Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XXIV. Betrachtung. was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht habtBrod mit euch genommen, vernehmet ihr doch nichts?*) Und ein andermal, als sie seine Gleich- nißreden nicht fassen konnten, sprach er: seyd ihr denn auch noch unverständig?**) könnt auch ihr noch so gar wenig begreifen? Nun sind wir zwar nicht alle zu Lehrern beru- ihren *) Matth. 16, 8. **) Matth. 15, 16.
XXIV. Betrachtung. was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht habtBrod mit euch genommen, vernehmet ihr doch nichts?*) Und ein andermal, als ſie ſeine Gleich- nißreden nicht faſſen konnten, ſprach er: ſeyd ihr denn auch noch unverſtändig?**) könnt auch ihr noch ſo gar wenig begreifen? Nun ſind wir zwar nicht alle zu Lehrern beru- ihren *) Matth. 16, 8. **) Matth. 15, 16.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Betrachtung.</fw><lb/><hi rendition="#fr">was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht habt<lb/> Brod mit euch genommen, vernehmet ihr doch<lb/> nichts?</hi><note place="foot" n="*)">Matth. 16, 8.</note> Und ein andermal, als ſie ſeine Gleich-<lb/> nißreden nicht faſſen konnten, ſprach er: <hi rendition="#fr">ſeyd ihr<lb/> denn auch noch unverſtändig?</hi><note place="foot" n="**)">Matth. 15, 16.</note> könnt auch ihr<lb/> noch ſo gar wenig begreifen?</p><lb/> <p>Nun ſind wir zwar nicht alle zu Lehrern beru-<lb/> fen; indeſſen bleibt es doch unſere Pflicht, Unwiſ-<lb/> ſende und Jrrende zu belehren, ſobald wir ſelbſt beſ-<lb/> ſere Einſichten haben. Denn wenn es entſchieden<lb/> iſt, daß die Erkenntniß des einigen wahren Gottes<lb/> und deſſen, den er geſandt hat, Jeſu Chriſti, der<lb/> ſicherſte Weg zur wahren Glückſeligkeit iſt: muß<lb/> uns da nicht die Menſchenliebe und der Eifer für das<lb/> ewige Heil unſerer Brüder dringen, dem Jrrthum<lb/> und der Unwiſſenheit zu ſteuern, und dagegen wahre<lb/> Erkenntniß Gottes und Jeſu Chriſti zu befördern?<lb/> Seyd ihr alſo gleich keine öffentlichen Lehrer, ſo ſeyd<lb/> ihr doch ſchon als Eltern, als Hausväter, als Vorge-<lb/> ſetzte zur Verbreitung der Wahrheit, und zur Be-<lb/> förderung nützlicher Religionskenntniſſe unter den<lb/> Eurigen verpflichtet. So bald ihr daher unter eu-<lb/> ern Mitmenſchen ſolche ſehet, die in Religionsſa-<lb/> chen mehr oder weniger irren; ſo ſeyd duldſam und<lb/> nachſichtig gegen ſie, und überlegt, daß die Jrrthü-<lb/> mer mancher Menſchen durch ihre Erziehung, durch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihren</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0184]
XXIV. Betrachtung.
was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht habt
Brod mit euch genommen, vernehmet ihr doch
nichts? *) Und ein andermal, als ſie ſeine Gleich-
nißreden nicht faſſen konnten, ſprach er: ſeyd ihr
denn auch noch unverſtändig? **) könnt auch ihr
noch ſo gar wenig begreifen?
Nun ſind wir zwar nicht alle zu Lehrern beru-
fen; indeſſen bleibt es doch unſere Pflicht, Unwiſ-
ſende und Jrrende zu belehren, ſobald wir ſelbſt beſ-
ſere Einſichten haben. Denn wenn es entſchieden
iſt, daß die Erkenntniß des einigen wahren Gottes
und deſſen, den er geſandt hat, Jeſu Chriſti, der
ſicherſte Weg zur wahren Glückſeligkeit iſt: muß
uns da nicht die Menſchenliebe und der Eifer für das
ewige Heil unſerer Brüder dringen, dem Jrrthum
und der Unwiſſenheit zu ſteuern, und dagegen wahre
Erkenntniß Gottes und Jeſu Chriſti zu befördern?
Seyd ihr alſo gleich keine öffentlichen Lehrer, ſo ſeyd
ihr doch ſchon als Eltern, als Hausväter, als Vorge-
ſetzte zur Verbreitung der Wahrheit, und zur Be-
förderung nützlicher Religionskenntniſſe unter den
Eurigen verpflichtet. So bald ihr daher unter eu-
ern Mitmenſchen ſolche ſehet, die in Religionsſa-
chen mehr oder weniger irren; ſo ſeyd duldſam und
nachſichtig gegen ſie, und überlegt, daß die Jrrthü-
mer mancher Menſchen durch ihre Erziehung, durch
ihren
*) Matth. 16, 8.
**) Matth. 15, 16.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |