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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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sein Nest und seinen Aufenthalt nicht weit zu suchen
hat, oder sich auch allenthalben einige Zeit ohne
Nahrung erhalten kann, braucht weder Füße noch
Flügel, und kann sich mit einer krümmenden Be-
wegung behelfen, zu welcher aber eine eben so
künstliche Einrichtung seines Körpers gehört, als
der Bau der Beine und Flügel bey andern Thie-
ren ist. Wer gab den Schlangen und andern
Jnsekten die Kraft ihren Körper zusammen zu zie-
hen und auszudehnen, sich in Ringe zusammen
zu rollen, und sich dann durch einen innern Stoß
oder Schwung von einem Orte zum andern zu
bewegen, und dadurch die zu ihrer Erhaltung
nöthige Beute zu erhaschen? Wer baute die Fische
so, daß sie, vermittelst ihrer Blase, nach Belieben
in die Höhe und Tiefe fahren können? Wer lehrt
die Schnecken ihren Leib zusammen ziehen, und
Wasser in sein Gehäus einzulassen, wenn sie auf
den Boden niedersinken wollen; wer lehrt sie ihn
wieder ausdehnen, und das Wasser herausspri-
tzen, um leichter zu werden und wieder in die
Höhe zu kommen? Wer lehrt sie, wenn sie in
der Höhe sind, sich umwenden, den Saum ih-
res Körpers auf dem Wasser ausbreiten, oder
eine Haut, gleich einem Seegel aufspannen, auf
beyden Seiten Arme, statt der Ruder, ausstre-
cken, und so, wie in einem Schiffe, fortseegeln?

Jst

ſein Neſt und ſeinen Aufenthalt nicht weit zu ſuchen
hat, oder ſich auch allenthalben einige Zeit ohne
Nahrung erhalten kann, braucht weder Füße noch
Flügel, und kann ſich mit einer krümmenden Be-
wegung behelfen, zu welcher aber eine eben ſo
künſtliche Einrichtung ſeines Körpers gehört, als
der Bau der Beine und Flügel bey andern Thie-
ren iſt. Wer gab den Schlangen und andern
Jnſekten die Kraft ihren Körper zuſammen zu zie-
hen und auszudehnen, ſich in Ringe zuſammen
zu rollen, und ſich dann durch einen innern Stoß
oder Schwung von einem Orte zum andern zu
bewegen, und dadurch die zu ihrer Erhaltung
nöthige Beute zu erhaſchen? Wer baute die Fiſche
ſo, daß ſie, vermittelſt ihrer Blaſe, nach Belieben
in die Höhe und Tiefe fahren können? Wer lehrt
die Schnecken ihren Leib zuſammen ziehen, und
Waſſer in ſein Gehäus einzulaſſen, wenn ſie auf
den Boden niederſinken wollen; wer lehrt ſie ihn
wieder ausdehnen, und das Waſſer herausſpri-
tzen, um leichter zu werden und wieder in die
Höhe zu kommen? Wer lehrt ſie, wenn ſie in
der Höhe ſind, ſich umwenden, den Saum ih-
res Körpers auf dem Waſſer ausbreiten, oder
eine Haut, gleich einem Seegel aufſpannen, auf
beyden Seiten Arme, ſtatt der Ruder, ausſtre-
cken, und ſo, wie in einem Schiffe, fortſeegeln?

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[220/0234] ſein Neſt und ſeinen Aufenthalt nicht weit zu ſuchen hat, oder ſich auch allenthalben einige Zeit ohne Nahrung erhalten kann, braucht weder Füße noch Flügel, und kann ſich mit einer krümmenden Be- wegung behelfen, zu welcher aber eine eben ſo künſtliche Einrichtung ſeines Körpers gehört, als der Bau der Beine und Flügel bey andern Thie- ren iſt. Wer gab den Schlangen und andern Jnſekten die Kraft ihren Körper zuſammen zu zie- hen und auszudehnen, ſich in Ringe zuſammen zu rollen, und ſich dann durch einen innern Stoß oder Schwung von einem Orte zum andern zu bewegen, und dadurch die zu ihrer Erhaltung nöthige Beute zu erhaſchen? Wer baute die Fiſche ſo, daß ſie, vermittelſt ihrer Blaſe, nach Belieben in die Höhe und Tiefe fahren können? Wer lehrt die Schnecken ihren Leib zuſammen ziehen, und Waſſer in ſein Gehäus einzulaſſen, wenn ſie auf den Boden niederſinken wollen; wer lehrt ſie ihn wieder ausdehnen, und das Waſſer herausſpri- tzen, um leichter zu werden und wieder in die Höhe zu kommen? Wer lehrt ſie, wenn ſie in der Höhe ſind, ſich umwenden, den Saum ih- res Körpers auf dem Waſſer ausbreiten, oder eine Haut, gleich einem Seegel aufſpannen, auf beyden Seiten Arme, ſtatt der Ruder, ausſtre- cken, und ſo, wie in einem Schiffe, fortſeegeln? Jſt

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/234>, abgerufen am 24.11.2024.