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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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Warumb ist das Regenwasser den pflantzen vnnd Erd-
früchten gedeylicher als ander gemein Wasser?

DArumb das dort oben die gesamleten Dünste vnd Regenwolcken von der
lebhafften Sonnenwärme geleutert/ durchwircket vnd gleichsam durch ko-
chet worden: dadurch sie dann von der Sonnen eine eingepflantzte lebhafft krafft em-
pfangen/ vnd dieselbe dem Erdreich vnd allem gewächse mittheilen. Dieses aber ist
zuverstehen von sanfften Regen vnd nicht von Platzregen. Denn die Platzregen
entstehen auß groben dünsten/ so von der Sonnen noch nicht gnugsam durchge-
arbeitet/ vnnd also desto weniger wärme in sich haben/ sondern viel mehr eine
schädliche kälte/ welche dann der Natur aller gewächse vnd lebhafften Creaturen
zu wieder. Zu dem schlagen auch die grossen tropffen offtmals daß zarte gewächß
gar darnieder/ das es sich so leicht nicht wieder erholen kan.

IX.
Was ist von den Wunder Regen vngewöhnlicher dinge/
als von Blutregen/ Milch-Frösche-Fische-Schwefel-
regen etc. zu halten?

OB wol nicht ohn/ daß man vieler solcher Regen keine Natürliche vrsach ge-
ben könne/ sondern für Wunderzeichen entweder deß Allmächtigen Gottes
oder aber auch deß Teuffels (der in der lufft herrschet/ zun Ephes. 2.) halten mus-
se: So finden sich dennoch bißweilen etlicher vrsachen auch in der Natur. Zum
exempel/ wenn sichs zutregt/ das die Sonn vnrein mit morichter Erd beh afftete
dünste hinauff zeucht/ vnd dieselben durch kochet/ so ists nicht vnnatürlich/ das sie
dadurch eine rotlechte farbe bekommen/ gleich wie bey einem Febricitanten der
harn durch übermäßige hitz rot geferbet/ oder gleich wie gemein wasser durch A-
sche gelasse zu einer rotlechten lauge wird. Jtem/ wenn feiste schwefelichte däm-
pffe (von dergleichen der Donner entstehet) hinauff ziehen/ vnd ehe dann sie in
der wolcken eingepackt werden/ mit resolvirung derselben Wolcken zugleich mit
dem regen so zerstrewet herunder fallen/ verstehet man wol/ das ein solcher schwe-
felregen nicht vnnatürlich sey. Diese meine meinung vom schwefelregen vergewis-
sert das grosse Wetter Anno 1616 den 25 Maij newes Calenders. Denn auff
denselben Abend war hie zu Dantzig von 10 biß 11 Vhr ein starckes Wetter mit
blitz vnd donner/ regnete auch wol/ aber hörete sambt dem Wetter auff. Folgen-
den Morgen fandt man inn vnd ausser der Stadt an vielen orten Schwefel/ nit
allein klein wie staub zermalmet (das die rinn stein vnd pfützen gar blaw waren/
vnd das auffgeschöbffte wasser gar schwefelicht roche) sondern auch körnichte

stück
Warumb iſt das Regenwaſſer den pflantzen vnnd Erd-
fruͤchten gedeylicher als ander gemein Waſſer?

DArumb das dort oben die geſamleten Duͤnſte vnd Regenwolcken von der
lebhafften Sonnenwaͤrme geleutert/ durchwircket vnd gleichſam durch ko-
chet worden: dadurch ſie dañ von der Soñen eine eingepflantzte lebhafft krafft em-
pfangen/ vñ dieſelbe dem Erdreich vnd allem gewaͤchſe mittheilen. Dieſes aber iſt
zuverſtehen von ſanfften Regen vnd nicht von Platzregen. Denn die Platzregen
entſtehen auß groben duͤnſten/ ſo von der Sonnen noch nicht gnugſam durchge-
arbeitet/ vnnd alſo deſto weniger waͤrme in ſich haben/ ſondern viel mehr eine
ſchaͤdliche kaͤlte/ welche dann der Natur aller gewaͤchſe vnd lebhafften Creaturẽ
zu wieder. Zu dem ſchlagen auch die groſſen tropffen offtmals daß zarte gewaͤchß
gar darnieder/ das es ſich ſo leicht nicht wieder erholen kan.

IX.
Was iſt von den Wunder Regen vngewoͤhnlicher dinge/
als von Blutregen/ Milch-Froͤſche-Fiſche-Schwefel-
regen etc. zu halten?

OB wol nicht ohn/ daß man vieler ſolcher Regen keine Natuͤrliche vrſach ge-
ben koͤnne/ ſondern fuͤr Wunderzeichen entweder deß Allmaͤchtigen Gottes
oder aber auch deß Teuffels (der in der lufft herrſchet/ zun Epheſ. 2.) halten muſ-
ſe: So finden ſich dennoch bißweilen etlicher vrſachen auch in der Natur. Zum
exempel/ wenn ſichs zutregt/ das die Sonn vnrein mit morichter Erd beh afftete
duͤnſte hinauff zeucht/ vnd dieſelben durch kochet/ ſo iſts nicht vnnatuͤrlich/ das ſie
dadurch eine rotlechte farbe bekommen/ gleich wie bey einem Febricitanten der
harn durch uͤbermaͤßige hitz rot geferbet/ oder gleich wie gemein waſſer durch A-
ſche gelaſſe zu einer rotlechten lauge wird. Jtem/ wenn feiſte ſchwefelichte daͤm-
pffe (von dergleichen der Donner entſtehet) hinauff ziehen/ vnd ehe dann ſie in
der wolcken eingepackt werden/ mit reſolvirung derſelben Wolcken zugleich mit
dem regen ſo zerſtrewet herunder fallen/ verſtehet man wol/ das ein ſolcher ſchwe-
felregen nicht vnnatuͤrlich ſey. Dieſe meine meinung vom ſchwefelregẽ vergewiſ-
ſert das groſſe Wetter Anno 1616 den 25 Maij newes Calenders. Denn auff
denſelben Abend war hie zu Dantzig von 10 biß 11 Vhr ein ſtarckes Wetter mit
blitz vnd donner/ regnete auch wol/ aber hoͤrete ſambt dem Wetter auff. Folgen-
den Morgen fandt man inn vnd auſſer der Stadt an vielen orten Schwefel/ nit
allein klein wie ſtaub zermalmet (das die rinn ſtein vnd pfuͤtzen gar blaw waren/
vnd das auffgeſchoͤbffte waſſer gar ſchwefelicht roche) ſondern auch koͤrnichte

ſtuͤck
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[0257] Warumb iſt das Regenwaſſer den pflantzen vnnd Erd- fruͤchten gedeylicher als ander gemein Waſſer? DArumb das dort oben die geſamleten Duͤnſte vnd Regenwolcken von der lebhafften Sonnenwaͤrme geleutert/ durchwircket vnd gleichſam durch ko- chet worden: dadurch ſie dañ von der Soñen eine eingepflantzte lebhafft krafft em- pfangen/ vñ dieſelbe dem Erdreich vnd allem gewaͤchſe mittheilen. Dieſes aber iſt zuverſtehen von ſanfften Regen vnd nicht von Platzregen. Denn die Platzregen entſtehen auß groben duͤnſten/ ſo von der Sonnen noch nicht gnugſam durchge- arbeitet/ vnnd alſo deſto weniger waͤrme in ſich haben/ ſondern viel mehr eine ſchaͤdliche kaͤlte/ welche dann der Natur aller gewaͤchſe vnd lebhafften Creaturẽ zu wieder. Zu dem ſchlagen auch die groſſen tropffen offtmals daß zarte gewaͤchß gar darnieder/ das es ſich ſo leicht nicht wieder erholen kan. IX. Was iſt von den Wunder Regen vngewoͤhnlicher dinge/ als von Blutregen/ Milch-Froͤſche-Fiſche-Schwefel- regen etc. zu halten? OB wol nicht ohn/ daß man vieler ſolcher Regen keine Natuͤrliche vrſach ge- ben koͤnne/ ſondern fuͤr Wunderzeichen entweder deß Allmaͤchtigen Gottes oder aber auch deß Teuffels (der in der lufft herrſchet/ zun Epheſ. 2.) halten muſ- ſe: So finden ſich dennoch bißweilen etlicher vrſachen auch in der Natur. Zum exempel/ wenn ſichs zutregt/ das die Sonn vnrein mit morichter Erd beh afftete duͤnſte hinauff zeucht/ vnd dieſelben durch kochet/ ſo iſts nicht vnnatuͤrlich/ das ſie dadurch eine rotlechte farbe bekommen/ gleich wie bey einem Febricitanten der harn durch uͤbermaͤßige hitz rot geferbet/ oder gleich wie gemein waſſer durch A- ſche gelaſſe zu einer rotlechten lauge wird. Jtem/ wenn feiſte ſchwefelichte daͤm- pffe (von dergleichen der Donner entſtehet) hinauff ziehen/ vnd ehe dann ſie in der wolcken eingepackt werden/ mit reſolvirung derſelben Wolcken zugleich mit dem regen ſo zerſtrewet herunder fallen/ verſtehet man wol/ das ein ſolcher ſchwe- felregen nicht vnnatuͤrlich ſey. Dieſe meine meinung vom ſchwefelregẽ vergewiſ- ſert das groſſe Wetter Anno 1616 den 25 Maij newes Calenders. Denn auff denſelben Abend war hie zu Dantzig von 10 biß 11 Vhr ein ſtarckes Wetter mit blitz vnd donner/ regnete auch wol/ aber hoͤrete ſambt dem Wetter auff. Folgen- den Morgen fandt man inn vnd auſſer der Stadt an vielen orten Schwefel/ nit allein klein wie ſtaub zermalmet (das die rinn ſtein vnd pfuͤtzen gar blaw waren/ vnd das auffgeſchoͤbffte waſſer gar ſchwefelicht roche) ſondern auch koͤrnichte ſtuͤck

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/257>, abgerufen am 24.11.2024.