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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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Siebenundvierzigste Betrachtung.
Jesu Demuth und Entfernung von allem
Stolze.

1 Petr. 5, 5

Haltet fest an der Demuth.

Die Demuth ist eine von den erhabensten Tugen-
den des Christenthums, die allen übrigen ein
gefälligeres Ansehen, und allen unsern guten Wer-
ken ihren rechten Werth giebt. Jesus selbst hat sie
gelehrt, er hat sie auch allemal thätig ausgeübt, daß
er sagen konnte: Jch bin von Herzen demüthig. Die
Demuth verbreitete über seinen Charakter eine vor-
zügliche Schönheit; sie war das reizende Gewand,
worein er alle seine übrigen Tugenden hüllte, ohne
daß man etwas gezwungenes oder gesuchtes an ihm
gewahr wurde. Nie suchte er seine eigne Ehre, son-
dern, die Ehre seines himmlischen Vaters. Jm
Umgange mit andern war er äußerst herablassend,
znvorkommend, liebreich und nachgebend. Jn sei-
nen Reden sowohl als in seiner Aufführung war
nichts zu finden, woraus man hätte schließen können,
er sey gekommen, um Aufsehn zu machen, er zeigte
sich vielmehr überall als den bescheidensten der Men-
schen, der ganz von dem Stolze der Juden entfernt

war,


Siebenundvierzigſte Betrachtung.
Jeſu Demuth und Entfernung von allem
Stolze.

1 Petr. 5, 5

Haltet feſt an der Demuth.

Die Demuth iſt eine von den erhabenſten Tugen-
den des Chriſtenthums, die allen übrigen ein
gefälligeres Anſehen, und allen unſern guten Wer-
ken ihren rechten Werth giebt. Jeſus ſelbſt hat ſie
gelehrt, er hat ſie auch allemal thätig ausgeübt, daß
er ſagen konnte: Jch bin von Herzen demüthig. Die
Demuth verbreitete über ſeinen Charakter eine vor-
zügliche Schönheit; ſie war das reizende Gewand,
worein er alle ſeine übrigen Tugenden hüllte, ohne
daß man etwas gezwungenes oder geſuchtes an ihm
gewahr wurde. Nie ſuchte er ſeine eigne Ehre, ſon-
dern, die Ehre ſeines himmliſchen Vaters. Jm
Umgange mit andern war er äußerſt herablaſſend,
znvorkommend, liebreich und nachgebend. Jn ſei-
nen Reden ſowohl als in ſeiner Aufführung war
nichts zu finden, woraus man hätte ſchließen können,
er ſey gekommen, um Aufſehn zu machen, er zeigte
ſich vielmehr überall als den beſcheidenſten der Men-
ſchen, der ganz von dem Stolze der Juden entfernt

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[304/0330] Siebenundvierzigſte Betrachtung. Jeſu Demuth und Entfernung von allem Stolze. 1 Petr. 5, 5 Haltet feſt an der Demuth. Die Demuth iſt eine von den erhabenſten Tugen- den des Chriſtenthums, die allen übrigen ein gefälligeres Anſehen, und allen unſern guten Wer- ken ihren rechten Werth giebt. Jeſus ſelbſt hat ſie gelehrt, er hat ſie auch allemal thätig ausgeübt, daß er ſagen konnte: Jch bin von Herzen demüthig. Die Demuth verbreitete über ſeinen Charakter eine vor- zügliche Schönheit; ſie war das reizende Gewand, worein er alle ſeine übrigen Tugenden hüllte, ohne daß man etwas gezwungenes oder geſuchtes an ihm gewahr wurde. Nie ſuchte er ſeine eigne Ehre, ſon- dern, die Ehre ſeines himmliſchen Vaters. Jm Umgange mit andern war er äußerſt herablaſſend, znvorkommend, liebreich und nachgebend. Jn ſei- nen Reden ſowohl als in ſeiner Aufführung war nichts zu finden, woraus man hätte ſchließen können, er ſey gekommen, um Aufſehn zu machen, er zeigte ſich vielmehr überall als den beſcheidenſten der Men- ſchen, der ganz von dem Stolze der Juden entfernt war,

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/330>, abgerufen am 24.11.2024.