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Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

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Von den Gemeinden.
die Töpfe des Camacho 1), die Orkane unserer Zeit bre-
chen plötzlich ein, und jede Gemeinde, die über sich hin-
aussieht, und das thut jetzt jede, sucht gern ihr Schirm-
dach, wenn die Gewitterwolken: Wohl des Ganzen
und höheres Staatsinteresse genannt, häufiger her-
anziehen. Ließ der Widerstand der Städte sich berechnen?

1) König Friedrich Wilhelm I. stellte freilich nicht wie Ludwig XIV.
1692 that, als Grundsatz auf, daß die städtischen Ämter zum
Besten der Finanzen verkauft werden sollten, aber er hat un-
bedenklich Rathsstellen verkauft, auch ließ er seine commissarios
loci,
die Steuerräthe nach Willkühr mit dem städtischen Ver-
mögen schalten; sie untersuchten die städtischen Cassen und der
König nahm die sogenannten Überschüsse zu sich; er übernahm
1716 und 1717 in Cleve und Mark alle städtischen Kämmereien
um nach Einführung der Accise den Haushalt cum onere et
commodo
selbst zu führen. Förster im Leben dieses Königs
Th. III, 281. 283. vgl. sonst v. Lanzizolle, Grundzüge der
Geschichte des Deutschen Städtewesens S. 98 ff.

246. Zu allem Diesem kann man in der Revidir-
ten
Städte-Ordnung vom 17. May 1831 und den da-
zu gehörigen Verordnungen die Belege finden.

Jede Stadt soll ihr Statut haben; eine eigene Ver-
ordnung (Einführung der Städte-Ordnung etc. ebenfalls
vom 17. May 1831) zeigt sehr einsichtig, wie dieses vor-
zubereiten sey. Da die revidirte Städte-Ordnung nicht
bloß nähere Bestimmungen, sondern §. 3. ausnahmsweise
auch Abweichungen im Statut von der allgemeinen
Vorschrift zugiebt, so käme es freilich auf die Kenntniß
der einzelnen Statute an, um zu ersehen, ob dergleichen
eingetreten sind und wie tief sie greifen.

Die erste Städte-Ordnung hatte dem Magistrat die
Polizey genommen, nur ihre Kosten der Gemeine gelassen;

15*

Von den Gemeinden.
die Toͤpfe des Camacho 1), die Orkane unſerer Zeit bre-
chen ploͤtzlich ein, und jede Gemeinde, die uͤber ſich hin-
ausſieht, und das thut jetzt jede, ſucht gern ihr Schirm-
dach, wenn die Gewitterwolken: Wohl des Ganzen
und hoͤheres Staatsintereſſe genannt, haͤufiger her-
anziehen. Ließ der Widerſtand der Staͤdte ſich berechnen?

1) Koͤnig Friedrich Wilhelm I. ſtellte freilich nicht wie Ludwig XIV.
1692 that, als Grundſatz auf, daß die ſtaͤdtiſchen Ämter zum
Beſten der Finanzen verkauft werden ſollten, aber er hat un-
bedenklich Rathsſtellen verkauft, auch ließ er ſeine commissarios
loci,
die Steuerraͤthe nach Willkuͤhr mit dem ſtaͤdtiſchen Ver-
moͤgen ſchalten; ſie unterſuchten die ſtaͤdtiſchen Caſſen und der
Koͤnig nahm die ſogenannten Überſchuͤſſe zu ſich; er uͤbernahm
1716 und 1717 in Cleve und Mark alle ſtaͤdtiſchen Kaͤmmereien
um nach Einfuͤhrung der Acciſe den Haushalt cum onere et
commodo
ſelbſt zu fuͤhren. Foͤrſter im Leben dieſes Koͤnigs
Th. III, 281. 283. vgl. ſonſt v. Lanzizolle, Grundzuͤge der
Geſchichte des Deutſchen Staͤdteweſens S. 98 ff.

246. Zu allem Dieſem kann man in der Revidir-
ten
Staͤdte-Ordnung vom 17. May 1831 und den da-
zu gehoͤrigen Verordnungen die Belege finden.

Jede Stadt ſoll ihr Statut haben; eine eigene Ver-
ordnung (Einfuͤhrung der Staͤdte-Ordnung ꝛc. ebenfalls
vom 17. May 1831) zeigt ſehr einſichtig, wie dieſes vor-
zubereiten ſey. Da die revidirte Staͤdte-Ordnung nicht
bloß naͤhere Beſtimmungen, ſondern §. 3. ausnahmsweiſe
auch Abweichungen im Statut von der allgemeinen
Vorſchrift zugiebt, ſo kaͤme es freilich auf die Kenntniß
der einzelnen Statute an, um zu erſehen, ob dergleichen
eingetreten ſind und wie tief ſie greifen.

Die erſte Staͤdte-Ordnung hatte dem Magiſtrat die
Polizey genommen, nur ihre Koſten der Gemeine gelaſſen;

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[227/0239] Von den Gemeinden. die Toͤpfe des Camacho 1), die Orkane unſerer Zeit bre- chen ploͤtzlich ein, und jede Gemeinde, die uͤber ſich hin- ausſieht, und das thut jetzt jede, ſucht gern ihr Schirm- dach, wenn die Gewitterwolken: Wohl des Ganzen und hoͤheres Staatsintereſſe genannt, haͤufiger her- anziehen. Ließ der Widerſtand der Staͤdte ſich berechnen? ¹⁾ Koͤnig Friedrich Wilhelm I. ſtellte freilich nicht wie Ludwig XIV. 1692 that, als Grundſatz auf, daß die ſtaͤdtiſchen Ämter zum Beſten der Finanzen verkauft werden ſollten, aber er hat un- bedenklich Rathsſtellen verkauft, auch ließ er ſeine commissarios loci, die Steuerraͤthe nach Willkuͤhr mit dem ſtaͤdtiſchen Ver- moͤgen ſchalten; ſie unterſuchten die ſtaͤdtiſchen Caſſen und der Koͤnig nahm die ſogenannten Überſchuͤſſe zu ſich; er uͤbernahm 1716 und 1717 in Cleve und Mark alle ſtaͤdtiſchen Kaͤmmereien um nach Einfuͤhrung der Acciſe den Haushalt cum onere et commodo ſelbſt zu fuͤhren. Foͤrſter im Leben dieſes Koͤnigs Th. III, 281. 283. vgl. ſonſt v. Lanzizolle, Grundzuͤge der Geſchichte des Deutſchen Staͤdteweſens S. 98 ff. 246. Zu allem Dieſem kann man in der Revidir- ten Staͤdte-Ordnung vom 17. May 1831 und den da- zu gehoͤrigen Verordnungen die Belege finden. Jede Stadt ſoll ihr Statut haben; eine eigene Ver- ordnung (Einfuͤhrung der Staͤdte-Ordnung ꝛc. ebenfalls vom 17. May 1831) zeigt ſehr einſichtig, wie dieſes vor- zubereiten ſey. Da die revidirte Staͤdte-Ordnung nicht bloß naͤhere Beſtimmungen, ſondern §. 3. ausnahmsweiſe auch Abweichungen im Statut von der allgemeinen Vorſchrift zugiebt, ſo kaͤme es freilich auf die Kenntniß der einzelnen Statute an, um zu erſehen, ob dergleichen eingetreten ſind und wie tief ſie greifen. Die erſte Staͤdte-Ordnung hatte dem Magiſtrat die Polizey genommen, nur ihre Koſten der Gemeine gelaſſen; 15*

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/239>, abgerufen am 21.11.2024.