Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_765.001 p2c_765.014 p2c_765.015 p2c_765.019 p2c_765.001 p2c_765.014 p2c_765.015 p2c_765.019 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0289" n="765"/><lb n="p2c_765.001"/> in der Sammlung der griechischen Aesopischen Fabeln steht <lb n="p2c_765.002"/> abwechselnd <foreign xml:lang="grc">λογος</foreign> und <foreign xml:lang="grc">μυθος</foreign>. ─ Die Neuern scheinen <lb n="p2c_765.003"/> unter Apologen Fabeln und Erzählungen zusammen zu begreifen, <lb n="p2c_765.004"/> z. B. Pfeffel in seiner ersten sehr schönen Fabel: <lb n="p2c_765.005"/> „Ein Sträußermädchen von Athen u. s. w. So, Leser, <lb n="p2c_765.006"/> denk auch ich von meinen Apologen.“ ─ Es giebt dialogisirte <lb n="p2c_765.007"/> Fabeln, es giebt einen ganzen Fabelroman. Den <lb n="p2c_765.008"/> bekannten Reinecke Fuchs, wahrscheinlich französischen Ursprungs <lb n="p2c_765.009"/> aus den Zeiten der Fabliaux. Ja der Fuchs stand <lb n="p2c_765.010"/> im Mittelalter bey dem französischem Volk so sehr in Ansehn, <lb n="p2c_765.011"/> daß man sogar allegorische Geschichten von ihm auf die Bühne <lb n="p2c_765.012"/> gebracht haben soll. Sonach hätte man auch <hi rendition="#g">Fabeln</hi> <lb n="p2c_765.013"/> in Schauspielform aufzuweisen.</p> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_765.014"/> §. 3.</hi> </p> <p><lb n="p2c_765.015"/><hi rendition="#aq">C</hi>) Das <hi rendition="#g">Räthsel</hi> ist die kurze <hi rendition="#g">allegorische</hi> <lb n="p2c_765.016"/> Umschreibung eines Gegenstandes, die in der Absicht <lb n="p2c_765.017"/> gegeben wird, daß man selbigen aus den angeführten <lb n="p2c_765.018"/> symbolischen Eigenschaften errathe.</p> <p><lb n="p2c_765.019"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> Das <hi rendition="#g">Räthsel</hi> verhält sich zu den übrigen <lb n="p2c_765.020"/> Gattungen der <hi rendition="#g">allegorischen</hi> Poesie, wie das <hi rendition="#g">Epigramm</hi> <lb n="p2c_765.021"/> zur didaktischen. Wie jenes muß es kurz <lb n="p2c_765.022"/> nnd niedlich seyn, wie jenes ist es mehr ein Spiel des <lb n="p2c_765.023"/> <hi rendition="#g">Witzes,</hi> als der höhern Geistesanlagen. Das <hi rendition="#g">Räthsel</hi> <lb n="p2c_765.024"/> interessirt zwar auch die <hi rendition="#g">Vernunft,</hi> als Vermögen zu <lb n="p2c_765.025"/> schließen. Aber nur durch scherzhafte Aehnlichkeiten. Die <lb n="p2c_765.026"/> Umschreibung im Räthsel gehört zur <hi rendition="#g">allegorischen</hi> Poesie </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [765/0289]
p2c_765.001
in der Sammlung der griechischen Aesopischen Fabeln steht p2c_765.002
abwechselnd λογος und μυθος. ─ Die Neuern scheinen p2c_765.003
unter Apologen Fabeln und Erzählungen zusammen zu begreifen, p2c_765.004
z. B. Pfeffel in seiner ersten sehr schönen Fabel: p2c_765.005
„Ein Sträußermädchen von Athen u. s. w. So, Leser, p2c_765.006
denk auch ich von meinen Apologen.“ ─ Es giebt dialogisirte p2c_765.007
Fabeln, es giebt einen ganzen Fabelroman. Den p2c_765.008
bekannten Reinecke Fuchs, wahrscheinlich französischen Ursprungs p2c_765.009
aus den Zeiten der Fabliaux. Ja der Fuchs stand p2c_765.010
im Mittelalter bey dem französischem Volk so sehr in Ansehn, p2c_765.011
daß man sogar allegorische Geschichten von ihm auf die Bühne p2c_765.012
gebracht haben soll. Sonach hätte man auch Fabeln p2c_765.013
in Schauspielform aufzuweisen.
p2c_765.014
§. 3.
p2c_765.015
C) Das Räthsel ist die kurze allegorische p2c_765.016
Umschreibung eines Gegenstandes, die in der Absicht p2c_765.017
gegeben wird, daß man selbigen aus den angeführten p2c_765.018
symbolischen Eigenschaften errathe.
p2c_765.019
Anmerk. Das Räthsel verhält sich zu den übrigen p2c_765.020
Gattungen der allegorischen Poesie, wie das Epigramm p2c_765.021
zur didaktischen. Wie jenes muß es kurz p2c_765.022
nnd niedlich seyn, wie jenes ist es mehr ein Spiel des p2c_765.023
Witzes, als der höhern Geistesanlagen. Das Räthsel p2c_765.024
interessirt zwar auch die Vernunft, als Vermögen zu p2c_765.025
schließen. Aber nur durch scherzhafte Aehnlichkeiten. Die p2c_765.026
Umschreibung im Räthsel gehört zur allegorischen Poesie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |