Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.Die Eilffte gering sausen von der Art vnd Natur aller Ding kund worden/ das bestevnd das innerste bleibt verborgen. Jst derowegen zu loben die Physic oder die Naturkunst/ die Astronomi oder Sternenkunst/ die Geometri oder Erdmesserkunst/ vnd sollen solche Wissenschafft mehr in der Würck- lichkeit/ als in dem Namen/ mehr in dem Buch der Natur/ als in den Schrifften Aristotelis (welcher gleichsam nur ein Zeiger ist) bestehen. wir können auch solcher Wissenschafften nicht entrahten/ ohn dieselbe ist alles ein Barbarey vnd Wildniß/ wie an den Barbarischen vnd Wilden Völ- ckern zu sehen. III. Liber admirandus, das grosse Wunderbuch/ da wir vns IV. Liber Anagogicus, das Christlich Betrachtungsbuch/ lischer
Die Eilffte gering ſauſen von der Art vnd Natur aller Ding kund worden/ das beſtevnd das innerſte bleibt verborgen. Jſt derowegen zu loben die Phyſic oder die Naturkunſt/ die Aſtronomi oder Sternenkunſt/ die Geometri oder Erdmeſſerkunſt/ vnd ſollen ſolche Wiſſenſchafft mehr in der Wuͤrck- lichkeit/ als in dem Namen/ mehr in dem Buch der Natur/ als in den Schrifften Ariſtotelis (welcher gleichſam nur ein Zeiger iſt) beſtehen. wir koͤnnen auch ſolcher Wiſſenſchafften nicht entrahten/ ohn dieſelbe iſt alles ein Barbarey vnd Wildniß/ wie an den Barbariſchen vnd Wilden Voͤl- ckern zu ſehen. III. Liber admirandus, das groſſe Wunderbuch/ da wir vns IV. Liber Anagogicus, das Chriſtlich Betrachtungsbuch/ liſcher
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Die Eilffte
gering ſauſen von der Art vnd Natur aller Ding kund worden/ das beſte
vnd das innerſte bleibt verborgen. Jſt derowegen zu loben die Phyſic
oder die Naturkunſt/ die Aſtronomi oder Sternenkunſt/ die Geometri
oder Erdmeſſerkunſt/ vnd ſollen ſolche Wiſſenſchafft mehr in der Wuͤrck-
lichkeit/ als in dem Namen/ mehr in dem Buch der Natur/ als in den
Schrifften Ariſtotelis (welcher gleichſam nur ein Zeiger iſt) beſtehen. wir
koͤnnen auch ſolcher Wiſſenſchafften nicht entrahten/ ohn dieſelbe iſt alles
ein Barbarey vnd Wildniß/ wie an den Barbariſchen vnd Wilden Voͤl-
ckern zu ſehen.
III. Liber admirandus, das groſſe Wunderbuch/ da wir vns
billig zu verwundern uͤber des Himmels Groͤſſe/ Einfluß vnd Beſtand/ daß
er als der Koͤnigliche Stul oder Thron Gottes nit einfaͤllt; verwundern uͤber
die Sonn das Auge der Welt/ daß ſie nit mit jhrem Fewr alles verbrennet/
daß ſie hundert vnd ſechs vnd ſechzig mal groͤſſer als die Erde/ vnd doch
jhren Lauff in vnbegreifflicher/ vnerdencklicher vnd vnaußſprechlicher Ge-
ſchwinde vnverruͤckt haͤlt; Ja uͤber die tode Erde/ die gleichſam erſtorbẽ/ vnd
doch voll Saamen leben vnd Crafft. Alſo ſind die Berge Gottes Schatz-
kammern vnd Diſtilliroͤffen: die groſſe vngehewre Wallfiſche/ ſo in den
Waſſern fuͤr Gott ſchertzen/ ſind gleichſam HErrn des Meers. Darumb
wir billig außruffen vund ſprechen: HErr wie ſind deine Werck ſo
groß/ du haſt ſie all weißlich geordnet! Auguſtinus ſpricht/ Majus
miraculum eſt gubernatio mundi, quam ſaturatio 5000. hominum, de
quinque panibus, & tamen hanc nemo miratur, illud mirantur homines,
non quia maius, ſed quia rarius, das iſt/ das GOtt die gantze Welt regirt/
iſt ein groͤſſers Wunder/ als daß er mit fuͤnff Broden fuͤnff tauſend Men-
ſchen geſpeiſet vnd geſaͤttiget/ vnd verwundert ſich doch niemand uͤber ſol-
che Regirung/ uͤber beſagte Abſpeiſung verwundern ſich die Menſchen/
nicht darumb daß ſie ein groͤſſers Wunder/ ſondern daß ſie ſeltzamer iſt.
Iob 26, 9.
Pſ. 104, 26.
v. 24.
Tract. 24.
in Ioh.
IV. Liber Anagogicus, das Chriſtlich Betrachtungsbuch/
dardurch wir von den Creaturen zum Schoͤpffer/ von den ſichtbaren vnd
empfindlichen Qualitaͤten zu Erwegung der vnſichtbaren Geheimniſſen
vnſers Glaubens erhoben werden/ als in einem/ wiewol gar vnvollkom-
menem Reißbuch/ das vns zum Buch der heiligen Schrifft leitet/ darin
wir die rechte gradus aſcenſionis mentis ad Deum finden/ Chriſtus vnſer
Herr vnd Meiſter geht vns auch in dieſem Stuͤck mit gutem Exempel
vor/ Seht/ ſagt er/ die Voͤgel vnter dem Himmel an/ ſie ſaͤen nit/
ſie ernden nit/ ſie ſamlen nicht in die Scheure/ vnd ewer himm-
liſcher
Mat. 6, 26.
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