Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Vber den Propheten Haggai. sam darüber schnarchen/ und nicht recht vernehmen/ was auff derCantzel geredet wird: vielweniger schlagen sie mit jenem bußferti- gen Zöllner an ihre Brust/ und sprechen: GOTT/ sey mir Sünder gnädig/ Luc. 18. v. 13. Die Wächter zwar/ die GottLuc. 18. v. 13. auff die Mawer gestellet hat/ das ist/ die Lehrer und Prediger/ thun das ihrige: den gantzen Tag und die gantze NachtschweigenEs. 62. v. 6. sie nimmer stille/ Esa. 62. v. 6. Aber was hilfft es? Die meisten Leute schlaffen doch immer fort/ und verharren in ihrer Sicherheit. Sind die Straffen GOttes gleich vor Augen/ daß iederman billich greiffen solte/ daß der zornigt Gott die Leute wegen ihrer Gottlo- sigkeit also heimsuchete/ so bleiben sie doch verstockt/ und gehet mit ihnen daher/ wie dort mit des Jeremiae Pfarr-Kindern/ über wel- che er im 5. Capitel seiner Weissagung also klaget/ in dem er (v. 3.)Jer. 5. v. 3. GOtt den Herrn dermassen anredet: Du schlägest sie/ aber sie fühlens nicht: du plagest sie/ aber sie bessern sich nicht: Siehaben ein härter Angesicht/ denn ein Fels/ und wollen sich nicht bekehren. Denen muß man das Verständnüß öff- nen/ Luc. 24. v. 32. und vor ihnen den Busswecker auffhengen/ derLuc. 24. v. 32. auff folgenden Worten beruhet; So spricht der Herr Ze- baoth; Schawet/ wie es euch gehet. Darnach wird uns allhier vor Augen gestellet ein feiner2. meine J 3
Vber den Propheten Haggai. ſam darüber ſchnarchen/ und nicht recht vernehmen/ was auff derCantzel geredet wird: vielweniger ſchlagen ſie mit jenem bußferti- gen Zoͤllner an ihre Bruſt/ und ſprechen: GOTT/ ſey mir Suͤnder gnaͤdig/ Luc. 18. v. 13. Die Wächter zwar/ die GottLuc. 18. v. 13. auff die Mawer geſtellet hat/ das iſt/ die Lehrer und Prediger/ thun das ihrige: den gantzen Tag und die gantze NachtſchweigenEſ. 62. v. 6. ſie nimmer ſtille/ Eſa. 62. v. 6. Aber was hilfft es? Die meiſten Leute ſchlaffen doch immer fort/ und verharren in ihrer Sicherheit. Sind die Straffen GOttes gleich vor Augen/ daß iederman billich greiffen ſolte/ daß der zornigt Gott die Leute wegen ihrer Gottlo- ſigkeit alſo heimſuchete/ ſo bleiben ſie doch verſtockt/ und gehet mit ihnen daher/ wie dort mit des Jeremiæ Pfarr-Kindern/ über wel- che er im 5. Capitel ſeiner Weiſſagung alſo klaget/ in dem er (v. 3.)Jer. 5. v. 3. GOtt den Herrn dermaſſen anredet: Du ſchlaͤgeſt ſie/ aber ſie fuͤhlens nicht: du plageſt ſie/ aber ſie beſſern ſich nicht: Siehaben ein haͤrter Angeſicht/ denn ein Fels/ und wollen ſich nicht bekehren. Denen muß man das Verſtaͤndnuͤß oͤff- nen/ Luc. 24. v. 32. und vor ihnen den Buſſwecker auffhengen/ derLuc. 24. v. 32. auff folgenden Worten beruhet; So ſpricht der Herr Ze- baoth; Schawet/ wie es euch gehet. Darnach wird uns allhier vor Augen geſtellet ein feiner2. meine J 3
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Vber den Propheten Haggai.
ſam darüber ſchnarchen/ und nicht recht vernehmen/ was auff der
Cantzel geredet wird: vielweniger ſchlagen ſie mit jenem bußferti-
gen Zoͤllner an ihre Bruſt/ und ſprechen: GOTT/ ſey
mir Suͤnder gnaͤdig/ Luc. 18. v. 13. Die Wächter zwar/ die Gott
auff die Mawer geſtellet hat/ das iſt/ die Lehrer und Prediger/ thun
das ihrige: den gantzen Tag und die gantze Nachtſchweigen
ſie nimmer ſtille/ Eſa. 62. v. 6. Aber was hilfft es? Die meiſten
Leute ſchlaffen doch immer fort/ und verharren in ihrer Sicherheit.
Sind die Straffen GOttes gleich vor Augen/ daß iederman billich
greiffen ſolte/ daß der zornigt Gott die Leute wegen ihrer Gottlo-
ſigkeit alſo heimſuchete/ ſo bleiben ſie doch verſtockt/ und gehet mit
ihnen daher/ wie dort mit des Jeremiæ Pfarr-Kindern/ über wel-
che er im 5. Capitel ſeiner Weiſſagung alſo klaget/ in dem er (v. 3.)
GOtt den Herrn dermaſſen anredet: Du ſchlaͤgeſt ſie/ aber
ſie fuͤhlens nicht: du plageſt ſie/ aber ſie beſſern ſich nicht:
Siehaben ein haͤrter Angeſicht/ denn ein Fels/ und wollen
ſich nicht bekehren. Denen muß man das Verſtaͤndnuͤß oͤff-
nen/ Luc. 24. v. 32. und vor ihnen den Buſſwecker auffhengen/ der
auff folgenden Worten beruhet; So ſpricht der Herr Ze-
baoth; Schawet/ wie es euch gehet.
Luc. 18. v. 13.
Eſ. 62. v. 6.
Jer. 5. v. 3.
Luc. 24.
v. 32.
Darnach wird uns allhier vor Augen geſtellet ein feiner
Tugendſpiegel/ darinnen wir uns wol beſchawen/ auch was uns
wol/ oder übel anſtehet/ daraus erlernen ſollen. Einmahl
haben wir darbey zu erkennen/ daß unſer Chriſtenthumb in perpe-
tuo motu ſeyn ſoll und ſtete Bewegung erfodere. Vuſer Prophet
ſagt nicht: Stehet; ſondern er ſpricht: Gehet. Geiſtlich zu den-
ten/ ſo ſollen wir gehen/ de virtute in virtutem, das iſt: Einen
Sieg nach dem andern erhalten/ laut des 84. Pſalms/ v. 8.
David bittet GOTT offt/ daß er ſeinen Gang regieren wolte.
HErr/ zeige mir deine Wege/ und leite mich deine Stege/
betet er im 25. Pſalm/ v. 4. Jtem/ er ſagt Pſal. 116. v. 8. Du haſt
meine
2.
Tugendſpie-
gel.
Pſ. 84. v. 8.
Pſ. 25. v. 4.
Pſ. 116. v. 8.
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