omnes beym p1c_281.003 Virgil ist gut, weil der Nachsatz kurz ist, auch der Sinn p1c_281.004 die Stärke der Wortstellung rechtfertigt. „Und den Todtengesang p1c_281.005 heult dumpf noch fort auf dem großen, immer offnem p1c_281.006 Grabe der Sturm.“ ─ e) Zur Lebhaftigkeit der poetischen p1c_281.007 Sprache gehört auch, daß sie sich von allen Bindungspartikeln, p1c_281.008 die der ordnende Verstand erfindet, los macht. Dies p1c_281.009 ist das genus ἀσυνδετον soluta oratio. Sie findet Statt p1c_281.010 beym großen und heftigen tectum augustum ingens centum p1c_281.011 sublime columnis ─ ferte citi flammas, date p1c_281.012 tela, impellite remos. ─ Kann die Mutter vergessen p1c_281.013 ihres Säuglings, daß sie sich nicht über den Sohn ihres Leibes p1c_281.014 erbarme? Vergäße sie sein; ich will dein nicht vergessen. p1c_281.015 Klopstock. Oft thut aber das Gegentheil die ruhige p1c_281.016 Verbindung in einer Erzählung durch und mehr Wirkung, p1c_281.017 z. B. in der oben angeführten grausenden Erzählung des p1c_281.018 Dante vom Ugolino. f) Auch dadurch wird die Rede lebendiger, p1c_281.019 daß die Sätze mit einer gewissen Unordnung in p1c_281.020 einander geschoben werden. Hierher gehört das ὑπερβατον p1c_281.021 Aeneid. XII. 161. seq. Interea reges ─ (Nun p1c_281.022 kommen in sieben Zwischenversen ihre Namen und Beschreibung) p1c_281.023 ─ procedunt castris. ─ Auch die παρενθεσις, p1c_281.024 wenn sich der Redende unterbricht, damit er etwas nicht p1c_281.025 vergesse: et lorsque quelquefois de ma rivale heureuse p1c_281.026 je me représentois l'image douloureuse, votre p1c_281.027 mort (pardonnez aux fureurs des amans) ne me paroissoit p1c_281.028 plus le plus grand des tourmens. Racin.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0339"n="281"/><lbn="p1c_281.001"/>
misso lumine fluctus nondum pura dies. Claud. de <lbn="p1c_281.002"/>
rapt. Proserp. Lib. II. ─ Conticuere omnes</hi> beym <lbn="p1c_281.003"/>
Virgil ist gut, weil der Nachsatz kurz ist, auch der Sinn <lbn="p1c_281.004"/>
die Stärke der Wortstellung rechtfertigt. „Und den Todtengesang <lbn="p1c_281.005"/>
heult dumpf noch fort auf dem großen, immer offnem <lbn="p1c_281.006"/>
Grabe der Sturm.“─<hirendition="#aq">e</hi>) Zur Lebhaftigkeit der poetischen <lbn="p1c_281.007"/>
Sprache gehört auch, daß sie sich von allen Bindungspartikeln, <lbn="p1c_281.008"/>
die der ordnende Verstand erfindet, los macht. Dies <lbn="p1c_281.009"/>
ist das <hirendition="#aq">genus <foreignxml:lang="grc">ἀσυνδετον</foreign> soluta oratio</hi>. Sie findet Statt <lbn="p1c_281.010"/>
beym großen und heftigen <hirendition="#aq">tectum augustum ingens centum <lbn="p1c_281.011"/>
sublime columnis ─ ferte citi flammas, date <lbn="p1c_281.012"/>
tela, impellite remos</hi>. ─ Kann die Mutter vergessen <lbn="p1c_281.013"/>
ihres Säuglings, daß sie sich nicht über den Sohn ihres Leibes <lbn="p1c_281.014"/>
erbarme? Vergäße sie sein; ich will dein nicht vergessen. <lbn="p1c_281.015"/><hirendition="#g">Klopstock.</hi> Oft thut aber das Gegentheil die ruhige <lbn="p1c_281.016"/>
Verbindung in einer Erzählung durch <hirendition="#g">und</hi> mehr Wirkung, <lbn="p1c_281.017"/>
z. B. in der oben angeführten grausenden Erzählung des <lbn="p1c_281.018"/>
Dante vom Ugolino. <hirendition="#aq">f</hi>) Auch dadurch wird die Rede lebendiger, <lbn="p1c_281.019"/>
daß die Sätze mit einer gewissen Unordnung in <lbn="p1c_281.020"/>
einander geschoben werden. Hierher gehört das <foreignxml:lang="grc">ὑπερβατον</foreign><lbn="p1c_281.021"/><hirendition="#aq">Aeneid. XII. 161. seq. Interea reges</hi>─ (Nun <lbn="p1c_281.022"/>
kommen in sieben Zwischenversen ihre Namen und Beschreibung) <lbn="p1c_281.023"/>─<hirendition="#aq">procedunt castris</hi>. ─ Auch die <foreignxml:lang="grc">παρενθεσις</foreign>, <lbn="p1c_281.024"/>
wenn sich der Redende unterbricht, damit er etwas nicht <lbn="p1c_281.025"/>
vergesse: <hirendition="#aq">et lorsque quelquefois de ma rivale heureuse <lbn="p1c_281.026"/>
je me représentois l'image douloureuse, votre <lbn="p1c_281.027"/>
mort (pardonnez aux fureurs des amans) ne me paroissoit <lbn="p1c_281.028"/>
plus le plus grand des tourmens. <hirendition="#g">Racin.</hi></hi></p></div></div></body></text></TEI>
[281/0339]
p1c_281.001
misso lumine fluctus nondum pura dies. Claud. de p1c_281.002
rapt. Proserp. Lib. II. ─ Conticuere omnes beym p1c_281.003
Virgil ist gut, weil der Nachsatz kurz ist, auch der Sinn p1c_281.004
die Stärke der Wortstellung rechtfertigt. „Und den Todtengesang p1c_281.005
heult dumpf noch fort auf dem großen, immer offnem p1c_281.006
Grabe der Sturm.“ ─ e) Zur Lebhaftigkeit der poetischen p1c_281.007
Sprache gehört auch, daß sie sich von allen Bindungspartikeln, p1c_281.008
die der ordnende Verstand erfindet, los macht. Dies p1c_281.009
ist das genus ἀσυνδετον soluta oratio. Sie findet Statt p1c_281.010
beym großen und heftigen tectum augustum ingens centum p1c_281.011
sublime columnis ─ ferte citi flammas, date p1c_281.012
tela, impellite remos. ─ Kann die Mutter vergessen p1c_281.013
ihres Säuglings, daß sie sich nicht über den Sohn ihres Leibes p1c_281.014
erbarme? Vergäße sie sein; ich will dein nicht vergessen. p1c_281.015
Klopstock. Oft thut aber das Gegentheil die ruhige p1c_281.016
Verbindung in einer Erzählung durch und mehr Wirkung, p1c_281.017
z. B. in der oben angeführten grausenden Erzählung des p1c_281.018
Dante vom Ugolino. f) Auch dadurch wird die Rede lebendiger, p1c_281.019
daß die Sätze mit einer gewissen Unordnung in p1c_281.020
einander geschoben werden. Hierher gehört das ὑπερβατον p1c_281.021
Aeneid. XII. 161. seq. Interea reges ─ (Nun p1c_281.022
kommen in sieben Zwischenversen ihre Namen und Beschreibung) p1c_281.023
─ procedunt castris. ─ Auch die παρενθεσις, p1c_281.024
wenn sich der Redende unterbricht, damit er etwas nicht p1c_281.025
vergesse: et lorsque quelquefois de ma rivale heureuse p1c_281.026
je me représentois l'image douloureuse, votre p1c_281.027
mort (pardonnez aux fureurs des amans) ne me paroissoit p1c_281.028
plus le plus grand des tourmens. Racin.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/339>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.