Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Vber den Propheten Haggai. Es wiederholet Haggai seine gewöhnliche Art zu reden/ wel- Hieraus haben Anfangs/ Seelsorger einen feinen Vn-USUS. ter G g 2
Vber den Propheten Haggai. Es wiederholet Haggai ſeine gewoͤhnliche Art zu reden/ wel- Hieraus haben Anfangs/ Seelſorger einen feinen Vn-USUS. ter G g 2
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Vber den Propheten Haggai.
Es wiederholet Haggai ſeine gewoͤhnliche Art zu reden/ wel-
che er auch droben im erſten Cap. v. 5. 7. gebrauchet/ da er zu zweyen
mahlen geſagt hat/ ſchawet/ wie es euch gehet/ das iſt/ gebet ach-
tung auff meine Predigt/ ſinnet der Sachen nach/ und nehmet alles
wol zu Hertzen/ erinnert euch deſſen/ was zuvor geſchehen iſt/ und
ſchlaget es nicht in den Wind. Die Rechnung der Zeit/ derer hier
erwehnet wird/ hat ihre Richtigkeit/ und bedarff nicht viel Nach-
forſchens. Die gemeine Lateiniſche Verſion iſt zwar etwas ver-
worren/ und die Griechiſche Dolmetzſchung der LXX. ſeniorn iſt
nicht weniger dunckel und zweifel hafftig. Aber der Text in der
Grundſprache iſt an dieſem Orte helle gnug/ welchem unſer ſeeliger
Vater Herx Lutherus folget/ und ihn alſo verdeutſchet hat/ daß er
noch hentiges Tages von fuͤrnehmen Ebraiſten deswegen billich
geruͤhmet wird. Es werden die Juͤden zuruͤck geweiſet auff die
Zeit/ da man nur darauff bedacht geweſen/ wie man fuͤr ſich ſelbſt
in getäffelten Haͤuſern wohnen moͤchte/ im Gegentheil den Tempel-
Baw hindan geſetzet/ und nicht einen Stein auff den andern gelegt
hat/ wie die Wort allhier lauten. Es fuͤhret ihnen dergeſtalt
Haggai ihren vorigen Zuſtand zu Gemuͤthe/ und will/ daß ſie ein
Auge darauff haben ſollen/ in Betrachtung/ daß ſolches nicht ohne
Frucht werde abgehen.
Hieraus haben Anfangs/ Seelſorger einen feinen Vn-
terricht zunehmen/ worauff ſie unter andern ihr Abſehen haben/
und in ihren Predigten zielen ſollen/ daß nemlich ihnen gebühren
will/ die Leute zuruͤck zuweiſen in die verlauffenen Monden und
Jahre/ wie auch David zu GOtt dem HErrn ſagt im 143. Pſ. v. 5.
Jch gedencke an die vorigen Zeiten/ ich rede von allen deinen
Thaten/ und ſage von den Wercken deiner Haͤnde. Die
alten Romer hatten einen ſeltzamen Mann/ den ſie Janum nenne-
ten/ welcher zwey Angeſichte hatte/ mit einem ſahe er vor ſich/ mit
dem andern hinter ſich. Etzliche verſtehen dadurch Noam/ den
Prediger der Gerechtigkeit/ 2. Petr. 2. v. 5. der auch gleichſam
zwey Antlitz gehabt/ in dem er nicht allein vor ſich/ ſondern auch hin-
ter
USUS.
1.
Pſ. 143, 5.
2. Petr. 2, 5
G g 2
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