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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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Ob nicht zu diesen letzten Zeiten der Welt mehr Finster-
nissen der Sonnen vnd deß Monds einfallen/ als in den alten
Jahren: Wie solchs von vielen/ auch wol gelarten/ Leuten
gegläubet wird.

AVff diese Frage verstendlichen bericht zu geben/ muß ich wegen der ein-
feltigen erstlich berichten/ woher die Finsternissen entstehen. Solche wis-
senschafft besteht in folgenden puncten.

1. Sonn vnd Mond halten in jhrem Lauff nicht einerley strassen/ oder Zir-
ckel/ sondern jeglichs einen besondern/ vnd wird die Sonnenstraß Ecliptica ge-
nant: Deß Monden Zirckel oder straß hat keinen besondern Namen.

2. Es gehn beide Zirckel oder strassen Kreutzweise über einander/ (verste-
he/ dem Firmament vnnd vnserm gesicht nach: denn sonsten ist der Mond viel
neher der Erden als die Sonn) also das eine helfft deß Monden Zirckels von
der Sonnenstraß Nordwerts/ die andere helfft Südwerts abweicht vff 5 grad.

3. Die durchschnitte beider Zirckel (wo sie nemlich übereinander gehn)
werden mit besonderm Namen Nodi das ist knopffen oder verknüpffungen ge-
nant. Der eine/ durch welchen der Mond über die Sonnenstraß in seines Zir-
ckels Norderhelfft schreitet/ heist Nodus evehens oder ascendens, der auffstei-
gende Knopff: Der ander/ durch welchen der Mond in die Süderhelfft schrei-
tet/ Nodus devehens oder descendens, der absteigende Knopff. Nicht darumb
das die Knöpffe selbsten/ sondern der Mond durch dieselbe Knöpffe auff vnd ab-
steiget. Der erste Nodus wird also / der ander also / bezeichnet. Vnnd haben
die Arabischen Astronomi wegen dieser Zeichen den ersten genant/ Das Dra-
chen Häubt/ den andern Den Drachen Schwantz. Mit welchen Namen in
nechstverflossenen Jahren viel Calenderschreiber in erklärung der Finsternissen
die Leute gleichsam mit Larven geschreckt.

4. Deß Monds Cörper ist nicht durchsichtig/ sondern er so wol als die Erd
kugel werden allezeit von der Sonnen auff die helfft beleuchtet: Die andere
helfft bleibt tunckel. Vnd wirfft allezeit der Mond so wol als die Erde/ nach art
aller vndurchsichtigen von einer seiten beleuchteten Cörper/ einen langen schat-
ten von der Sonnen hindan/ in das gegentheil deß Himmels.

5. Der Mond leufft seinen Zirckel alle Monat einmal herumb: Die Sonn
aber den jhrigen kaum in einem Jahr einmal. Also das der Mond alle Jahr mit
der Sonnen 12 mal zusammen kömpt vnd sie vorbeyleufft.

6. Wenn der Mond mit der Sonnen zusammen kömpt/ so heist er Der
Newe Mond: Denn er hat die erleuchtete helffte überwerts gegen der Sonnen/
vnd die tunckele gegen vns gewandt: Wenn er aber so weit von der Sonnen ab-

gelauffen/
Ob nicht zu dieſen letzten Zeiten der Welt mehr Finſter-
niſſen der Sonnen vnd deß Monds einfallen/ als in den alten
Jahren: Wie ſolchs von vielen/ auch wol gelarten/ Leuten
geglaͤubet wird.

AVff dieſe Frage verſtendlichen bericht zu geben/ muß ich wegen der ein-
feltigen erſtlich berichten/ woher die Finſterniſſen entſtehen. Solche wiſ-
ſenſchafft beſteht in folgenden puncten.

1. Sonn vnd Mond halten in jhrem Lauff nicht einerley ſtraſſen/ oder Zir-
ckel/ ſondern jeglichs einen beſondern/ vnd wird die Sonnenſtraß Ecliptica ge-
nant: Deß Monden Zirckel oder ſtraß hat keinen beſondern Namen.

2. Es gehn beide Zirckel oder ſtraſſen Kreutzweiſe uͤber einander/ (verſte-
he/ dem Firmament vnnd vnſerm geſicht nach: denn ſonſten iſt der Mond viel
neher der Erden als die Sonn) alſo das eine helfft deß Monden Zirckels von
der Sonnenſtraß Nordwerts/ die andere helfft Suͤdwerts abweicht vff 5 grad.

3. Die durchſchnitte beider Zirckel (wo ſie nemlich uͤbereinander gehn)
werden mit beſonderm Namen Nodi das iſt knopffen oder verknuͤpffungen ge-
nant. Der eine/ durch welchen der Mond uͤber die Sonnenſtraß in ſeines Zir-
ckels Norderhelfft ſchreitet/ heiſt Nodus evehens oder aſcendens, der auffſtei-
gende Knopff: Der ander/ durch welchen der Mond in die Suͤderhelfft ſchrei-
tet/ Nodus devehens oder deſcendens, der abſteigende Knopff. Nicht darumb
das die Knoͤpffe ſelbſten/ ſondern der Mond durch dieſelbe Knoͤpffe auff vnd ab-
ſteiget. Der erſte Nodus wird alſo ☊/ der ander alſo ☋/ bezeichnet. Vnnd haben
die Arabiſchen Aſtronomi wegen dieſer Zeichen den erſten genant/ Das Dra-
chen Haͤubt/ den andern Den Drachen Schwantz. Mit welchen Namen in
nechſtverfloſſenen Jahren viel Calenderſchreiber in erklaͤrung der Finſterniſſen
die Leute gleichſam mit Larven geſchreckt.

4. Deß Monds Coͤrper iſt nicht durchſichtig/ ſondern er ſo wol als die Erd
kugel werden allezeit von der Sonnen auff die helfft beleuchtet: Die andere
helfft bleibt tunckel. Vnd wirfft allezeit der Mond ſo wol als die Erde/ nach art
aller vndurchſichtigen von einer ſeiten beleuchteten Coͤrper/ einen langen ſchat-
ten von der Sonnen hindan/ in das gegentheil deß Himmels.

5. Der Mond leufft ſeinen Zirckel alle Monat einmal herumb: Die Soñ
aber den jhrigen kaum in einem Jahr einmal. Alſo das der Mond alle Jahr mit
der Sonnen 12 mal zuſammen koͤmpt vnd ſie vorbeyleufft.

6. Wenn der Mond mit der Sonnen zuſammen koͤmpt/ ſo heiſt er Der
Newe Mond: Denn er hat die erleuchtete helffte uͤberwerts gegen der Sonnen/
vnd die tunckele gegen vns gewandt: Wenn er aber ſo weit von der Sonnen ab-

gelauffen/
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[0216] Ob nicht zu dieſen letzten Zeiten der Welt mehr Finſter- niſſen der Sonnen vnd deß Monds einfallen/ als in den alten Jahren: Wie ſolchs von vielen/ auch wol gelarten/ Leuten geglaͤubet wird. AVff dieſe Frage verſtendlichen bericht zu geben/ muß ich wegen der ein- feltigen erſtlich berichten/ woher die Finſterniſſen entſtehen. Solche wiſ- ſenſchafft beſteht in folgenden puncten. 1. Sonn vnd Mond halten in jhrem Lauff nicht einerley ſtraſſen/ oder Zir- ckel/ ſondern jeglichs einen beſondern/ vnd wird die Sonnenſtraß Ecliptica ge- nant: Deß Monden Zirckel oder ſtraß hat keinen beſondern Namen. 2. Es gehn beide Zirckel oder ſtraſſen Kreutzweiſe uͤber einander/ (verſte- he/ dem Firmament vnnd vnſerm geſicht nach: denn ſonſten iſt der Mond viel neher der Erden als die Sonn) alſo das eine helfft deß Monden Zirckels von der Sonnenſtraß Nordwerts/ die andere helfft Suͤdwerts abweicht vff 5 grad. 3. Die durchſchnitte beider Zirckel (wo ſie nemlich uͤbereinander gehn) werden mit beſonderm Namen Nodi das iſt knopffen oder verknuͤpffungen ge- nant. Der eine/ durch welchen der Mond uͤber die Sonnenſtraß in ſeines Zir- ckels Norderhelfft ſchreitet/ heiſt Nodus evehens oder aſcendens, der auffſtei- gende Knopff: Der ander/ durch welchen der Mond in die Suͤderhelfft ſchrei- tet/ Nodus devehens oder deſcendens, der abſteigende Knopff. Nicht darumb das die Knoͤpffe ſelbſten/ ſondern der Mond durch dieſelbe Knoͤpffe auff vnd ab- ſteiget. Der erſte Nodus wird alſo ☊/ der ander alſo ☋/ bezeichnet. Vnnd haben die Arabiſchen Aſtronomi wegen dieſer Zeichen den erſten genant/ Das Dra- chen Haͤubt/ den andern Den Drachen Schwantz. Mit welchen Namen in nechſtverfloſſenen Jahren viel Calenderſchreiber in erklaͤrung der Finſterniſſen die Leute gleichſam mit Larven geſchreckt. 4. Deß Monds Coͤrper iſt nicht durchſichtig/ ſondern er ſo wol als die Erd kugel werden allezeit von der Sonnen auff die helfft beleuchtet: Die andere helfft bleibt tunckel. Vnd wirfft allezeit der Mond ſo wol als die Erde/ nach art aller vndurchſichtigen von einer ſeiten beleuchteten Coͤrper/ einen langen ſchat- ten von der Sonnen hindan/ in das gegentheil deß Himmels. 5. Der Mond leufft ſeinen Zirckel alle Monat einmal herumb: Die Soñ aber den jhrigen kaum in einem Jahr einmal. Alſo das der Mond alle Jahr mit der Sonnen 12 mal zuſammen koͤmpt vnd ſie vorbeyleufft. 6. Wenn der Mond mit der Sonnen zuſammen koͤmpt/ ſo heiſt er Der Newe Mond: Denn er hat die erleuchtete helffte uͤberwerts gegen der Sonnen/ vnd die tunckele gegen vns gewandt: Wenn er aber ſo weit von der Sonnen ab- gelauffen/

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/216>, abgerufen am 24.11.2024.