Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

gelanget, als man ihm sagte, daß
diejenige, die ihm so viel Wege mach-
te, selbst unverzüglich nach Hofe
reisen würde. Dieser unversehene
Streich würde ihn bald verzweifelt
gemacht haben. Denn wenn den Be-
gierden etwas in den Weg gelegt wird,
so bringen sie uns gerne zur Ver-
zweifelung. Aber Don Alonso
war zum Glück bey ihm. Er hatte
ihn auf allen seinen Reisen nicht ver-
lassen. Dieser Edelmann liebte ihn,
und sein Verstand wußte in allen bald
Rath zu schaffen. Er hielt ihn ab,
daß er nicht, wie er thun wollte,
unbedachtsamer Weise auf des Don
Ferdinands
Schloß lief; und
rieth ihm, sich als eine Frau auszu-
kleiden, sich für seine Nichte auszu-
geben, sich zu den Reisenden auf ih-
rem Wege zu verfügen: und er ver-
sprach ihm, so wohl alle Sachen zu
spielen, daß er der Donne Marie
geniessen könnte. Ob sie gleich bei
ihrem Mann war, so trieb er das
Zutrauen gar so weit, daß er sich
anheischig machte, es dahin zu brin-

gen,

gelanget, als man ihm ſagte, daß
diejenige, die ihm ſo viel Wege mach-
te, ſelbſt unverzuͤglich nach Hofe
reiſen wuͤrde. Dieſer unverſehene
Streich wuͤrde ihn bald verzweifelt
gemacht haben. Denn wenn den Be-
gierden etwas in den Weg gelegt wird,
ſo bringen ſie uns gerne zur Ver-
zweifelung. Aber Don Alonſo
war zum Gluͤck bey ihm. Er hatte
ihn auf allen ſeinen Reiſen nicht ver-
laſſen. Dieſer Edelmann liebte ihn,
und ſein Verſtand wußte in allen bald
Rath zu ſchaffen. Er hielt ihn ab,
daß er nicht, wie er thun wollte,
unbedachtſamer Weiſe auf des Don
Ferdinands
Schloß lief; und
rieth ihm, ſich als eine Frau auszu-
kleiden, ſich fuͤr ſeine Nichte auszu-
geben, ſich zu den Reiſenden auf ih-
rem Wege zu verfuͤgen: und er ver-
ſprach ihm, ſo wohl alle Sachen zu
ſpielen, daß er der Donne Marie
genieſſen koͤnnte. Ob ſie gleich bei
ihrem Mann war, ſo trieb er das
Zutrauen gar ſo weit, daß er ſich
anheiſchig machte, es dahin zu brin-

gen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="58"/>
gelanget, als man ihm &#x017F;agte, daß<lb/>
diejenige, die ihm &#x017F;o viel Wege mach-<lb/>
te, &#x017F;elb&#x017F;t unverzu&#x0364;glich nach Hofe<lb/>
rei&#x017F;en wu&#x0364;rde. Die&#x017F;er unver&#x017F;ehene<lb/>
Streich wu&#x0364;rde ihn bald verzweifelt<lb/>
gemacht haben. Denn wenn den Be-<lb/>
gierden etwas in den Weg gelegt wird,<lb/>
&#x017F;o bringen &#x017F;ie uns gerne zur Ver-<lb/>
zweifelung. Aber <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Alon&#x017F;o</hi></hi><lb/>
war zum Glu&#x0364;ck bey ihm. Er hatte<lb/>
ihn auf allen &#x017F;einen Rei&#x017F;en nicht ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;er Edelmann liebte ihn,<lb/>
und &#x017F;ein Ver&#x017F;tand wußte in allen bald<lb/>
Rath zu &#x017F;chaffen. Er hielt ihn ab,<lb/>
daß er nicht, wie er thun wollte,<lb/>
unbedacht&#x017F;amer Wei&#x017F;e auf des <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don<lb/>
Ferdinands</hi></hi> Schloß lief; und<lb/>
rieth ihm, &#x017F;ich als eine Frau auszu-<lb/>
kleiden, &#x017F;ich fu&#x0364;r &#x017F;eine Nichte auszu-<lb/>
geben, &#x017F;ich zu den Rei&#x017F;enden auf ih-<lb/>
rem Wege zu verfu&#x0364;gen: und er ver-<lb/>
&#x017F;prach ihm, &#x017F;o wohl alle Sachen zu<lb/>
&#x017F;pielen, daß er der <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne Marie</hi></hi><lb/>
genie&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte. Ob &#x017F;ie gleich bei<lb/>
ihrem Mann war, &#x017F;o trieb er das<lb/>
Zutrauen gar &#x017F;o weit, daß er &#x017F;ich<lb/>
anhei&#x017F;chig machte, es dahin zu brin-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">gen,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0060] gelanget, als man ihm ſagte, daß diejenige, die ihm ſo viel Wege mach- te, ſelbſt unverzuͤglich nach Hofe reiſen wuͤrde. Dieſer unverſehene Streich wuͤrde ihn bald verzweifelt gemacht haben. Denn wenn den Be- gierden etwas in den Weg gelegt wird, ſo bringen ſie uns gerne zur Ver- zweifelung. Aber Don Alonſo war zum Gluͤck bey ihm. Er hatte ihn auf allen ſeinen Reiſen nicht ver- laſſen. Dieſer Edelmann liebte ihn, und ſein Verſtand wußte in allen bald Rath zu ſchaffen. Er hielt ihn ab, daß er nicht, wie er thun wollte, unbedachtſamer Weiſe auf des Don Ferdinands Schloß lief; und rieth ihm, ſich als eine Frau auszu- kleiden, ſich fuͤr ſeine Nichte auszu- geben, ſich zu den Reiſenden auf ih- rem Wege zu verfuͤgen: und er ver- ſprach ihm, ſo wohl alle Sachen zu ſpielen, daß er der Donne Marie genieſſen koͤnnte. Ob ſie gleich bei ihrem Mann war, ſo trieb er das Zutrauen gar ſo weit, daß er ſich anheiſchig machte, es dahin zu brin- gen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/60
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/60>, abgerufen am 21.11.2024.