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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Acht vnd zwantzigste
Hauß ließ er außtreiben/ vnd nahete sich zu trawrigen. Er lerne sich schicken
mit Christo zum Gebett; oret, quaerat societatem; Er soll beten vnd gesel-
schafft suchen/ wie Christus auch gethan/ vnnd so man auch die liebsten
Freunde schlaffend findet/ vom Gebett nicht ablassen; gleich wie auch die
Kinder Jsrael Mosen nicht gehöret haben für seufftzen vnd angst/ die apo-
Exod. 6, 9.lutrosis vnd erlösung wird folgen.

IV. Die vierde lection lautet also: In me intuens pius esto: Du-
ruchloses Welt-Kind/ die Hölle kommet dir vor als wie ein kuh-
ler Schatten/ aber sihe auch an vnd betrachte recht was die Höll
sey/ vnd bekehre dich.
Geschicht das am grünen Holtz! Christus rufft/
laß mein Leiden nicht vergebens seyn; Jener Poet Virgilius machet einen
Virg. l. 9.
Aen.
mit Nahmen Phlegyas zu einem Prediger der Gerechtigkeit.

-- -- Phlegyasque miserrimus omnes
admonet & magna testatur voce per umbras:
Discite justitiam!

Jhr Menschen alle ins gemein
Jhr seyd jung/ alt/ groß oder klein!
Ach lernet doch/ weil es ist Zeit/
Rufft Phlegyas: Gerechtigkeit!
Luc. 16, 23.
24.

Also sollen wir auch an den reichen Schlemmer/ an dem Höllenbran-
de vnd todten-Aß lernen vnd vns predigen lassen/ wenn er schreyet: en ba-
sanois odunomai, ich werde gepeiniget/ gleich wie auff der Folter; oder
gleich wie ein Weib in Kindes schmertzen werde ich vnd noch mehr geäng-
stet; der mangel deß Trost-Wassers vnd sonderlich die Verzweiffelung/ die
alle Gebet niderschleget/ quelet mich/ Er ist eine grosse choas Klufft. Werden
diese exempel nicht helffen; so wird auch nichts helffen/ ob einer vonden toden
aufferstünde. Ein jeder lerne seine lection, auff daß/ wann auch das examen
rigorosum
vnd die scharffe Prob an jhn kombt; es bleibet nit auß/ vnd solts
in agone mortis vnd in der letzten Todes noth seyn; er also bestehe/ daß er
sein brabeium, sein güldenes Kleinod/ die Krone der Gerechtigkeit
davon bringe/ vnd trawrigkeit vnd leid vertausche mit Himm-
lischer Wonn vnnd Frewd/
Amen.

Die

Die Acht vnd zwantzigſte
Hauß ließ er außtreiben/ vnd nahete ſich zu trawrigen. Er lerne ſich ſchicken
mit Chriſto zum Gebett; oret, quærat ſocietatem; Er ſoll beten vnd geſel-
ſchafft ſuchen/ wie Chriſtus auch gethan/ vnnd ſo man auch die liebſten
Freunde ſchlaffend findet/ vom Gebett nicht ablaſſen; gleich wie auch die
Kinder Jſrael Moſen nicht gehoͤret haben fuͤr ſeufftzen vnd angſt/ die ἀπο-
Exod. 6, 9.λύτϱωσις vnd erloͤſung wird folgen.

IV. Die vierde lection lautet alſo: In me intuens pius eſto: Du-
ruchloſes Welt-Kind/ die Hoͤlle kommet dir vor als wie ein kůh-
ler Schatten/ aber ſihe auch an vnd betrachte recht was die Hoͤll
ſey/ vnd bekehre dich.
Geſchicht das am gruͤnen Holtz! Chriſtus rufft/
laß mein Leiden nicht vergebens ſeyn; Jener Poet Virgilius machet einen
Virg. l. 9.
Aen.
mit Nahmen Phlegyas zu einem Prediger der Gerechtigkeit.

— — Phlegyasq́ue miſerrimus omnes
admonet & magna teſtatur voce per umbras:
Diſcite juſtitiam!

Jhr Menſchen alle ins gemein
Jhr ſeyd jung/ alt/ groß oder klein!
Ach lernet doch/ weil es iſt Zeit/
Rufft Phlegyas: Gerechtigkeit!
Luc. 16, 23.
24.

Alſo ſollen wir auch an den reichen Schlemmer/ an dem Hoͤllenbran-
de vnd todten-Aß lernen vnd vns predigen laſſen/ wenn er ſchreyet: ἐν βα-
σάνοις ὀδυνῶμαι, ich werde gepeiniget/ gleich wie auff der Folter; oder
gleich wie ein Weib in Kindes ſchmertzen werde ich vnd noch mehr geaͤng-
ſtet; der mangel deß Troſt-Waſſers vnd ſonderlich die Verzweiffelung/ die
alle Gebet niderſchleget/ quelet mich/ Er iſt eine groſſe choas Klufft. Werdẽ
dieſe exempel nicht helffen; ſo wird auch nichts helffen/ ob einer vonden toden
aufferſtuͤnde. Ein jeder lerne ſeine lection, auff daß/ wann auch das examen
rigoroſum
vnd die ſcharffe Prob an jhn kombt; es bleibet nit auß/ vnd ſolts
in agone mortis vnd in der letzten Todes noth ſeyn; er alſo beſtehe/ daß er
ſein brabeium, ſein guͤldenes Kleinod/ die Krone der Gerechtigkeit
davon bringe/ vnd trawrigkeit vnd leid vertauſche mit Him̃-
liſcher Wonn vnnd Frewd/
Amen.

Die
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/422>, abgerufen am 21.05.2024.