Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_520.001 p2c_520.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0044" n="520"/><lb n="p2c_520.001"/> und den Tod des Messias, damit die Menschheit in ihm <lb n="p2c_520.002"/> überwinde, mit ihm in lichterer Gestalt wieder auferstehe. <lb n="p2c_520.003"/> Jesus geht seinen großen Gang mit Unterwerfung, mit Ergebung <lb n="p2c_520.004"/> in den Willen des Gottes, der sein höheres Selbst <lb n="p2c_520.005"/> ist. Er geht einher, wie der Herr der Erde, aber ohne <lb n="p2c_520.006"/> sich der physischen Macht anders, als zur Unterstützung seiner <lb n="p2c_520.007"/> geistigen Lehre zu bedienen. Seine Wunder sind nicht <lb n="p2c_520.008"/> Schrecken für die sinnliche Natur, sie sind Wohlthaten, die <lb n="p2c_520.009"/> das höhere Heil verkünden. Die Blinden sehen, die Gebrechlichen <lb n="p2c_520.010"/> gesunden, die Todten wandern lebendig, die <lb n="p2c_520.011"/> schwarzen Dämonen weichen von den krampfhaften beseßnen <lb n="p2c_520.012"/> gequälten Sterblichen. Allen hilft der <hi rendition="#g">Glaube,</hi> der Berge <lb n="p2c_520.013"/> versetzt. Petrus geht auf dem Meer durch den Glauben. <lb n="p2c_520.014"/> Ein krankes Weib berührt heimlich des Messias Gewand, <lb n="p2c_520.015"/> und von Stunde an weicht von ihr das Uebel. Die Natur <lb n="p2c_520.016"/> huldigt dem moralisch lehrenden Gotte der Erde, dem ein <lb n="p2c_520.017"/> staunendes begeistertes Volk durch das Land nachströmt. <lb n="p2c_520.018"/> Aber die Schätze, die das höhere Leben tödten, und jedes <lb n="p2c_520.019"/> Ansehn weltlicher Macht zu gebrauchen, verschmäht er. <lb n="p2c_520.020"/> Denn eben die Schätze der Erde und die weltliche Macht sind <lb n="p2c_520.021"/> es, die gedehmüthigt werden sollen, wie die stolze äußere <lb n="p2c_520.022"/> Ehrbarkeit und das Wissen der Pharisäer vor seinem Richterblick. <lb n="p2c_520.023"/> Der Sohn Gottes, dessen reine <hi rendition="#g">Hoheit</hi> die Demuth <lb n="p2c_520.024"/> gebietet, der Freund der Kinder, der Trost der Mühseligen <lb n="p2c_520.025"/> und Beladenen, der Versöhner der Gefallnen mit Gott, erscheint <lb n="p2c_520.026"/> im Gewande der Armuth, aber das Meer giebt dem <lb n="p2c_520.027"/> Allwissenden die Münze, die er bedarf, um den Fürsten zu <lb n="p2c_520.028"/> steuern, denen er ihren Zepter nicht entreißen will. Die </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [520/0044]
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und den Tod des Messias, damit die Menschheit in ihm p2c_520.002
überwinde, mit ihm in lichterer Gestalt wieder auferstehe. p2c_520.003
Jesus geht seinen großen Gang mit Unterwerfung, mit Ergebung p2c_520.004
in den Willen des Gottes, der sein höheres Selbst p2c_520.005
ist. Er geht einher, wie der Herr der Erde, aber ohne p2c_520.006
sich der physischen Macht anders, als zur Unterstützung seiner p2c_520.007
geistigen Lehre zu bedienen. Seine Wunder sind nicht p2c_520.008
Schrecken für die sinnliche Natur, sie sind Wohlthaten, die p2c_520.009
das höhere Heil verkünden. Die Blinden sehen, die Gebrechlichen p2c_520.010
gesunden, die Todten wandern lebendig, die p2c_520.011
schwarzen Dämonen weichen von den krampfhaften beseßnen p2c_520.012
gequälten Sterblichen. Allen hilft der Glaube, der Berge p2c_520.013
versetzt. Petrus geht auf dem Meer durch den Glauben. p2c_520.014
Ein krankes Weib berührt heimlich des Messias Gewand, p2c_520.015
und von Stunde an weicht von ihr das Uebel. Die Natur p2c_520.016
huldigt dem moralisch lehrenden Gotte der Erde, dem ein p2c_520.017
staunendes begeistertes Volk durch das Land nachströmt. p2c_520.018
Aber die Schätze, die das höhere Leben tödten, und jedes p2c_520.019
Ansehn weltlicher Macht zu gebrauchen, verschmäht er. p2c_520.020
Denn eben die Schätze der Erde und die weltliche Macht sind p2c_520.021
es, die gedehmüthigt werden sollen, wie die stolze äußere p2c_520.022
Ehrbarkeit und das Wissen der Pharisäer vor seinem Richterblick. p2c_520.023
Der Sohn Gottes, dessen reine Hoheit die Demuth p2c_520.024
gebietet, der Freund der Kinder, der Trost der Mühseligen p2c_520.025
und Beladenen, der Versöhner der Gefallnen mit Gott, erscheint p2c_520.026
im Gewande der Armuth, aber das Meer giebt dem p2c_520.027
Allwissenden die Münze, die er bedarf, um den Fürsten zu p2c_520.028
steuern, denen er ihren Zepter nicht entreißen will. Die
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