wollte, daß sie bey ihrem Urheber die vollkom- menste Erkenntniß voraussetzen.
Jn welch Erstaunen versetzet einen aufmerk- samen Zuschauer der Natur bloß die Fertigkeit der Thiere zu mannichfaltigen Bewegungen und die dazu bequeme Einrichtung ihres Körpers? Was gehören nicht dazu für Gliedmaßen; welch eine Biegsamkeit und Gelenkigkeit derselben; wie viele Muskeln und Nerven, zu geschweigen, daß alle Knochen und Knorpel des ganzen Körpers darnach angeordnet seyn müssen! Einige bewegen sich langsam; andre geschwind; andre mit zween Füssen, andre mit mehr Füßen; einige mit Füs- sen und Flügeln zugleich, andre ohne Füße und Flügel. Die Geschwindigkeit oder Langsamkeit der Bewegung richtet sich allezeit nach den ver- schiednen Bedürfnissen eines jeden Thieres. Die- jenigen, welche wohl verwahrt und bewaffnet sind, und Muth, Witz und Stärke genug em- pfangen haben, sich gegen ihre Feinde zu verthei- digen, bewegen sich gemeiniglich langsamer, als die, denen es an diesen Waffen fehlt. Der Mensch und das Vieh, deren Umstände einen weiten Raum erfodern, haben eine geschwindere Bewegung mit den dazu nöthigen Werkzeugen; das Gewürme hingegen, welches seine Speise,
sein
wollte, daß ſie bey ihrem Urheber die vollkom- menſte Erkenntniß vorausſetzen.
Jn welch Erſtaunen verſetzet einen aufmerk- ſamen Zuſchauer der Natur bloß die Fertigkeit der Thiere zu mannichfaltigen Bewegungen und die dazu bequeme Einrichtung ihres Körpers? Was gehören nicht dazu für Gliedmaßen; welch eine Biegſamkeit und Gelenkigkeit derſelben; wie viele Muskeln und Nerven, zu geſchweigen, daß alle Knochen und Knorpel des ganzen Körpers darnach angeordnet ſeyn müſſen! Einige bewegen ſich langſam; andre geſchwind; andre mit zween Füſſen, andre mit mehr Füßen; einige mit Füſ- ſen und Flügeln zugleich, andre ohne Füße und Flügel. Die Geſchwindigkeit oder Langſamkeit der Bewegung richtet ſich allezeit nach den ver- ſchiednen Bedürfniſſen eines jeden Thieres. Die- jenigen, welche wohl verwahrt und bewaffnet ſind, und Muth, Witz und Stärke genug em- pfangen haben, ſich gegen ihre Feinde zu verthei- digen, bewegen ſich gemeiniglich langſamer, als die, denen es an dieſen Waffen fehlt. Der Menſch und das Vieh, deren Umſtände einen weiten Raum erfodern, haben eine geſchwindere Bewegung mit den dazu nöthigen Werkzeugen; das Gewürme hingegen, welches ſeine Speiſe,
ſein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0233"n="219"/>
wollte, daß ſie bey ihrem Urheber die vollkom-<lb/>
menſte Erkenntniß vorausſetzen.</p><lb/><p>Jn welch Erſtaunen verſetzet einen aufmerk-<lb/>ſamen Zuſchauer der Natur bloß die Fertigkeit<lb/>
der Thiere zu mannichfaltigen Bewegungen und<lb/>
die dazu bequeme Einrichtung ihres Körpers?<lb/>
Was gehören nicht dazu für Gliedmaßen; welch<lb/>
eine Biegſamkeit und Gelenkigkeit derſelben; wie<lb/>
viele Muskeln und Nerven, zu geſchweigen, daß<lb/>
alle Knochen und Knorpel des ganzen Körpers<lb/>
darnach angeordnet ſeyn müſſen! Einige bewegen<lb/>ſich langſam; andre geſchwind; andre mit zween<lb/>
Füſſen, andre mit mehr Füßen; einige mit Füſ-<lb/>ſen und Flügeln zugleich, andre ohne Füße und<lb/>
Flügel. Die Geſchwindigkeit oder Langſamkeit<lb/>
der Bewegung richtet ſich allezeit nach den ver-<lb/>ſchiednen Bedürfniſſen eines jeden Thieres. Die-<lb/>
jenigen, welche wohl verwahrt und bewaffnet<lb/>ſind, und Muth, Witz und Stärke genug em-<lb/>
pfangen haben, ſich gegen ihre Feinde zu verthei-<lb/>
digen, bewegen ſich gemeiniglich langſamer, als<lb/>
die, denen es an dieſen Waffen fehlt. Der<lb/>
Menſch und das Vieh, deren Umſtände einen<lb/>
weiten Raum erfodern, haben eine geſchwindere<lb/>
Bewegung mit den dazu nöthigen Werkzeugen;<lb/>
das Gewürme hingegen, welches ſeine Speiſe,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſein</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[219/0233]
wollte, daß ſie bey ihrem Urheber die vollkom-
menſte Erkenntniß vorausſetzen.
Jn welch Erſtaunen verſetzet einen aufmerk-
ſamen Zuſchauer der Natur bloß die Fertigkeit
der Thiere zu mannichfaltigen Bewegungen und
die dazu bequeme Einrichtung ihres Körpers?
Was gehören nicht dazu für Gliedmaßen; welch
eine Biegſamkeit und Gelenkigkeit derſelben; wie
viele Muskeln und Nerven, zu geſchweigen, daß
alle Knochen und Knorpel des ganzen Körpers
darnach angeordnet ſeyn müſſen! Einige bewegen
ſich langſam; andre geſchwind; andre mit zween
Füſſen, andre mit mehr Füßen; einige mit Füſ-
ſen und Flügeln zugleich, andre ohne Füße und
Flügel. Die Geſchwindigkeit oder Langſamkeit
der Bewegung richtet ſich allezeit nach den ver-
ſchiednen Bedürfniſſen eines jeden Thieres. Die-
jenigen, welche wohl verwahrt und bewaffnet
ſind, und Muth, Witz und Stärke genug em-
pfangen haben, ſich gegen ihre Feinde zu verthei-
digen, bewegen ſich gemeiniglich langſamer, als
die, denen es an dieſen Waffen fehlt. Der
Menſch und das Vieh, deren Umſtände einen
weiten Raum erfodern, haben eine geſchwindere
Bewegung mit den dazu nöthigen Werkzeugen;
das Gewürme hingegen, welches ſeine Speiſe,
ſein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/233>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.