tungen geschreckt, wobei besonders Duport im Spiele war, theils um sich an Beamten und Edelleuten zu rä- chen, Klöster zu zerstören und Schlösser, oft um mit ihnen die alten Papiere zu vernichten, in welchen ihre harten Pflichtigkeiten verzeichnet standen. Mehrere Ermordungen von Vornehmen wurden gemeldet. In dem Dauphine, wo bisher die Stände einträchtig zusammenhielten, sah man den Brand von 30 Schlössern leuchten; doch griff der ständische Ausschuß dort gleich kräftig ein, errichtete Na- tionalgarden, und, thätiger als in der Hauptstadt, ließ man nicht eher ab, als bis die Verbrecher ergriffen und die Schuldigsten hingerichtet waren. So ward daselbst die Ruhe wieder hergestellt.
Als aber die Nachricht von diesen Vorgängen nach Paris kam, hielten viele Edelleute, Mitglieder der Na- tionalversammlung, Rath unter einander und beschlossen durch das Opfer ihrer Lehnsrechte gegen mäßige Entschä- digung die Gemüther zu versöhnen, sich aber den Sicher- stand dessen was ihnen bleiben müsse zu erkaufen. Der Herzog von Aiguillon, Sohn des vormaligen Ministers war im Begriff in der Abendsitzung des 4ten August solchen Antrag zu stellen, und es geziemte ihm, weil jedermann wußte, daß er aus dieser Quelle große Einkünfte zog, als ihm der Vicomte von Noailles, Lafayette's Schwager, ein jüngerer Sohn seines Hauses, der keine solche Opfer zu bringen hatte, mit einiger Eitelkeit zuvorkam. Genug der Antrag geschah und ward vom Herzog von Aiguillon
tungen geſchreckt, wobei beſonders Duport im Spiele war, theils um ſich an Beamten und Edelleuten zu rä- chen, Klöſter zu zerſtören und Schlöſſer, oft um mit ihnen die alten Papiere zu vernichten, in welchen ihre harten Pflichtigkeiten verzeichnet ſtanden. Mehrere Ermordungen von Vornehmen wurden gemeldet. In dem Dauphiné, wo bisher die Stände einträchtig zuſammenhielten, ſah man den Brand von 30 Schlöſſern leuchten; doch griff der ſtändiſche Ausſchuß dort gleich kräftig ein, errichtete Na- tionalgarden, und, thätiger als in der Hauptſtadt, ließ man nicht eher ab, als bis die Verbrecher ergriffen und die Schuldigſten hingerichtet waren. So ward daſelbſt die Ruhe wieder hergeſtellt.
Als aber die Nachricht von dieſen Vorgängen nach Paris kam, hielten viele Edelleute, Mitglieder der Na- tionalverſammlung, Rath unter einander und beſchloſſen durch das Opfer ihrer Lehnsrechte gegen mäßige Entſchä- digung die Gemüther zu verſöhnen, ſich aber den Sicher- ſtand deſſen was ihnen bleiben müſſe zu erkaufen. Der Herzog von Aiguillon, Sohn des vormaligen Miniſters war im Begriff in der Abendſitzung des 4ten Auguſt ſolchen Antrag zu ſtellen, und es geziemte ihm, weil jedermann wußte, daß er aus dieſer Quelle große Einkünfte zog, als ihm der Vicomte von Noailles, Lafayette’s Schwager, ein jüngerer Sohn ſeines Hauſes, der keine ſolche Opfer zu bringen hatte, mit einiger Eitelkeit zuvorkam. Genug der Antrag geſchah und ward vom Herzog von Aiguillon
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tungen geſchreckt, wobei beſonders Duport im Spiele
war, theils um ſich an Beamten und Edelleuten zu rä-
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die alten Papiere zu vernichten, in welchen ihre harten
Pflichtigkeiten verzeichnet ſtanden. Mehrere Ermordungen
von Vornehmen wurden gemeldet. In dem Dauphiné,
wo bisher die Stände einträchtig zuſammenhielten, ſah
man den Brand von 30 Schlöſſern leuchten; doch griff der
ſtändiſche Ausſchuß dort gleich kräftig ein, errichtete Na-
tionalgarden, und, thätiger als in der Hauptſtadt, ließ
man nicht eher ab, als bis die Verbrecher ergriffen und die
Schuldigſten hingerichtet waren. So ward daſelbſt die
Ruhe wieder hergeſtellt.
Als aber die Nachricht von dieſen Vorgängen nach
Paris kam, hielten viele Edelleute, Mitglieder der Na-
tionalverſammlung, Rath unter einander und beſchloſſen
durch das Opfer ihrer Lehnsrechte gegen mäßige Entſchä-
digung die Gemüther zu verſöhnen, ſich aber den Sicher-
ſtand deſſen was ihnen bleiben müſſe zu erkaufen. Der
Herzog von Aiguillon, Sohn des vormaligen Miniſters
war im Begriff in der Abendſitzung des 4ten Auguſt ſolchen
Antrag zu ſtellen, und es geziemte ihm, weil jedermann
wußte, daß er aus dieſer Quelle große Einkünfte zog, als
ihm der Vicomte von Noailles, Lafayette’s Schwager,
ein jüngerer Sohn ſeines Hauſes, der keine ſolche Opfer
zu bringen hatte, mit einiger Eitelkeit zuvorkam. Genug
der Antrag geſchah und ward vom Herzog von Aiguillon
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/259>, abgerufen am 23.11.2024.
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