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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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sein/ das ist/ wenn deß Monden strasse sich neher gegen dem Schatten der Erden/
(welcher/ wie oben gesagt/ allezeit von der Sonnen hindan in das gegentheil der
Sonnenstrasse geworffen wird: vnnd von jeglicher seite der Sonnenstrasse drey
viertel eines grads breit sich außstreckt) gebeuget hette/ So würde der volle
Mond viel öffter können den Schatten erreichen/ vnd also viel öffter verfinstert
werden. Deß gleichen würde der Newe Mond viel öffter können die Sonn vn-
terlauffen vnd vns jhr Liecht benemen/ als wol für Alters geschehen. Das gegen
spiel würde geschehen/ wenn des Mond enstrasse sich weiter von der Sonnenstras-
se abgelenckt hette. Nun aber befindet sich durch die Observationes Astrono-
micas,
das der beiden Strassen Schmiege wie für Alters/ also auch noch einer-
ley ist/ nemlich 5 grad. Derhalben ists ein blosser wahn/ das heutiges tages mehr
Finsternissen sich solten begeben/ als für Alters. Welcher wahn daher entspros-
sen/ das man heute/ da man die Astronomische Rechnung viel leichter hat als für
Alters/ fleißiger vnd mit mehr lust die Finsternissen investigiret, berechnet/ vnd
in Büchern auffzeichnet/ sonderlich weil auch in dessen die edle Druckerey erfun-
den/ durch welche viel sachen heuffig publiciret werden/ die sonsten wol weren
im staub geblieben vnd nie ans Liecht kommen. Es ist noch nicht 200 Jahr/ das
die Ephemerides vnd das Jährliche Calenderschreiben auffkommen/ dadurch
ein jeglicher alle Jahr hat wissen können/ wie viel vnnd was für Finsternissen jeg-
lichs Jahr verhanden vnd einfallen würden. Für der zeit wer hat solche wissen-
schafft haben können/ als die Astronomi, vnnd denen sie es privatim zu wissen
gethan?

Es möcht aber jemandt/ so in Astronomicis etwas gelesen/ allhie einwen-
den/ das die Eccentricitas Solis heutigs tages kleiner als zu Hipparchi vnnd
Ptolemaei zeiten für 1500 vnd 1800 Jahren/ vnd daher vielleicht wol möchte
was können von grösserer menge der Mond Finsternissen gemuthmasset werden.
Dem kündte ich wol schlechts antworten/ das die heutigen vornemsten erfahren-
sten Astronomi Kepplerus vnd Longomontanus, aus allerhand vmbstenden
probiren, das in dieser sachen bey den Alten ein fehler eingeschlichen/ vnd das
so wol zu jener als zu dieser zeit einerley Eccentricitas gewesen vnd noch sey. A-
ber ich antworte auch also: Gesetzt das Eccentricitas were kleiner worden/ vnd
das also die Sonn im Sommer jtzo der Erden neher/ im Winter aber von der
Erden weiter abgelegen (solchs erfordert die mutata Eccentricitas, wie ich im
Prognostico vffs 1627 Jahr durch eine figur bewiesen) So würde der Erd-
schatten dort oben in deß Monds Revier deß Sommers vmb etwas (nicht viel)
kleiner sein/ vnd vom Mond nicht so offt können erreicht werden: deß Winters
aber würde er sich vmb ein kleines außbreiten/ das jhn der Mond desto offter er-
reichen köndte: vnd also würden der Mond Finsternissen eben viel heute als vor

einfallen

ſein/ das iſt/ wenn deß Monden ſtraſſe ſich neher gegen dem Schatten der Erdẽ/
(welcher/ wie oben geſagt/ allezeit von der Sonnen hindan in das gegentheil der
Sonnenſtraſſe geworffen wird: vnnd von jeglicher ſeite der Sonnenſtraſſe drey
viertel eines grads breit ſich außſtreckt) gebeuget hette/ So wuͤrde der volle
Mond viel oͤffter koͤnnen den Schatten erreichen/ vnd alſo viel oͤffter verfinſtert
werden. Deß gleichen wuͤrde der Newe Mond viel oͤffter koͤnnen die Sonn vn-
terlauffen vnd vns jhr Liecht benemen/ als wol fuͤr Alters geſchehen. Das gegen
ſpiel wuͤrde geſchehen/ wenn des Mond enſtraſſe ſich weiter von der Sonnenſtraſ-
ſe abgelenckt hette. Nun aber befindet ſich durch die Obſervationes Aſtrono-
micas,
das der beiden Straſſen Schmiege wie fuͤr Alters/ alſo auch noch einer-
ley iſt/ nemlich 5 grad. Derhalben iſts ein bloſſer wahn/ das heutiges tages mehr
Finſterniſſen ſich ſolten begeben/ als fuͤr Alters. Welcher wahn daher entſproſ-
ſen/ das man heute/ da man die Aſtronomiſche Rechnung viel leichter hat als fuͤr
Alters/ fleißiger vnd mit mehr luſt die Finſterniſſen inveſtigiret, berechnet/ vnd
in Buͤchern auffzeichnet/ ſonderlich weil auch in deſſen die edle Druckerey erfun-
den/ durch welche viel ſachen heuffig publiciret werden/ die ſonſten wol weren
im ſtaub geblieben vnd nie ans Liecht kommen. Es iſt noch nicht 200 Jahr/ das
die Ephemerides vnd das Jaͤhrliche Calenderſchreiben auffkommen/ dadurch
ein jeglicher alle Jahr hat wiſſen koͤnnen/ wie viel vnnd was fuͤr Finſterniſſen jeg-
lichs Jahr verhanden vnd einfallen wuͤrden. Fuͤr der zeit wer hat ſolche wiſſen-
ſchafft haben koͤnnen/ als die Aſtronomi, vnnd denen ſie es privatim zu wiſſen
gethan?

Es moͤcht aber jemandt/ ſo in Aſtronomicis etwas geleſen/ allhie einwen-
den/ das die Eccentricitas Solis heutigs tages kleiner als zu Hipparchi vnnd
Ptolemæi zeiten fuͤr 1500 vnd 1800 Jahren/ vnd daher vielleicht wol moͤchte
was koͤnnen von groͤſſerer menge der Mond Finſterniſſen gemuthmaſſet werden.
Dem kuͤndte ich wol ſchlechts antworten/ das die heutigen vornemſten erfahren-
ſten Aſtronomi Kepplerus vnd Longomontanus, aus allerhand vmbſtenden
probiren, das in dieſer ſachen bey den Alten ein fehler eingeſchlichen/ vnd das
ſo wol zu jener als zu dieſer zeit einerley Eccentricitas geweſen vnd noch ſey. A-
ber ich antworte auch alſo: Geſetzt das Eccentricitas were kleiner worden/ vnd
das alſo die Sonn im Sommer jtzo der Erden neher/ im Winter aber von der
Erden weiter abgelegen (ſolchs erfordert die mutata Eccentricitas, wie ich im
Prognoſtico vffs 1627 Jahr durch eine figur bewieſen) So wuͤrde der Erd-
ſchatten dort oben in deß Monds Revier deß Sommers vmb etwas (nicht viel)
kleiner ſein/ vnd vom Mond nicht ſo offt koͤnnen erreicht werden: deß Winters
aber wuͤrde er ſich vmb ein kleines außbreiten/ das jhn der Mond deſto offter er-
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[0218] ſein/ das iſt/ wenn deß Monden ſtraſſe ſich neher gegen dem Schatten der Erdẽ/ (welcher/ wie oben geſagt/ allezeit von der Sonnen hindan in das gegentheil der Sonnenſtraſſe geworffen wird: vnnd von jeglicher ſeite der Sonnenſtraſſe drey viertel eines grads breit ſich außſtreckt) gebeuget hette/ So wuͤrde der volle Mond viel oͤffter koͤnnen den Schatten erreichen/ vnd alſo viel oͤffter verfinſtert werden. Deß gleichen wuͤrde der Newe Mond viel oͤffter koͤnnen die Sonn vn- terlauffen vnd vns jhr Liecht benemen/ als wol fuͤr Alters geſchehen. Das gegen ſpiel wuͤrde geſchehen/ wenn des Mond enſtraſſe ſich weiter von der Sonnenſtraſ- ſe abgelenckt hette. Nun aber befindet ſich durch die Obſervationes Aſtrono- micas, das der beiden Straſſen Schmiege wie fuͤr Alters/ alſo auch noch einer- ley iſt/ nemlich 5 grad. Derhalben iſts ein bloſſer wahn/ das heutiges tages mehr Finſterniſſen ſich ſolten begeben/ als fuͤr Alters. Welcher wahn daher entſproſ- ſen/ das man heute/ da man die Aſtronomiſche Rechnung viel leichter hat als fuͤr Alters/ fleißiger vnd mit mehr luſt die Finſterniſſen inveſtigiret, berechnet/ vnd in Buͤchern auffzeichnet/ ſonderlich weil auch in deſſen die edle Druckerey erfun- den/ durch welche viel ſachen heuffig publiciret werden/ die ſonſten wol weren im ſtaub geblieben vnd nie ans Liecht kommen. Es iſt noch nicht 200 Jahr/ das die Ephemerides vnd das Jaͤhrliche Calenderſchreiben auffkommen/ dadurch ein jeglicher alle Jahr hat wiſſen koͤnnen/ wie viel vnnd was fuͤr Finſterniſſen jeg- lichs Jahr verhanden vnd einfallen wuͤrden. Fuͤr der zeit wer hat ſolche wiſſen- ſchafft haben koͤnnen/ als die Aſtronomi, vnnd denen ſie es privatim zu wiſſen gethan? Es moͤcht aber jemandt/ ſo in Aſtronomicis etwas geleſen/ allhie einwen- den/ das die Eccentricitas Solis heutigs tages kleiner als zu Hipparchi vnnd Ptolemæi zeiten fuͤr 1500 vnd 1800 Jahren/ vnd daher vielleicht wol moͤchte was koͤnnen von groͤſſerer menge der Mond Finſterniſſen gemuthmaſſet werden. Dem kuͤndte ich wol ſchlechts antworten/ das die heutigen vornemſten erfahren- ſten Aſtronomi Kepplerus vnd Longomontanus, aus allerhand vmbſtenden probiren, das in dieſer ſachen bey den Alten ein fehler eingeſchlichen/ vnd das ſo wol zu jener als zu dieſer zeit einerley Eccentricitas geweſen vnd noch ſey. A- ber ich antworte auch alſo: Geſetzt das Eccentricitas were kleiner worden/ vnd das alſo die Sonn im Sommer jtzo der Erden neher/ im Winter aber von der Erden weiter abgelegen (ſolchs erfordert die mutata Eccentricitas, wie ich im Prognoſtico vffs 1627 Jahr durch eine figur bewieſen) So wuͤrde der Erd- ſchatten dort oben in deß Monds Revier deß Sommers vmb etwas (nicht viel) kleiner ſein/ vnd vom Mond nicht ſo offt koͤnnen erreicht werden: deß Winters aber wuͤrde er ſich vmb ein kleines außbreiten/ das jhn der Mond deſto offter er- reichen koͤndte: vnd alſo wuͤrden der Mond Finſterniſſen eben viel heute als vor einfallen

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/218>, abgerufen am 24.11.2024.