der Cataline Kammer gelassen, mehr als zu glücklich, desselben so wohlfeil loß geworden zu seyn. Seit diesen Tagen machte sich Roderige, der ein eben so eigennütziger als boß- hafter Kerl war, sehr früh auf, um nach Santa Crux zu gehen, und besagten Mantel zu verkaufen. Sei- ne erste Sorge war, nach einem Kleider-Händler von seiner Kunde zu gehen, der am geschicktesten war, alle Arten von Kleider zu verän- dern und so unkenntlich zu machen, daß er sie selbst denenjenigen, welche sie verlohren hatten, wieder verkau- fen konnte. Der Kleider-Händler versprach ihm, im Augenblick sich nach der Herberge zu begeben, wo er sei- ne Sachen gelassen hatte, und wo er unverzüglich den Kauf schliessen wollte. Roderige war kaum wie- der gekommen, und wartete seiner, als er durch zweene Gerichts-Knech- te angehalten und gefangen genom- men wurde, welche durch das Ver- gnügen, einen Menschen ohne Gegen- wehr gefangen zu nehmen, noch
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der Cataline Kammer gelaſſen, mehr als zu gluͤcklich, deſſelben ſo wohlfeil loß geworden zu ſeyn. Seit dieſen Tagen machte ſich Roderige, der ein eben ſo eigennuͤtziger als boß- hafter Kerl war, ſehr fruͤh auf, um nach Santa Crux zu gehen, und beſagten Mantel zu verkaufen. Sei- ne erſte Sorge war, nach einem Kleider-Haͤndler von ſeiner Kunde zu gehen, der am geſchickteſten war, alle Arten von Kleider zu veraͤn- dern und ſo unkenntlich zu machen, daß er ſie ſelbſt denenjenigen, welche ſie verlohren hatten, wieder verkau- fen konnte. Der Kleider-Haͤndler verſprach ihm, im Augenblick ſich nach der Herberge zu begeben, wo er ſei- ne Sachen gelaſſen hatte, und wo er unverzuͤglich den Kauf ſchlieſſen wollte. Roderige war kaum wie- der gekommen, und wartete ſeiner, als er durch zweene Gerichts-Knech- te angehalten und gefangen genom- men wurde, welche durch das Ver- gnuͤgen, einen Menſchen ohne Gegen- wehr gefangen zu nehmen, noch
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der Cataline Kammer gelaſſen,
mehr als zu gluͤcklich, deſſelben ſo
wohlfeil loß geworden zu ſeyn. Seit
dieſen Tagen machte ſich Roderige,
der ein eben ſo eigennuͤtziger als boß-
hafter Kerl war, ſehr fruͤh auf, um
nach Santa Crux zu gehen, und
beſagten Mantel zu verkaufen. Sei-
ne erſte Sorge war, nach einem
Kleider-Haͤndler von ſeiner Kunde
zu gehen, der am geſchickteſten war,
alle Arten von Kleider zu veraͤn-
dern und ſo unkenntlich zu machen,
daß er ſie ſelbſt denenjenigen, welche
ſie verlohren hatten, wieder verkau-
fen konnte. Der Kleider-Haͤndler
verſprach ihm, im Augenblick ſich nach
der Herberge zu begeben, wo er ſei-
ne Sachen gelaſſen hatte, und wo
er unverzuͤglich den Kauf ſchlieſſen
wollte. Roderige war kaum wie-
der gekommen, und wartete ſeiner,
als er durch zweene Gerichts-Knech-
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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