Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Vber den Propheten Haggai. oder genaw mit Philippo rechnen/ und sprechen: Woher käuf-fen wir Brot/ daß diese essen? Joh. 6. v. 6. Es will an Einnah-Joh. 6, 6. men offtmahls fehlen/ und wollen keine Lebens-Mittel bey itzigen schweren Zeiten mehr erscheinen. Vielweniger sollen wir mit gantz Heydnischer Bauchsorge uns plagen und sagen: Was wer- den wir essen? Was werden wir trincken? Womit werden wir uns kleiden? Matth. 6. v. 31. Denn wir haben ja an GOtt ei-Matth. 6, 31. nen Vater/ der uns versorget/ welcher unsere Dürfftigkeit weiß und siehet/ der allbereit unser Stücklein Brot uns hat vorgeschnitten/ und von dem wir singen: Er will uns allzeit ernehren/ Leib und Seel auch wohl bewahren. Jtem: Weil du mein GOtt und Vater bist/ Dein Kind wirstu verlassen nicht/ Du väterliches Hertz/ Jch bin ein armer Erdenkloß/ Auff Erden weiß ich keinen Trost. Man dencke doch nur daran/ daß Er uns hat wie Milch ge- Lobn wir ihn als seine Knecht/ Das sind wir ihm schuldig von Recht/ Er- B b 3
Vber den Propheten Haggai. oder genaw mit Philippo rechnen/ und ſprechen: Woher kaͤuf-fen wir Brot/ daß dieſe eſſen? Joh. 6. v. 6. Es will an Einnah-Joh. 6, 6. men offtmahls fehlen/ und wollen keine Lebens-Mittel bey itzigen ſchweren Zeiten mehr erſcheinen. Vielweniger ſollen wir mit gantz Heydniſcher Bauchſorge uns plagen und ſagen: Was wer- den wir eſſen? Was werden wir trincken? Womit werden wir uns kleiden? Matth. 6. v. 31. Denn wir haben ja an GOtt ei-Matth. 6, 31. nen Vater/ der uns verſorget/ welcher unſere Duͤrfftigkeit weiß und ſiehet/ der allbereit unſer Stücklein Brot uns hat vorgeſchnitten/ und von dem wir ſingen: Er will uns allzeit ernehren/ Leib und Seel auch wohl bewahren. Jtem: Weil du mein GOtt und Vater biſt/ Dein Kind wirſtu verlaſſen nicht/ Du vaͤterliches Hertz/ Jch bin ein armer Erdenkloß/ Auff Erden weiß ich keinen Troſt. Man dencke doch nur daran/ daß Er uns hat wie Milch ge- Lobn wir ihn als ſeine Knecht/ Das ſind wir ihm ſchuldig von Recht/ Er- B b 3
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Vber den Propheten Haggai.
oder genaw mit Philippo rechnen/ und ſprechen: Woher kaͤuf-
fen wir Brot/ daß dieſe eſſen? Joh. 6. v. 6. Es will an Einnah-
men offtmahls fehlen/ und wollen keine Lebens-Mittel bey itzigen
ſchweren Zeiten mehr erſcheinen. Vielweniger ſollen wir mit
gantz Heydniſcher Bauchſorge uns plagen und ſagen: Was wer-
den wir eſſen? Was werden wir trincken? Womit werden
wir uns kleiden? Matth. 6. v. 31. Denn wir haben ja an GOtt ei-
nen Vater/ der uns verſorget/ welcher unſere Duͤrfftigkeit weiß und
ſiehet/ der allbereit unſer Stücklein Brot uns hat vorgeſchnitten/
und von dem wir ſingen: Er will uns allzeit ernehren/ Leib
und Seel auch wohl bewahren.
Joh. 6, 6.
Matth. 6, 31.
Jtem:
Weil du mein GOtt und Vater biſt/
Dein Kind wirſtu verlaſſen nicht/
Du vaͤterliches Hertz/
Jch bin ein armer Erdenkloß/
Auff Erden weiß ich keinen Troſt.
Man dencke doch nur daran/ daß Er uns hat wie Milch ge-
molcken/ und wie Kaͤſe gerinnen laſſen. Job. 10 v. 10. Daß un-
ſer Gebeine ihm nicht verholen geweſen/ da wir im Ver-
borgen gemacht wurden/ da wir gebildet wurden unten in
der Erden/ daß ſeine Augen uns geſehen/ da wir noch un-
bereitet waren/ und daß alle Tage auff ſein Buch geſchrie-
ben geweſen/ die noch werden ſolten/ und derſelben keiner da
war. Diß erwegen fromme Hausvaͤter und Hausmuͤtter/ wenn
ſie nach der Mahlzeit ihren Kindern alſo vorſingen:
Job. 10, 10.
Pſal. 139, 15.
16.
Lobn wir ihn als ſeine Knecht/
Das ſind wir ihm ſchuldig von Recht/
Er-
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