und sie mit Küssen, die durch das Andenken ihres lieben Don Fran- cesco angefeuret wurden, überhäuf- te. Pantasilee widersetzte sich ih- ren Liebkosungen gar nicht, sondern näherte sich mit ihren Lippen an die ihrige, und küßte sie mit so zärtli- chen Seufzern, daß sie in ihren Ar- men ohne Empfindung blieb. Die Nacht brach ein, als Don Ferdi- nand und Alonso bey der Kran- ken ihren Besuch ablegten, und sie lachend und völlig wieder hergestellt an- trafen. Jch habe nur, sagte sie zu ihnen, einen übergehenden Zufall ge- habt, der mir nur mehr Lust ge- macht hat, mich eben so zu ergötzen, wie wir diese letzte Tage her gethan haben. Die Herren wurden voller Freuden, wie sie selbige in so gutem Zustande sahen, und suchten sie durch allerhand Erzehlungen aufzuräumen, die sie nur erfinden konnten, und welche sie bis auf die Ankunft des Edelknaben fortsetzten, der ihnen mel- dete, daß das Abendessen aufgetra- gen wäre. Nachdem dieses geendet,
so
und ſie mit Kuͤſſen, die durch das Andenken ihres lieben Don Fran- ceſco angefeuret wurden, uͤberhaͤuf- te. Pantaſilee widerſetzte ſich ih- ren Liebkoſungen gar nicht, ſondern naͤherte ſich mit ihren Lippen an die ihrige, und kuͤßte ſie mit ſo zaͤrtli- chen Seufzern, daß ſie in ihren Ar- men ohne Empfindung blieb. Die Nacht brach ein, als Don Ferdi- nand und Alonſo bey der Kran- ken ihren Beſuch ablegten, und ſie lachend und voͤllig wieder hergeſtellt an- trafen. Jch habe nur, ſagte ſie zu ihnen, einen uͤbergehenden Zufall ge- habt, der mir nur mehr Luſt ge- macht hat, mich eben ſo zu ergoͤtzen, wie wir dieſe letzte Tage her gethan haben. Die Herren wurden voller Freuden, wie ſie ſelbige in ſo gutem Zuſtande ſahen, und ſuchten ſie durch allerhand Erzehlungen aufzuraͤumen, die ſie nur erfinden konnten, und welche ſie bis auf die Ankunft des Edelknaben fortſetzten, der ihnen mel- dete, daß das Abendeſſen aufgetra- gen waͤre. Nachdem dieſes geendet,
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und ſie mit Kuͤſſen, die durch das
Andenken ihres lieben Don Fran-
ceſco angefeuret wurden, uͤberhaͤuf-
te. Pantaſilee widerſetzte ſich ih-
ren Liebkoſungen gar nicht, ſondern
naͤherte ſich mit ihren Lippen an die
ihrige, und kuͤßte ſie mit ſo zaͤrtli-
chen Seufzern, daß ſie in ihren Ar-
men ohne Empfindung blieb. Die
Nacht brach ein, als Don Ferdi-
nand und Alonſo bey der Kran-
ken ihren Beſuch ablegten, und ſie
lachend und voͤllig wieder hergeſtellt an-
trafen. Jch habe nur, ſagte ſie zu
ihnen, einen uͤbergehenden Zufall ge-
habt, der mir nur mehr Luſt ge-
macht hat, mich eben ſo zu ergoͤtzen,
wie wir dieſe letzte Tage her gethan
haben. Die Herren wurden voller
Freuden, wie ſie ſelbige in ſo gutem
Zuſtande ſahen, und ſuchten ſie durch
allerhand Erzehlungen aufzuraͤumen,
die ſie nur erfinden konnten, und
welche ſie bis auf die Ankunft des
Edelknaben fortſetzten, der ihnen mel-
dete, daß das Abendeſſen aufgetra-
gen waͤre. Nachdem dieſes geendet,
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/52>, abgerufen am 16.02.2025.
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