Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XII. Betrachtung. Voll Vertauen auf Gott, gieng er allen Gefahrenentgegen, und selbst im heftigsten Sturme, unter dem Angstgeschrey seiner Begleiter, schlief er ruhig im Schiffe auf dem Meere,*) indessen jene ängst- lich vor der augenscheinlichen Lebensgefahr zitterten, in der sie schwebten. Von Gott erwartete er den glücklichen Erfolg bey seinen Geschäften, und den Segen zu seinen Arbeiten, so groß auch die Hinder- nisse waren, die seine Bemühungen zu vereiteln schie- nen; daher sagte er: der Vater lässet mich nicht alleine, denn ich thue allezeit, was ihm wohlge- fällt.**) Das heißt: Der Vater verläßt mich gewiß nicht, denn ich thue nichts, als was seinen Beyfall hat. Von Gott erwartete er die Erhal- tung und Ausbreitung seiner Lehre, so sehr auch sei- ne Feinde sein Andenken von der Erde zu vertilgen suchten. Von Gott hofte er die Erhörung seines Gebets, darum sprach er, als er vor dem Grabe des Lazarus stund: Vater! ich danke dir, daß du mich erhöret hast, doch ich weiß, daß du mich alle- mal erhörest.***) Von Gott hofte er Hülfe im Lei- den, und einen für ihn selbst und für das menschli- che Geschlecht erwünschten Ausgang, darum betete er in voraus: Vater! verkläre mich bey dir selbst mit der Klarheit, die ich bey dir hatte, ehe die Welt war, d. h. mache mir nun wieder Ehre im Himmel, wie *) Marc. 4, 38. **) Joh. 8, 29. ***) Joh. 11, 41. 42.
XII. Betrachtung. Voll Vertauen auf Gott, gieng er allen Gefahrenentgegen, und ſelbſt im heftigſten Sturme, unter dem Angſtgeſchrey ſeiner Begleiter, ſchlief er ruhig im Schiffe auf dem Meere,*) indeſſen jene ängſt- lich vor der augenſcheinlichen Lebensgefahr zitterten, in der ſie ſchwebten. Von Gott erwartete er den glücklichen Erfolg bey ſeinen Geſchäften, und den Segen zu ſeinen Arbeiten, ſo groß auch die Hinder- niſſe waren, die ſeine Bemühungen zu vereiteln ſchie- nen; daher ſagte er: der Vater läſſet mich nicht alleine, denn ich thue allezeit, was ihm wohlge- fällt.**) Das heißt: Der Vater verläßt mich gewiß nicht, denn ich thue nichts, als was ſeinen Beyfall hat. Von Gott erwartete er die Erhal- tung und Ausbreitung ſeiner Lehre, ſo ſehr auch ſei- ne Feinde ſein Andenken von der Erde zu vertilgen ſuchten. Von Gott hofte er die Erhörung ſeines Gebets, darum ſprach er, als er vor dem Grabe des Lazarus ſtund: Vater! ich danke dir, daß du mich erhöret haſt, doch ich weiß, daß du mich alle- mal erhöreſt.***) Von Gott hofte er Hülfe im Lei- den, und einen für ihn ſelbſt und für das menſchli- che Geſchlecht erwünſchten Ausgang, darum betete er in voraus: Vater! verkläre mich bey dir ſelbſt mit der Klarheit, die ich bey dir hatte, ehe die Welt war, d. h. mache mir nun wieder Ehre im Himmel, wie *) Marc. 4, 38. **) Joh. 8, 29. ***) Joh. 11, 41. 42.
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XII. Betrachtung.
Voll Vertauen auf Gott, gieng er allen Gefahren
entgegen, und ſelbſt im heftigſten Sturme, unter
dem Angſtgeſchrey ſeiner Begleiter, ſchlief er ruhig
im Schiffe auf dem Meere, *) indeſſen jene ängſt-
lich vor der augenſcheinlichen Lebensgefahr zitterten,
in der ſie ſchwebten. Von Gott erwartete er den
glücklichen Erfolg bey ſeinen Geſchäften, und den
Segen zu ſeinen Arbeiten, ſo groß auch die Hinder-
niſſe waren, die ſeine Bemühungen zu vereiteln ſchie-
nen; daher ſagte er: der Vater läſſet mich nicht
alleine, denn ich thue allezeit, was ihm wohlge-
fällt. **) Das heißt: Der Vater verläßt mich
gewiß nicht, denn ich thue nichts, als was ſeinen
Beyfall hat. Von Gott erwartete er die Erhal-
tung und Ausbreitung ſeiner Lehre, ſo ſehr auch ſei-
ne Feinde ſein Andenken von der Erde zu vertilgen
ſuchten. Von Gott hofte er die Erhörung ſeines
Gebets, darum ſprach er, als er vor dem Grabe
des Lazarus ſtund: Vater! ich danke dir, daß du
mich erhöret haſt, doch ich weiß, daß du mich alle-
mal erhöreſt. ***) Von Gott hofte er Hülfe im Lei-
den, und einen für ihn ſelbſt und für das menſchli-
che Geſchlecht erwünſchten Ausgang, darum betete
er in voraus: Vater! verkläre mich bey dir ſelbſt
mit der Klarheit, die ich bey dir hatte, ehe die Welt
war, d. h. mache mir nun wieder Ehre im Himmel,
wie
*) Marc. 4, 38.
**) Joh. 8, 29.
***) Joh. 11, 41. 42.
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