p2c_572.001 Sonetti satirici (sonetos burlescos), sonetti pedantesci, p2c_572.002 eroici (sonetos heroicos). Man hat spanische und p2c_572.003 französische sehr schöne geistliche Sonnette (von Desbarreaur p2c_572.004 und de Modene). Doch das sind Ausnahmen von p2c_572.005 der Regel, oft auch verdorbener Geschmack, und ist dabey p2c_572.006 nur vom Reimsysteme die Rede. Das eigentliche Sonnet p2c_572.007 schwankt seinem lyrischen Jnhalte nach zwischen der Ode und p2c_572.008 Elegie. Jnsofern die Ode als Jdyllion, als Kunstwerk p2c_572.009 der Phantasie mehr Vollendung hat, als die Elegie,p2c_572.010 nähert sich das Sonnet mehr der Ode. Denn die Jtaliänischen p2c_572.011 Kunstrichter verlangen Neuheit, Einheit, p2c_572.012 Ueberraschung, unerwarteten Schluß (der zuweilen p2c_572.013 beynah epigrammatisch ist) für das Sonnet. Da soll p2c_572.014 auch nicht ein rauher Reim, ein unpoetisches Wort, eine p2c_572.015 gezwungene Wendung mit unter laufen. Es soll die größte p2c_572.016 lyrische und musikalische Vollkommenheit darinnen p2c_572.017 seyn. Jndessen, insofern die Ode mehr erhabene Gemüthsstimmung p2c_572.018 ausdrückt, das Sonnet aber zärtliche, p2c_572.019 romantische, graziöse, naive, niedliche Gefühle ausdrückt, p2c_572.020 insofern ist das Sonnet der Elegie näher, und da wir p2c_572.021 die Dichtungsarten nach ihrem gewöhnlichen Hauptinhalte p2c_572.022 bestimmen, so müssen wir das Sonnet zur Elegie zählen, p2c_572.023 wiewohl einige Sonnete Petrarks auch wahre Oden sind. - p2c_572.024 Uebrigens nimmt das Sonnet noch andere zufällige Formen an. p2c_572.025 Z. B. die erzählende. Petrark erzählt, Träume, Gesichte,p2c_572.026 die er gehabt hat. Es giebt dramatisirtep2c_572.027 Sonnette, Sonnette in Briefform. Peinlich und p2c_572.028 verdienstlich ist das Sonnet für unmusikalische Sprachen
p2c_572.001 Sonetti satirici (sonetos burlescos), sonetti pedantesci, p2c_572.002 eroici (sonetos heroicos). Man hat spanische und p2c_572.003 französische sehr schöne geistliche Sonnette (von Desbarreaur p2c_572.004 und de Modene). Doch das sind Ausnahmen von p2c_572.005 der Regel, oft auch verdorbener Geschmack, und ist dabey p2c_572.006 nur vom Reimsysteme die Rede. Das eigentliche Sonnet p2c_572.007 schwankt seinem lyrischen Jnhalte nach zwischen der Ode und p2c_572.008 Elegie. Jnsofern die Ode als Jdyllion, als Kunstwerk p2c_572.009 der Phantasie mehr Vollendung hat, als die Elegie,p2c_572.010 nähert sich das Sonnet mehr der Ode. Denn die Jtaliänischen p2c_572.011 Kunstrichter verlangen Neuheit, Einheit, p2c_572.012 Ueberraschung, unerwarteten Schluß (der zuweilen p2c_572.013 beynah epigrammatisch ist) für das Sonnet. Da soll p2c_572.014 auch nicht ein rauher Reim, ein unpoetisches Wort, eine p2c_572.015 gezwungene Wendung mit unter laufen. Es soll die größte p2c_572.016 lyrische und musikalische Vollkommenheit darinnen p2c_572.017 seyn. Jndessen, insofern die Ode mehr erhabene Gemüthsstimmung p2c_572.018 ausdrückt, das Sonnet aber zärtliche, p2c_572.019 romantische, graziöse, naive, niedliche Gefühle ausdrückt, p2c_572.020 insofern ist das Sonnet der Elegie näher, und da wir p2c_572.021 die Dichtungsarten nach ihrem gewöhnlichen Hauptinhalte p2c_572.022 bestimmen, so müssen wir das Sonnet zur Elegie zählen, p2c_572.023 wiewohl einige Sonnete Petrarks auch wahre Oden sind. ─ p2c_572.024 Uebrigens nimmt das Sonnet noch andere zufällige Formen an. p2c_572.025 Z. B. die erzählende. Petrark erzählt, Träume, Gesichte,p2c_572.026 die er gehabt hat. Es giebt dramatisirtep2c_572.027 Sonnette, Sonnette in Briefform. Peinlich und p2c_572.028 verdienstlich ist das Sonnet für unmusikalische Sprachen
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/96>, abgerufen am 16.07.2024.
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