Zweyundvierzigste Betrachtung. Jesu unermüdete und uneigennützige Arbeit- samkeit.
1. Thess. 4, 11.
Ringet darnach, daß ihr stille seyd, und das eure schaffet, und arbeitet mit euern eignen Händen, wie wir euch geboten haben.
Eine von den schönsten Seiten in dem Charakter Jesu war ohnstreitig seine beständige unermü- dete Arbeitsamkeit. Denn ob er gleich nicht zur unter- sten Klasse derer gehörte, die ganz eigentlich im Schweiße ihres Angesichts täglich ihr Brod erwer- ben müssen; so war er doch in jedem Augenblicke auf die nützlichste Art beschäftigt, und nie hat wohl je- mand seine Zeit und Kräfte so gut angewandt, als er. Er sahe sein Leben als einen ganzen Tag an, und er- laubte sich nicht den geringsten Stillestand in seinen Geschäften. Jhm war es auch mehr als zu wohl be- kannt, daß seine schlechtgesinnten Landsleute eilen würden, um sein schönes wohlthätiges Leben, so bald als möglich, abzukürzen. Darum war ihm jede Mi- nute kostbar,*) darum gieng er mit seiner kurzen Le- benszeit so haushälterisch um, darum lebte er ganz für seinen Beruf. Nachdem er einmal seine Laufbahn
ange-
*) Joh. 9, 4.
S
Zweyundvierzigſte Betrachtung. Jeſu unermüdete und uneigennützige Arbeit- ſamkeit.
1. Theſſ. 4, 11.
Ringet darnach, daß ihr ſtille ſeyd, und das eure ſchaffet, und arbeitet mit euern eignen Händen, wie wir euch geboten haben.
Eine von den ſchönſten Seiten in dem Charakter Jeſu war ohnſtreitig ſeine beſtändige unermü- dete Arbeitſamkeit. Denn ob er gleich nicht zur unter- ſten Klaſſe derer gehörte, die ganz eigentlich im Schweiße ihres Angeſichts täglich ihr Brod erwer- ben müſſen; ſo war er doch in jedem Augenblicke auf die nützlichſte Art beſchäftigt, und nie hat wohl je- mand ſeine Zeit und Kräfte ſo gut angewandt, als er. Er ſahe ſein Leben als einen ganzen Tag an, und er- laubte ſich nicht den geringſten Stilleſtand in ſeinen Geſchäften. Jhm war es auch mehr als zu wohl be- kannt, daß ſeine ſchlechtgeſinnten Landsleute eilen würden, um ſein ſchönes wohlthätiges Leben, ſo bald als möglich, abzukürzen. Darum war ihm jede Mi- nute koſtbar,*) darum gieng er mit ſeiner kurzen Le- benszeit ſo haushälteriſch um, darum lebte er ganz für ſeinen Beruf. Nachdem er einmal ſeine Laufbahn
ange-
*) Joh. 9, 4.
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Zweyundvierzigſte Betrachtung.
Jeſu unermüdete und uneigennützige Arbeit-
ſamkeit.
1. Theſſ. 4, 11.
Ringet darnach, daß ihr ſtille ſeyd, und das eure ſchaffet,
und arbeitet mit euern eignen Händen, wie wir euch geboten
haben.
Eine von den ſchönſten Seiten in dem Charakter
Jeſu war ohnſtreitig ſeine beſtändige unermü-
dete Arbeitſamkeit. Denn ob er gleich nicht zur unter-
ſten Klaſſe derer gehörte, die ganz eigentlich im
Schweiße ihres Angeſichts täglich ihr Brod erwer-
ben müſſen; ſo war er doch in jedem Augenblicke auf
die nützlichſte Art beſchäftigt, und nie hat wohl je-
mand ſeine Zeit und Kräfte ſo gut angewandt, als er.
Er ſahe ſein Leben als einen ganzen Tag an, und er-
laubte ſich nicht den geringſten Stilleſtand in ſeinen
Geſchäften. Jhm war es auch mehr als zu wohl be-
kannt, daß ſeine ſchlechtgeſinnten Landsleute eilen
würden, um ſein ſchönes wohlthätiges Leben, ſo bald
als möglich, abzukürzen. Darum war ihm jede Mi-
nute koſtbar, *) darum gieng er mit ſeiner kurzen Le-
benszeit ſo haushälteriſch um, darum lebte er ganz für
ſeinen Beruf. Nachdem er einmal ſeine Laufbahn
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*) Joh. 9, 4.
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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