denke, es ist Dein Metier, heute mit dem und morgen mit dem zu .. zu -- verkehren -- --?"
"Und das sagst Du mir --?"
Emmy hatte sich abgewandt. Sie war glühend roth geworden. Vielleicht aus Scham und Entrüstung zugleich. Nun empfand Adam doch wieder so Etwas wie Mitleid mit ihr. Aber er wußte auch nicht so- fort, was er antworten sollte
"Darf ich Ihnen eine Cigarette anbieten, mein Fräulein --?"
Emmy richtete langsam den Kopf in die Höhe. Ein sehr trauriger, vorwurfsvoller Blick stand in ihren schönen Augen.
"Sie haben ganz Recht, Herr Doctor -- es ist allerdings mein ,Metier' -- --"
"Aber bitte! lassen wir doch das! Ich möchte heute früh .. so am ersten Morgen quasi nach meiner ... nach meiner Hochzeit also ... ich möchte mich da nicht gleich wieder auf alle möglichen Scenen einlassen -- Sie verstehen, mein Fräulein --"
",Auf alle möglichen Scenen' -- so? ,Scenen' -- ganz recht! ... Nun, Herr Doctor --"
"Ja --?"
"Sie wollen sich mit Herrn von Bodenburg -- schlagen? ..."
"Schlagen? Hui! Mir wird janz jruselig. Uebrigens -- 'mal sehen .. kann wohl sein! Warum schließlich auch nicht? Ich erwarte vorläufig erst seinen Zeugen -- und dann -- --"
"Sie werden das Duell ablehnen, Herr Doctor--!"
20*
denke, es iſt Dein Metier, heute mit dem und morgen mit dem zu .. zu — verkehren — —?“
„Und das ſagſt Du mir —?“
Emmy hatte ſich abgewandt. Sie war glühend roth geworden. Vielleicht aus Scham und Entrüſtung zugleich. Nun empfand Adam doch wieder ſo Etwas wie Mitleid mit ihr. Aber er wußte auch nicht ſo- fort, was er antworten ſollte
„Darf ich Ihnen eine Cigarette anbieten, mein Fräulein —?“
Emmy richtete langſam den Kopf in die Höhe. Ein ſehr trauriger, vorwurfsvoller Blick ſtand in ihren ſchönen Augen.
„Sie haben ganz Recht, Herr Doctor — es iſt allerdings mein ‚Metier‘ — —“
„Aber bitte! laſſen wir doch das! Ich möchte heute früh .. ſo am erſten Morgen quasi nach meiner ... nach meiner Hochzeit alſo ... ich möchte mich da nicht gleich wieder auf alle möglichen Scenen einlaſſen — Sie verſtehen, mein Fräulein —“
„‚Auf alle möglichen Scenen‘ — ſo? ‚Scenen‘ — ganz recht! ... Nun, Herr Doctor —“
„Ja —?“
„Sie wollen ſich mit Herrn von Bodenburg — ſchlagen? ...“
„Schlagen? Hui! Mir wird janz jruſelig. Uebrigens — 'mal ſehen .. kann wohl ſein! Warum ſchließlich auch nicht? Ich erwarte vorläufig erſt ſeinen Zeugen — und dann — —“
„Sie werden das Duell ablehnen, Herr Doctor—!“
20*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0315"n="307"/>
denke, es iſt Dein Metier, heute mit dem und<lb/>
morgen mit dem zu .. zu — verkehren ——?“</p><lb/><p>„Und das ſagſt <hirendition="#g">Du</hi> mir —?“</p><lb/><p>Emmy hatte ſich abgewandt. Sie war glühend<lb/>
roth geworden. Vielleicht aus Scham und Entrüſtung<lb/>
zugleich. Nun empfand Adam doch wieder ſo Etwas<lb/>
wie Mitleid mit ihr. Aber er wußte auch nicht ſo-<lb/>
fort, was er antworten ſollte</p><lb/><p>„Darf ich Ihnen eine Cigarette anbieten, mein<lb/>
Fräulein —?“</p><lb/><p>Emmy richtete langſam den Kopf in die Höhe.<lb/>
Ein ſehr trauriger, vorwurfsvoller Blick ſtand in<lb/>
ihren ſchönen Augen.</p><lb/><p>„Sie haben ganz Recht, Herr Doctor — es iſt<lb/>
allerdings mein ‚Metier‘——“</p><lb/><p>„Aber bitte! laſſen wir doch das! Ich möchte<lb/>
heute früh .. ſo am erſten Morgen <hirendition="#aq">quasi</hi> nach<lb/>
meiner ... nach meiner Hochzeit alſo ... ich möchte<lb/>
mich da nicht gleich wieder auf alle möglichen Scenen<lb/>
einlaſſen — Sie verſtehen, mein Fräulein —“</p><lb/><p>„‚Auf alle möglichen Scenen‘—ſo? ‚Scenen‘—<lb/>
ganz recht! ... Nun, Herr Doctor —“</p><lb/><p>„Ja —?“</p><lb/><p>„Sie wollen ſich mit Herrn von Bodenburg —<lb/>ſchlagen? ...“</p><lb/><p>„Schlagen? Hui! Mir wird janz jruſelig.<lb/>
Uebrigens — 'mal ſehen .. kann wohl ſein! Warum<lb/>ſchließlich auch nicht? Ich erwarte vorläufig erſt<lb/>ſeinen Zeugen — und dann ——“</p><lb/><p>„Sie werden das Duell ablehnen, Herr Doctor—!“</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">20*</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[307/0315]
denke, es iſt Dein Metier, heute mit dem und
morgen mit dem zu .. zu — verkehren — —?“
„Und das ſagſt Du mir —?“
Emmy hatte ſich abgewandt. Sie war glühend
roth geworden. Vielleicht aus Scham und Entrüſtung
zugleich. Nun empfand Adam doch wieder ſo Etwas
wie Mitleid mit ihr. Aber er wußte auch nicht ſo-
fort, was er antworten ſollte
„Darf ich Ihnen eine Cigarette anbieten, mein
Fräulein —?“
Emmy richtete langſam den Kopf in die Höhe.
Ein ſehr trauriger, vorwurfsvoller Blick ſtand in
ihren ſchönen Augen.
„Sie haben ganz Recht, Herr Doctor — es iſt
allerdings mein ‚Metier‘ — —“
„Aber bitte! laſſen wir doch das! Ich möchte
heute früh .. ſo am erſten Morgen quasi nach
meiner ... nach meiner Hochzeit alſo ... ich möchte
mich da nicht gleich wieder auf alle möglichen Scenen
einlaſſen — Sie verſtehen, mein Fräulein —“
„‚Auf alle möglichen Scenen‘ — ſo? ‚Scenen‘ —
ganz recht! ... Nun, Herr Doctor —“
„Ja —?“
„Sie wollen ſich mit Herrn von Bodenburg —
ſchlagen? ...“
„Schlagen? Hui! Mir wird janz jruſelig.
Uebrigens — 'mal ſehen .. kann wohl ſein! Warum
ſchließlich auch nicht? Ich erwarte vorläufig erſt
ſeinen Zeugen — und dann — —“
„Sie werden das Duell ablehnen, Herr Doctor—!“
20*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/315>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.