Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Die vierdte Predigt/ den wie die Cedern auff dem Berge Libanon. Demnachauch der Maroniten heutiges Tages vielmals gedacht wird/ als ist zu wissen/ daß sie so wol als die Tursci auff dem Berge Libanon wohnen/ und mit einander in Bündnüß wider den Türcken sind. Die Maroniten haben fast einerley Religion mit den Papisten/ ohne daß sie das heilige Nachtmahl in beyderley Gestalt ausspenden: Sonst lassen sie ihren Patriarchen/ wenn sie einen erwehlet haben/ durch den Pabst zu Rom bestetigen. Jhre Nach barn die Turscos betreffende/ geben sie sich zwar für Christen aus/ aber es ist bey ihnen kein Erkentnüß und Bekentnüß CHRisti; dahero stellen sie auch des Gottesdiensts halber keine Versamlung an/ ob sie schon für sich in ihren Nöthen gen Himmel schreyen. Sie sind in den übrigen heydnisch/ statuiren mit dem Pythagora eine metempsukhosin, oder Verwechselung der Seele/ in dem sie dafür halten/ daß nach dem Abschied vom Leibe eines Frommen Seele in ein itzt gebornes Kind/ eines bösen Menschen Seele aber in einen Hund/ oder wildes Thier fahren thäte. Jhr Wandel ist schändlich/ denn sie unter andern in grewlicher Blutschande leben. Damit wir aber wiederumb auff die Jüden kommen/ haben Jtzt lasset uns sehen/ worzu diese Prophetische Vermah- Bußwecker. Anfangs nun gibt sie uns einen gar feinen Bußwecker/ sam
Die vierdte Predigt/ den wie die Cedern auff dem Berge Libanon. Demnachauch der Maroniten heutiges Tages vielmals gedacht wird/ als iſt zu wiſſen/ daß ſie ſo wol als die Turſci auff dem Berge Libanon wohnen/ und mit einander in Buͤndnuͤß wider den Tuͤrcken ſind. Die Maroniten haben faſt einerley Religion mit den Papiſten/ ohne daß ſie das heilige Nachtmahl in beyderley Geſtalt ausſpenden: Sonſt laſſen ſie ihren Patriarchen/ wenn ſie einen erwehlet haben/ durch den Pabſt zu Rom beſtetigen. Jhre Nach barn die Turſcos betreffende/ geben ſie ſich zwar fuͤr Chriſten aus/ aber es iſt bey ihnen kein Erkentnuͤß und Bekentnüß CHRiſti; dahero ſtellen ſie auch des Gottesdienſts halber keine Verſamlung an/ ob ſie ſchon fuͤr ſich in ihren Noͤthen gen Himmel ſchreyen. Sie ſind in den uͤbrigen heydniſch/ ſtatuiren mit dem Pythagora eine μετεμψύχωσιν, oder Verwechſelung der Seele/ in dem ſie dafuͤr halten/ daß nach dem Abſchied vom Leibe eines Frommen Seele in ein itzt gebornes Kind/ eines boͤſen Menſchen Seele aber in einen Hund/ oder wildes Thier fahren thäte. Jhr Wandel iſt ſchändlich/ denn ſie unter andern in grewlicher Blutſchande leben. Damit wir aber wiederumb auff die Juͤden kommen/ haben Jtzt laſſet uns ſehen/ worzu dieſe Prophetiſche Vermah- Bußwecker. Anfangs nun gibt ſie uns einen gar feinen Bußwecker/ ſam
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Die vierdte Predigt/
den wie die Cedern auff dem Berge Libanon. Demnach
auch der Maroniten heutiges Tages vielmals gedacht wird/ als
iſt zu wiſſen/ daß ſie ſo wol als die Turſci auff dem Berge Libanon
wohnen/ und mit einander in Buͤndnuͤß wider den Tuͤrcken ſind.
Die Maroniten haben faſt einerley Religion mit den Papiſten/
ohne daß ſie das heilige Nachtmahl in beyderley Geſtalt ausſpenden:
Sonſt laſſen ſie ihren Patriarchen/ wenn ſie einen erwehlet haben/
durch den Pabſt zu Rom beſtetigen. Jhre Nach barn die Turſcos
betreffende/ geben ſie ſich zwar fuͤr Chriſten aus/ aber es iſt bey ihnen
kein Erkentnuͤß und Bekentnüß CHRiſti; dahero ſtellen ſie auch
des Gottesdienſts halber keine Verſamlung an/ ob ſie ſchon fuͤr ſich
in ihren Noͤthen gen Himmel ſchreyen. Sie ſind in den uͤbrigen
heydniſch/ ſtatuiren mit dem Pythagora eine μετεμψύχωσιν, oder
Verwechſelung der Seele/ in dem ſie dafuͤr halten/ daß nach dem
Abſchied vom Leibe eines Frommen Seele in ein itzt gebornes Kind/
eines boͤſen Menſchen Seele aber in einen Hund/ oder wildes Thier
fahren thäte. Jhr Wandel iſt ſchändlich/ denn ſie unter andern in
grewlicher Blutſchande leben.
Damit wir aber wiederumb auff die Juͤden kommen/ haben
wir vorhin gehoͤret/ wie dieſel bigen einen Befehlich von dem Herr-
ſcher uͤber alle Welt/ Joſ. 3. v. 11. GOtt dem Allmaͤchtigen ander-
weit empfangen hetten/ daß ſie Jhm ſein Haus bawen/ und verferti-
gen ſolten/ welcher Tempelbaw eben die Endurſache war/ umb derer
Willen Haggai zu dem Juͤdiſchen Volck geſand ward/ wiewol er
auch von dem Herrn Meſſia klaͤrlich/ und uͤber die maſſen ſchoͤn
geweiſſaget hat/ davon wir zu ſeiner Zeit mit Verleihung Goͤttlicher
Huͤlffe Bericht geben wollen.
Joſ. 3. v. 11.
Jtzt laſſet uns ſehen/ worzu dieſe Prophetiſche Vermah-
nung uns dienen koͤnne und ſolle.
Anfangs nun gibt ſie uns einen gar feinen Bußwecker/
dadurch wir zu wahrer Bekehrung zu Gott ſollen ermuntert wer-
den. Manche Lente ſind ſo voll geiſtliches Schlaffes/ daß ſie gleich-
ſam
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