Vatter aller barmhertzigkeit/ der nicht will/ daß jemand vnder diesenMatth. 81, 14. Kleinen verlohren werde/ in dem zarten Hertzlein jhrer Kinder einen solchen Johannis-Glauben erwecken vnd anzünden wolle/ daß sie jhres Christ Kindleins genießen vnd selig werden.
Der Päbstische Tyrannische Geist Bellarminus der durch den Banck hin durch ohne Vnderscheid alle vngetauffte Kinder verdammet/ wie auch der Zwinglische Jrr- vnd Trawr-Geist/ der mag sich hintrollen mit seinem zweiffel/ der durch die Feder Petri Martyris folgende Wort in die Welt hin-P. Martyr. ad Rom. 5. p. 304. auß schreiben dörffen. De parvulis Christianorum, qui absque hoc sacra- mento decedunt, si interrogarer, responderem, de illis spem bonam ha- bendam esse: eamque niti verbo Dei, nimirum foedere ac pacto inito cum Abrahamo, quo Deus pollicetur, se non tantum illius fore Deum, verum etiam semini ejus. Quae tamen promissio, quum non ita sit generalis, ut omnes comprehendat, ideo nemini sic decedenti ausim particu- lariter promittere certam salutem: sunt enim aliqui Sanctorum filii, qui ad praedestinationem non pertinent: quales legimus fuisse Esau, Is- mael, & alios complures. Er sagt: Wenn von den kleinen Kinderlein der Christen/ so ohne das Sacrament der heiligen Tauff von dieser Welt abscheiden/ mich einer fragte; gebe ich jhm zur Antwort/ daß gute. Hoff- nung von jhnen zuschöpffen seye/ vnd auch dieselbe Hoffnung sich gründe auff daß Wort Gottes/ nemblich auff den Bund mit Abraham auffge- richtet/ mit welchem Bund Gott verheist/ daß er nicht allein sein Gott son- dern auch seines Saamens Gott seyn wolle. Weil aber dieses nicht so ein allgemeine Verheissung ist/ daß sie alle Kinderlein in sich begreiffe vnd die- selben angehe/ wolte ichs nicht wagen jemand/ der also (ohn das Sacra- ment der H. Tauff.) stürbe/ insonderheit die Seligkeit gewiß vnd vnfehlbar zuversprechen: Sintemahl etzliche Kinder der Heiligen sind/ welche die ewige Gnadenwahl nichts angehet/ wie wir sonderlich lesen. von Esau/ Js- mael/ vnd andern mehr. O leidige Tröster!
Ach wie hertzlich frewet vns die Leutseligkeit/ so in diesem hohen Werck der ewige Sohn Gottes erwiesen/ wer kan wehren/ daß wir nicht auch mit Bernhardo in folgende Gedancken vnd Wort außbrechen: auß seiner me- ditation vnnd betrachtung in der ersten sermon, den er am Fest Epipha- nias oder der Offenbahrung Christi gehalten: Er erkläret daselbst die Wort Pauli Tit. 3. Da aber erschien die freundligkeit vnd leutseligkeit Gottes&c. Er spricht: Ehe Christus worden/ lag die leutseligkeit vnd liebe noch gleichsam im verborgen/ vnd ward nicht so herlich gespüret: Da aber der Sohn Gottes menschliche Natur/ vnd zwar die schwache Mensch-
liche
y iij
Predigt.
Vatter aller barmhertzigkeit/ der nicht will/ daß jemand vnder dieſenMatth. 81, 14. Kleinen verlohren werde/ in dem zarten Hertzlein jhrer Kinder einen ſolchen Johannis-Glauben erwecken vnd anzuͤnden wolle/ daß ſie jhres Chriſt Kindleins genießen vnd ſelig werden.
Der Paͤbſtiſche Tyranniſche Geiſt Bellarminus der durch den Banck hin durch ohne Vnderſcheid alle vngetauffte Kinder verdammet/ wie auch der Zwingliſche Jrꝛ- vnd Trawr-Geiſt/ der mag ſich hintrollen mit ſeinem zweiffel/ der durch die Feder Petri Martyris folgende Wort in die Welt hin-P. Martyr. ad Rom. 5. p. 304. auß ſchreiben doͤrffen. De parvulis Chriſtianorum, qui absque hoc ſacra- mento decedunt, ſi interrogarer, reſponderem, de illis ſpem bonam ha- bendam eſſe: eamque niti verbo Dei, nimirum fœdere ac pacto inito cum Abrahamo, quo Deus pollicetur, ſe non tantùm illius fore Deum, verùm etiam ſemini ejus. Quæ tamen promiſſio, quum non ita ſit generalis, ut omnes comprehendat, ideo nemini ſic decedenti auſim particu- lariter promittere certam ſalutem: ſunt enim aliqui Sanctorum filii, qui ad prædeſtinationem non pertinent: quales legimus fuiſſe Eſau, Iſ- mael, & alios complures. Er ſagt: Wenn von den kleinen Kinderlein der Chriſten/ ſo ohne das Sacrament der heiligen Tauff von dieſer Welt abſcheiden/ mich einer fragte; gebe ich jhm zur Antwort/ daß gute. Hoff- nung von jhnen zuſchoͤpffen ſeye/ vnd auch dieſelbe Hoffnung ſich gruͤnde auff daß Wort Gottes/ nemblich auff den Bund mit Abraham auffge- richtet/ mit welchem Bund Gott verheiſt/ daß er nicht allein ſein Gott ſon- dern auch ſeines Saamens Gott ſeyn wolle. Weil aber dieſes nicht ſo ein allgemeine Verheiſſung iſt/ daß ſie alle Kinderlein in ſich begreiffe vnd die- ſelben angehe/ wolte ichs nicht wagen jemand/ der alſo (ohn das Sacra- ment der H. Tauff.) ſtuͤrbe/ inſonderheit die Seligkeit gewiß vnd vnfehlbar zuverſprechen: Sintemahl etzliche Kinder der Heiligen ſind/ welche die ewige Gnadenwahl nichts angehet/ wie wir ſonderlich leſen. von Eſau/ Jſ- mael/ vnd andern mehr. O leidige Troͤſter!
Ach wie hertzlich frewet vns die Leutſeligkeit/ ſo in dieſem hohen Werck der ewige Sohn Gottes erwieſen/ wer kan wehren/ daß wir nicht auch mit Bernhardo in folgende Gedancken vnd Wort außbrechen: auß ſeiner me- ditation vnnd betrachtung in der erſten ſermon, den er am Feſt Epipha- nias oder der Offenbahrung Chriſti gehalten: Er erklaͤret daſelbſt die Wort Pauli Tit. 3. Da aber erſchien die freundligkeit vnd leutſeligkeit Gottes&c. Er ſpricht: Ehe Chriſtus worden/ lag die leutſeligkeit vnd liebe noch gleichſam im verborgen/ vnd ward nicht ſo herlich geſpuͤret: Da aber der Sohn Gottes menſchliche Natur/ vnd zwar die ſchwache Menſch-
liche
y iij
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0393"n="909"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Vatter</hi> aller barmhertzigkeit/ der <hirendition="#fr">nicht will/ daß jemand vnder dieſen<noteplace="right"><hirendition="#aq">Matth.</hi> 81,<lb/>
14.</note><lb/>
Kleinen verlohren werde/</hi> in dem zarten Hertzlein jhrer Kinder einen<lb/>ſolchen Johannis-Glauben erwecken vnd anzuͤnden wolle/ daß ſie jhres<lb/>
Chriſt Kindleins genießen vnd ſelig werden.</p><lb/><p>Der Paͤbſtiſche Tyranniſche Geiſt <hirendition="#aq">Bellarminus</hi> der durch den Banck<lb/>
hin durch ohne Vnderſcheid alle vngetauffte Kinder verdammet/ wie auch<lb/>
der Zwingliſche Jrꝛ- vnd Trawr-Geiſt/ der mag ſich hintrollen mit ſeinem<lb/>
zweiffel/ der durch die Feder <hirendition="#aq">Petri Martyris</hi> folgende Wort in die Welt hin-<noteplace="right"><hirendition="#aq">P. Martyr.<lb/>
ad Rom. 5.<lb/>
p.</hi> 304.</note><lb/>
auß ſchreiben doͤrffen. <hirendition="#aq">De parvulis Chriſtianorum, qui absque hoc ſacra-<lb/>
mento decedunt, ſi interrogarer, reſponderem, de illis ſpem bonam ha-<lb/>
bendam eſſe: eamque niti verbo Dei, nimirum fœdere ac pacto inito cum<lb/>
Abrahamo, quo Deus pollicetur, ſe non tantùm illius fore Deum, verùm<lb/>
etiam ſemini ejus. Quæ tamen promiſſio, quum non ita ſit generalis,<lb/>
ut omnes comprehendat, ideo nemini ſic decedenti auſim particu-<lb/>
lariter promittere certam ſalutem: ſunt enim aliqui Sanctorum filii,<lb/>
qui ad prædeſtinationem non pertinent: quales legimus fuiſſe Eſau, Iſ-<lb/>
mael, & alios complures.</hi> Er ſagt: Wenn von den kleinen Kinderlein<lb/>
der Chriſten/ ſo ohne das Sacrament der heiligen Tauff von dieſer Welt<lb/>
abſcheiden/ mich einer fragte; gebe ich jhm zur Antwort/ daß gute. Hoff-<lb/>
nung von jhnen zuſchoͤpffen ſeye/ vnd auch dieſelbe Hoffnung ſich gruͤnde<lb/>
auff daß Wort Gottes/ nemblich auff den Bund mit Abraham auffge-<lb/>
richtet/ mit welchem Bund Gott verheiſt/ daß er nicht allein ſein Gott ſon-<lb/>
dern auch ſeines Saamens Gott ſeyn wolle. Weil aber dieſes nicht ſo ein<lb/>
allgemeine Verheiſſung iſt/ daß ſie alle Kinderlein in ſich begreiffe vnd die-<lb/>ſelben angehe/ wolte ichs nicht wagen jemand/ der alſo (ohn das Sacra-<lb/>
ment der H. Tauff.) ſtuͤrbe/ inſonderheit die Seligkeit gewiß vnd vnfehlbar<lb/>
zuverſprechen: Sintemahl etzliche Kinder der Heiligen ſind/ welche die<lb/>
ewige Gnadenwahl nichts angehet/ wie wir ſonderlich leſen. von Eſau/ Jſ-<lb/>
mael/ vnd andern mehr. O leidige Troͤſter!</p><lb/><p>Ach wie hertzlich frewet vns die Leutſeligkeit/ ſo in dieſem hohen Werck<lb/>
der ewige Sohn Gottes erwieſen/ wer kan wehren/ daß wir nicht auch mit<lb/>
Bernhardo in folgende Gedancken vnd Wort außbrechen: auß ſeiner <hirendition="#aq">me-<lb/>
ditation</hi> vnnd betrachtung in der erſten <hirendition="#aq">ſermon,</hi> den er am Feſt <hirendition="#aq">Epipha-<lb/>
nias</hi> oder der Offenbahrung Chriſti gehalten: Er erklaͤret daſelbſt die Wort<lb/>
Pauli Tit. 3. <hirendition="#fr">Da aber erſchien die freundligkeit vnd leutſeligkeit<lb/>
Gottes</hi><hirendition="#aq">&c.</hi> Er ſpricht: Ehe Chriſtus worden/ lag die leutſeligkeit vnd<lb/>
liebe noch gleichſam im verborgen/ vnd ward nicht ſo herlich geſpuͤret: Da<lb/>
aber der Sohn Gottes menſchliche Natur/ vnd zwar die ſchwache Menſch-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">y iij</fw><fwplace="bottom"type="catch">liche</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[909/0393]
Predigt.
Vatter aller barmhertzigkeit/ der nicht will/ daß jemand vnder dieſen
Kleinen verlohren werde/ in dem zarten Hertzlein jhrer Kinder einen
ſolchen Johannis-Glauben erwecken vnd anzuͤnden wolle/ daß ſie jhres
Chriſt Kindleins genießen vnd ſelig werden.
Der Paͤbſtiſche Tyranniſche Geiſt Bellarminus der durch den Banck
hin durch ohne Vnderſcheid alle vngetauffte Kinder verdammet/ wie auch
der Zwingliſche Jrꝛ- vnd Trawr-Geiſt/ der mag ſich hintrollen mit ſeinem
zweiffel/ der durch die Feder Petri Martyris folgende Wort in die Welt hin-
auß ſchreiben doͤrffen. De parvulis Chriſtianorum, qui absque hoc ſacra-
mento decedunt, ſi interrogarer, reſponderem, de illis ſpem bonam ha-
bendam eſſe: eamque niti verbo Dei, nimirum fœdere ac pacto inito cum
Abrahamo, quo Deus pollicetur, ſe non tantùm illius fore Deum, verùm
etiam ſemini ejus. Quæ tamen promiſſio, quum non ita ſit generalis,
ut omnes comprehendat, ideo nemini ſic decedenti auſim particu-
lariter promittere certam ſalutem: ſunt enim aliqui Sanctorum filii,
qui ad prædeſtinationem non pertinent: quales legimus fuiſſe Eſau, Iſ-
mael, & alios complures. Er ſagt: Wenn von den kleinen Kinderlein
der Chriſten/ ſo ohne das Sacrament der heiligen Tauff von dieſer Welt
abſcheiden/ mich einer fragte; gebe ich jhm zur Antwort/ daß gute. Hoff-
nung von jhnen zuſchoͤpffen ſeye/ vnd auch dieſelbe Hoffnung ſich gruͤnde
auff daß Wort Gottes/ nemblich auff den Bund mit Abraham auffge-
richtet/ mit welchem Bund Gott verheiſt/ daß er nicht allein ſein Gott ſon-
dern auch ſeines Saamens Gott ſeyn wolle. Weil aber dieſes nicht ſo ein
allgemeine Verheiſſung iſt/ daß ſie alle Kinderlein in ſich begreiffe vnd die-
ſelben angehe/ wolte ichs nicht wagen jemand/ der alſo (ohn das Sacra-
ment der H. Tauff.) ſtuͤrbe/ inſonderheit die Seligkeit gewiß vnd vnfehlbar
zuverſprechen: Sintemahl etzliche Kinder der Heiligen ſind/ welche die
ewige Gnadenwahl nichts angehet/ wie wir ſonderlich leſen. von Eſau/ Jſ-
mael/ vnd andern mehr. O leidige Troͤſter!
P. Martyr.
ad Rom. 5.
p. 304.
Ach wie hertzlich frewet vns die Leutſeligkeit/ ſo in dieſem hohen Werck
der ewige Sohn Gottes erwieſen/ wer kan wehren/ daß wir nicht auch mit
Bernhardo in folgende Gedancken vnd Wort außbrechen: auß ſeiner me-
ditation vnnd betrachtung in der erſten ſermon, den er am Feſt Epipha-
nias oder der Offenbahrung Chriſti gehalten: Er erklaͤret daſelbſt die Wort
Pauli Tit. 3. Da aber erſchien die freundligkeit vnd leutſeligkeit
Gottes &c. Er ſpricht: Ehe Chriſtus worden/ lag die leutſeligkeit vnd
liebe noch gleichſam im verborgen/ vnd ward nicht ſo herlich geſpuͤret: Da
aber der Sohn Gottes menſchliche Natur/ vnd zwar die ſchwache Menſch-
liche
y iij
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/393>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.