zwecke, theils aus dem anschauenden Erkenntnisse der Vollkommenheiten an andern Wesen ent- springt. Kummer und Elend werden bloß vom Mangel des Guten erzeugt, das ich wünsche und nicht erhalten kann. Einem Wesen, welches die erste Ursache alles Guten ist, kann nichts man- geln; ein Wesen, das den höchsten Verstand be- sitzt, ist sich aller seiner unendlichen Vorzüge be- wußt, weil es alle möglichen Erkenntnisse besitzt. Alle seine Absichten und Endzwecke werden er- füllt, weil es alles thun kann, was es will. Gott besitzet und genießet die höchste Seeligkeit, die nur gedacht werden kann, und weil er als ein nothwendiges Wesen allezeit ist, was er ist, eine ewige und unveränderliche Glückseeligkeit.
Leben, Selbstthätigkeit, Freyheit, Ver- stand, Weisheit, Güte, Heiligkeit und Glück- seeligkeit können nur in einem Geiste gedacht wer- den. Kein Körper hat Leben, Selbstthätigkeit und Freyheit; kein Körper besitzt Verstand und Weisheit; kein Körper hat ein Bewußtseyn sei- ner selbst und andrer Dinge; keinem Körper kann Güte, Heiligkeit und Seeligkeit zugeeignet wer- den. Gott kann also kein körperliches Wesen seyn; keine Materie, nicht zusammengesezt und theilbar, wie sie, weil diese Eigenschaften nicht
allein
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zwecke, theils aus dem anſchauenden Erkenntniſſe der Vollkommenheiten an andern Weſen ent- ſpringt. Kummer und Elend werden bloß vom Mangel des Guten erzeugt, das ich wünſche und nicht erhalten kann. Einem Weſen, welches die erſte Urſache alles Guten iſt, kann nichts man- geln; ein Weſen, das den höchſten Verſtand be- ſitzt, iſt ſich aller ſeiner unendlichen Vorzüge be- wußt, weil es alle möglichen Erkenntniſſe beſitzt. Alle ſeine Abſichten und Endzwecke werden er- füllt, weil es alles thun kann, was es will. Gott beſitzet und genießet die höchſte Seeligkeit, die nur gedacht werden kann, und weil er als ein nothwendiges Weſen allezeit iſt, was er iſt, eine ewige und unveränderliche Glückſeeligkeit.
Leben, Selbſtthätigkeit, Freyheit, Ver- ſtand, Weisheit, Güte, Heiligkeit und Glück- ſeeligkeit können nur in einem Geiſte gedacht wer- den. Kein Körper hat Leben, Selbſtthätigkeit und Freyheit; kein Körper beſitzt Verſtand und Weisheit; kein Körper hat ein Bewußtſeyn ſei- ner ſelbſt und andrer Dinge; keinem Körper kann Güte, Heiligkeit und Seeligkeit zugeeignet wer- den. Gott kann alſo kein körperliches Weſen ſeyn; keine Materie, nicht zuſammengeſezt und theilbar, wie ſie, weil dieſe Eigenſchaften nicht
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zwecke, theils aus dem anſchauenden Erkenntniſſe
der Vollkommenheiten an andern Weſen ent-
ſpringt. Kummer und Elend werden bloß vom
Mangel des Guten erzeugt, das ich wünſche und
nicht erhalten kann. Einem Weſen, welches die
erſte Urſache alles Guten iſt, kann nichts man-
geln; ein Weſen, das den höchſten Verſtand be-
ſitzt, iſt ſich aller ſeiner unendlichen Vorzüge be-
wußt, weil es alle möglichen Erkenntniſſe beſitzt.
Alle ſeine Abſichten und Endzwecke werden er-
füllt, weil es alles thun kann, was es will.
Gott beſitzet und genießet die höchſte Seeligkeit,
die nur gedacht werden kann, und weil er als ein
nothwendiges Weſen allezeit iſt, was er iſt, eine
ewige und unveränderliche Glückſeeligkeit.
Leben, Selbſtthätigkeit, Freyheit, Ver-
ſtand, Weisheit, Güte, Heiligkeit und Glück-
ſeeligkeit können nur in einem Geiſte gedacht wer-
den. Kein Körper hat Leben, Selbſtthätigkeit
und Freyheit; kein Körper beſitzt Verſtand und
Weisheit; kein Körper hat ein Bewußtſeyn ſei-
ner ſelbſt und andrer Dinge; keinem Körper kann
Güte, Heiligkeit und Seeligkeit zugeeignet wer-
den. Gott kann alſo kein körperliches Weſen
ſeyn; keine Materie, nicht zuſammengeſezt und
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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