Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XXIV. Betrachtung. begreiflich zu machen, daß menschenfreundliche Tha-ten und gewisse Arbeiten am Sabbath erlaubt wä- ren, daß Gott nicht auf Opfer, und überhaupt nicht auf äußerlichen Gottesdienst, sondern auf innere Re- ligion und auf ein gebessertes Herz sehe; wie viel Mühe gab er sich, ihre Jrrthümer, die sie in Ab- sicht auf alle diese Dinge hegten, zu widerlegen, und ihnen dagegen richtigere Begriffe beyzubringen.*) Wie sehr ließ er sichs nicht angelegen seyn, ihre fal- schen Vorstellungen vom Meßias zu berichtigen, und sie recht faßlich zu überzeugen, der Meßias müsse mehr als ein mächtiger und glücklicher Nachkomme Davids, er müsse mehr als der größte Mensch, er müsse in Rücksicht auf seine höhere Natur wahrer Gott, er müsse Herr und König der ganzen Welt seyn.**) Mit gleichem unermüdeten Eifer und mit gleicher schonender Liebe, belehrte er auch die Sama- riter, um sie von ihren Jrrthümern in der Religion zu befreyen, und es gelang ihm auch einmal so gut, daß sie ihn baten, länger bey ihnen zu bleiben, und sie noch ausführlicher zu unterrichten; wodurch es denn auch geschahe, daß sie früher, als viele Juden, zu einer richtigern Erkenntniß des Meßias gelang- ten.***) Selbst seine Schüler hiengen an vielen Jrr- thümern und Vorurtheilen so fest, daß sein Umgang, sein *) Matth. 12, 1-8. **) Matth. 22, 41-46. ***) Joh. 4, 40-42.
XXIV. Betrachtung. begreiflich zu machen, daß menſchenfreundliche Tha-ten und gewiſſe Arbeiten am Sabbath erlaubt wä- ren, daß Gott nicht auf Opfer, und überhaupt nicht auf äußerlichen Gottesdienſt, ſondern auf innere Re- ligion und auf ein gebeſſertes Herz ſehe; wie viel Mühe gab er ſich, ihre Jrrthümer, die ſie in Ab- ſicht auf alle dieſe Dinge hegten, zu widerlegen, und ihnen dagegen richtigere Begriffe beyzubringen.*) Wie ſehr ließ er ſichs nicht angelegen ſeyn, ihre fal- ſchen Vorſtellungen vom Meßias zu berichtigen, und ſie recht faßlich zu überzeugen, der Meßias müſſe mehr als ein mächtiger und glücklicher Nachkomme Davids, er müſſe mehr als der größte Menſch, er müſſe in Rückſicht auf ſeine höhere Natur wahrer Gott, er müſſe Herr und König der ganzen Welt ſeyn.**) Mit gleichem unermüdeten Eifer und mit gleicher ſchonender Liebe, belehrte er auch die Sama- riter, um ſie von ihren Jrrthümern in der Religion zu befreyen, und es gelang ihm auch einmal ſo gut, daß ſie ihn baten, länger bey ihnen zu bleiben, und ſie noch ausführlicher zu unterrichten; wodurch es denn auch geſchahe, daß ſie früher, als viele Juden, zu einer richtigern Erkenntniß des Meßias gelang- ten.***) Selbſt ſeine Schüler hiengen an vielen Jrr- thümern und Vorurtheilen ſo feſt, daß ſein Umgang, ſein *) Matth. 12, 1-8. **) Matth. 22, 41-46. ***) Joh. 4, 40-42.
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XXIV. Betrachtung.
begreiflich zu machen, daß menſchenfreundliche Tha-
ten und gewiſſe Arbeiten am Sabbath erlaubt wä-
ren, daß Gott nicht auf Opfer, und überhaupt nicht
auf äußerlichen Gottesdienſt, ſondern auf innere Re-
ligion und auf ein gebeſſertes Herz ſehe; wie viel
Mühe gab er ſich, ihre Jrrthümer, die ſie in Ab-
ſicht auf alle dieſe Dinge hegten, zu widerlegen, und
ihnen dagegen richtigere Begriffe beyzubringen. *)
Wie ſehr ließ er ſichs nicht angelegen ſeyn, ihre fal-
ſchen Vorſtellungen vom Meßias zu berichtigen, und
ſie recht faßlich zu überzeugen, der Meßias müſſe
mehr als ein mächtiger und glücklicher Nachkomme
Davids, er müſſe mehr als der größte Menſch, er
müſſe in Rückſicht auf ſeine höhere Natur wahrer
Gott, er müſſe Herr und König der ganzen Welt
ſeyn. **) Mit gleichem unermüdeten Eifer und mit
gleicher ſchonender Liebe, belehrte er auch die Sama-
riter, um ſie von ihren Jrrthümern in der Religion
zu befreyen, und es gelang ihm auch einmal ſo gut,
daß ſie ihn baten, länger bey ihnen zu bleiben, und
ſie noch ausführlicher zu unterrichten; wodurch es
denn auch geſchahe, daß ſie früher, als viele Juden,
zu einer richtigern Erkenntniß des Meßias gelang-
ten. ***) Selbſt ſeine Schüler hiengen an vielen Jrr-
thümern und Vorurtheilen ſo feſt, daß ſein Umgang,
ſein
*) Matth. 12, 1-8.
**) Matth. 22, 41-46.
***) Joh. 4, 40-42.
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